Bild: Bild: howsweetthesound.typepad.com, :bsz-Geschenkempfehlungen Bild: howsweetthesound.typepad.com

Zum Basteln ist es mittlerweile etwas knapp, aber vielleicht klappt es mit dem Einkaufen und Bestellen ja noch was – Wer noch Geschenktipps auf die letzte Minute braucht, findet vielleicht in unseren Empfehlungen etwas, das ihm/ihr oder sein/ihren Liebsten oder auch Mittellieben gefällt. :bsz-RedakteurInnen haben Ihre Empfehlungen zusammengetragen – Bücher, CDs, digitale und analoge Spiele.

„Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“

Blaubär kein Panda mehr

(koi) Ein begnadeter Geschichtenerzähler, der vor Fantasie nur so sprüht: Diese Aussage trifft auf den legendären Käpt’n Blaubär ebenso zu wie auf dessen Erfinder Walter Moers. Im Buch erlebt der Titelheld wahnwitzige Abenteuer, die in Moers’ unvergleichlich fabulierender Erzählweise vor den Augen der LeserInnen lebendig werden – nicht zuletzt wegen der eigenen Illustrationen des Autors. Walter Moers hat sich schließlich zunächst als Comiczeichner („Das kleine Arschloch“) seine Sporen verdient. Nun liegt der „Blaubär“ in einer Neuauflage vor, in der die Zeichnungen besonders gut zur Geltung kommen: Florian Biege hat die Bilder des modernen Klassikers dafür farbenfroh koloriert. Ob auf hoher See mit Zwergpiraten oder in der Arena als Lügengladiator: In Farbe machen die Geschichten noch mehr Spaß als das Original.

Walter Moers: „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“, Knaus Verlag 2013, 704, Seiten, 29,99 Euro

 

„Der Schatten des Windes“

Friedhof der Vergessenen Bücher

(kac) Wer eine Mischung aus Abenteuergeschichte mit souveräner Erzählstruktur und Thriller mag, sollte den Roman „Der Schatten des Windes“ („La sombra del viento“) des spanischen Autors Carlos Ruiz Zafón unbedingt lesen.

Die zehnjährige Halbwaise Daniel Sempere Martín wird von seinem Vater, der Buchhändler ist, im Sommer 1945 in die geheimnisvolle Bibliothek von Isaac Monfort gebracht – die unter den Eingeweihten als „Friedhof der Vergessenen Bücher“ bezeichnet wird. Daniel muss versprechen, dass er niemanden von diesem geheimen Ort erzählen wird und darf sich eins der seltenen Büchern aussuchen. Er wählt sich das Buch „Der Schatten des Windes“ von Julián Carax aus. Dieser Roman erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der kurz vor dem Tod seiner Mutter erfährt, dass sein Vater doch noch lebe. So beginnt er ihn zu suchen, was sich als wahre Odyssee herausstellen wird. Beim Lesen des Buches verfällt Daniel immer mehr in seinen Bann und beschließt weiter Romane von Carax zu lesen, was sich jedoch als sehr schwierig erweist. Von einem mit seinem Vater befreundeten Buchhändler erfährt Daniel, dass alle Bücher von Carax verbrannt seien. Diese Information macht den Jungen noch neugieriger und so recherchiert er immer mehr über den geheimnisvollen Autor, bis die Geschichte eine mysteriöse Wendung macht.

Dieses Buch ist ein absolutes Muss! Besonders wenn die Entscheidung schwerfällt, den Eltern oder den Geschwistern etwas zu schenken. Sowohl Lesemuffel als auch –ratten werden auf ihre Kosten kommen. Versprochen.

Carlos Ruiz Zafón: „Der Schatten des Windes“, Fischer 2013, 562 Seiten, 9,99 Euro

 

„Heavenly Bodies“

Kult der fruchtbaren Körper

(mar) Es beginnt sehr entspannt, loungeig. Aber nicht diese Hipster-Elektro-Mucke, sondern echte Instrumente. Und die bereiten sich – man hört es deutlich, auf etwas vor. Sie steigern sich, nun klingen sie nach Neoheiden beiderlei Geschlechts auf Droge, die sich zu einem nur ihnen verständlichen Ritual auf einer sonnigen Wiese versammeln. Sie wollen wohl etwas beschwören, der Jazz weicht einer deinem kräftigeren Düsterrock. Oh ja, die Beschwörung gelingt, es erscheint … der Rhythmus treibt es an, schneller! Schneller! … es erscheint ein Saxofon! Und es tönt kraftvoll, dreckig und aggressiv wie noch nie ein Saxofon geklungen hat! Oh ja, dieses Saxofon ist Metallica-geschult und Sodom-gestählt, zudem hat es mit AC/DC gesoffen.

„Heavenly Bodies“ von The Fërtility Cült (natürlich nur original mit röck döts) nimmt den Hörer/die Hörerin mit zu fünf musikalischen Ritualen, und wer die Augen schließt, ergänzt die akustischen Eindrücke unweigerlich durch weitere Empfindungen. Die fünf Stücke dauern zwischen sieben und 16 Minuten, Zeit genug, sich langsam und vielschichtig zu entfalten, den leidenschaftlichen Sänger zu Wort kommen zu lassen, mit dem Saxophon abzurocken, die Hammond-Orgel auszupacken und den endlosen, psychedelischen Instrumentalabschnitten freien Lauf zu lassen.

Gute Musik braucht kein Label, hätte aber eins verdient. Bis es soweit ist, gibt es die Musik der Finnen auf Bandcamp zu bestellen (Das 2010er Debüt-Album „Eschatology“ bieten die Sonnenpriester übrigens zum Gratisdownload an.)

The Fërtility Cült: „Heavenly Bodies“, via Bandcamp, 2013, 51:54 Minuten, CD: 8 Euro, MP3-Download: Leg Deinen eigenen Preis fest!

 

„Hiobs Spiel 3. Verlierer“

NuNdUuN alias der Teufel

Es hat Jahre gedauert und ganze Fan-Foren gefüllt: Der dritte Teil, des auf 50 Jahre angelegte Romanzyklus von Tobias O. Meißner „Hiobs Spiel“, wurde sehnsüchtig erwartet. War es bereits im Vorfeld des ersten Bandes („Frauenmörder“) schwierig überhaupt einen Verlag zu finden, musste auch jetzt erst von Eichborn zu Golkonda gewechselt werden, bevor das Buch erscheinen konnte. Kein Wunder, Meißners Stil, die drastischen typografischen Wechsel und die sprunghafte Veränderung innerhalb des Erzählstils und nicht zuletzt seine detailverliebte Darstellung von Gewalt und Gemetzel spaltet Fans und KritikerInnen. Die Handlung ist eigentlich eine klassische Geschichte von Gut gegen Böse. Der Magier und erfolglose Künstler Hiob Montag spielt das Spiel der Spiele gegen NuNdUuN, der dem Rest von uns als Teufel bekannt ist. Mit jedem  „Prognostica“ und jeder „Manifestation“, die Hiob besteht, kann er Punkte sammeln und ein Level aufsteigen. 78 Punkte braucht es für den Sieg, der NuNdUuN als Herrscher absetzen wird. Zu Beginn des dritten Bandes ist Hiob dem Highscore von 17 Punkten, der von einem chinesischen Bauernmädchen gehalten wird, zwar nahe, aber auch schwer verletzt, weil er NuNdUuN am Ende des zweiten Bandes („Traumtänzer“) geohrfeigt hat. Der abgekämpfte Hiob hat es mit immer schwierigeren GegnerInnen zu tun, verliert aber gleichzeitig zunehmend  die Lust am Spiel, so dass der sonst so Lässige ins Straucheln gerät. Die rotzige Sprache verschlägt es ihm aber trotzdem nicht. Mehr sei nicht verraten. 

Tobias O. Meißner: „Hiobs Spiel 3. Verlierer“, Golkonda, Berlin 2012, 391 Seiten, 24,90 Euro

 

„Flora Tristan“

Der Traum vom feministischen Sozialismus

„Meine Großmutter war eine merkwürdige Frau. Sie nannte sich Flora Tristan. Sie erfand eine Vielzahl sozialistischer Geschichten… Wahrscheinlich konnte sie nicht kochen. Ein sozialistischer anarchistischer Blaustrumpf!“ Der Maler Gauguin kannte seine Großmutter nicht, doch ihr einschlägiger Ruf reichte aus, um sein Urteil zu fällen. Glücklicherweise wird es von der Nachwelt nicht geteilt. Flora Tristan (1803-1944), heiratete mit 18 Jahren ihren Arbeitgeber, um sich und ihre Mutter aus der Armut zu befreien, in die sie der Tod des Vaters gestürzt hatte. Die Ehe hält nur ein paar Jahre, denn der wesentlich ältere Graveur misshandelt Frau und Kind, woraufhin Flora Tristan ihn verlässt. Da eine Scheidung nicht möglich war und der Verlassene auf seinem „Recht“ als Ehemann bestand – er verübte sogar einen Mordanschlag auf seine „untreue“ Frau – befanden sich Tristan und ihre Tochter fortan auf der Flucht. Ihre Impressionen, die die couragierte Frühfeministin unterwegs sammelte, allen voran Armut, Slums und Fabriken, verarbeitet sie in ihren Werken und plädierte Zeit ihres Lebens für das Zusammendenken von sozialistische Forderungen mit dem Kampf für die Rechte der Frauen.

Florenc Hervé, selbst eine Größe innerhalb der Frauenbewegung jenseits von Alice Schwarzer, ist es  gelungen das Leben dieser nahezu vergessenen Urgroßmutter des Feminismus in einem übersichtlichen Bändchen zusammenzutragen und es den Lesenden als ein kleines Tristan-Potpourri, bestehend aus Briefen, Schriften Tristans, zeitgenössische Berichte Außenstehender oder sogar Gedichten, aufzubereiten.

Florence Hervé (Hrsg.): "Flora Tristan, Oder: Der Traum vom feministischen Sozialismus", Karl Dietz Verlag 2013,  9,90 Euro

 

 

„Detektiv Conan: Die Mirapolis-Ermittlung“

Der japanische Sherlock Holmes

(kac) Ginge es nach dem kultigen Manga Detektiv Conan und dem gleichnamigen Anime, müsste man in Japan ein Angelschnurgeschäft eröffnen, denn bei so vielen potenziellen Morden und anderen Verbrechen, die mit solch einer Schnur geschehen, sorgt man finanziell für das ganze Leben aus. Wo Kogoro Mori und Conan auftauchen, ist das Unheil vorprogrammiert. So auch bei dem Wii-Simulationsspiel Detektiv Conan  Die Mirapolis-Ermittlung.

Mirapolis ist eine große Burg auf einer Insel in einem künstlichen See und bietet somit den Mittelpunkt eines neuen Vergnügungsparks. Da dürfen Kogoro Mori, Ran, Conan und die Detective Boys bei der Eröffnung natürlich nicht fehlen. Doch anstatt mit Achterbahnen zu fahren und Spaß zu haben, werden sie ZeugInnen mehrerer grausamer Morde.

„Es gibt nur eine Wahrheit und ich finde sie!“ – diesen Satz wirst Du sagen können, denn bei diesem Spiel schlüpfst Du in die Rolle des Conan Edogawas. In Mirapolis-Ermittlung kannst Du verschiedene Tatorte untersuchen – Erfindungen, wie Power-Kick-Boots, oder der Stimmentransposer, von Prof. Agasa werden Dir Deine Arbeit erleichtern. Mit der Wii–Fernbedienung sammelst Du Beweise zusammen, um Deine Vermutungen zu stärken. Hast Du alle Hinweise bereit, kannst Du die vier Akte mit je drei Fällen lösen.

Wenn Dir das alles zu spannend ist, gibt es auch diverse Mini-Spiele, z. B. „Holey Moley Panic Room“, um Dich ein bisschen von dem Nervenkitzel zu entspannen, oder höre Dir Musikstücke mit der Jukebox an.

imagepooch: "Detective Conan: Die Mirapolis-Ermittliung", für Wii, Electronic Arts 2009, um 60 Euro

 

„Kein Nicer Dicer“

Radioaktives Tomatenbrot

(USch) Wer glaubt, ein alles und jedes gnadenlos zerwürfelnder „nicer dicer“ sei der letzte Schrei zu Weihnachten, sollte vielleicht nochmal einen Blick zurück werfen auf die Kabarett- und Comedy-Geschichte der letzten Jahrzehnte. Ein Alleinstellungsmerkmal unter den krassesten Geschenkideen genießt selbstverständlich Loriots Atomkraftwerksbausatz („es macht bumm und die Kühe fallen um“), der schließlich durch ein selbstgesprengtes Loch im Wohnzimmerfußboden erstmals die direkte Kommunikation mit den Untermietern ermöglicht. Doch auch Ottos „Tomatobrotomat“ ist ein Klassiker unter den absurdesten Weihnachtsgeschenkideen: Man nehme einen Laib Brot, ein Paket Butter sowie eine Tomate und werfe sie in das einem überdimensionalen Toaster nicht unähnliche Edelstahlgerät – und bereits nach einer kurzen Wartezeit von einer knappen Dreiviertelstunde werden Brot, Butter und Tomate auf ein Hölzchen gespießt wieder aus dem Stahlbauch herauskatapultiert. Denn: „Schon unsere Großväter wussten, was gut ist – ein selbstbereitetes Tomatenbrot. Doch sie wussten auch, ein Lied davon zu singen, wie schwer es ist, ein Tomatenbrot selbst zuzubereiten. Ja, so war es damals. Und heute? Ein Tomatenbrot? Ein Kinderspiel heute, mit dem neuen Tomatobrotomat!“ (O-Ton Otto Waalkes) Und vielleicht ließe sich ja beides kombinieren, sodass das fertige Produkt schon nach 45 Sekunden strahlend aus dem originalgetreuen Miniaturnachbau eines „Schnellen Brüters“ ausgeworfen würde – das wäre ein wirklicher Spaß für die ganze Familie!

Loriot & Waalkes: Atomkraftwerksbausatz und Tomatobrotomat.

 

„Der Widerstand“

Futuristisches Ränkespiel

(joop) In einer dystopischen Zukunft – vielleicht gar nicht allzu fern – beherrschen Konzerne die Welt. Deren korruptes System will „Der Widerstand“ (original „The Resistance“ von Don Eskridge) in fünf Missionen stürzen, nur leider haben einige Personen am Spieltisch ganz andere Pläne. Sie haben als Spione die Widerstandszelle unterwandert und müssen dafür sorgen, dass die Missionen fehlschlagen, ohne dabei aufzufliegen. Am besten bezichtigen sie gezielt andere der Sabotage, und schon traut niemand niemandem mehr. „Verrat, Verleumdung, Intrige“ – der Untertitel des Spiels fasst gut zusammen, worum es geht.

Es kann nicht schaden, ein Faible für Psychospielchen und ein Pokerface an den Spieltisch mitzubringen; alles andere ist in der A5-Box enthalten. Sämtliches Material ist stimmungsvoll gestaltet, angefangen beim Covergirl, das SciFi-Fans an einen Mix aus Starbuck und Caprica Six erinnern mag, bis zu Markern, Rollenkarten und den atmosphärisch sehr gelungenen Scoresheets. Für jede Anzahl SpielerInnen – zwischen fünf und zehn, von denen je zwei bis vier gegen den Rest arbeiten – gibt es eine eigene düstere Cyberpunk-Kulisse, die das richtige Flair für das futuristische Ränkespiel schafft.

Das Beste dabei: Ob nun die KämpferInnen des Widerstands oder die SpionInnen der Konzerne in Wahrheit die Guten oder Bösen sind, bleibt allein der eigenen Fantasie überlassen; und es dürfte davon abhängen, welche Rollenkarte man zu Spielbeginn von Fortuna zugelost bekommt.

Don Eskridge „Der Widerstand“, 2010, Heidelberger Spieleverlag, Spieldauer ca. 30 Minuten, 5-10 SpielerInnen, 13,99 Euro

 

„Teslagrad“

Geballte Ladung Abenteuer

(mar) Das drölfte „FIFA“ oder doch den x-ten „Call-of-Duty“-Ableger? Wofür gibt man lieber 60 Euro aus? Wie wäre es mit 9 Euro und einem innovativen Spielchen? 2D-Plattform-Rätselspiele gibt es zwar auch immer mehr, doch das bedeutet vor allem immer neue Kleinodien. Das neueste dieser Art – erschienen am 13. Dezember – ist „Teslagrad“, das lose die Spekulationen und die Zeit des genialen, aber in Vergessenheit geratenen Wissenschaftlers Nikola Tesla aufgreift, um mit Strom zu spielen. Die Geschichte kommt ganz ohne Dialoge und Text aus, sondern wird rein grafisch erzählt und mit einer zauberhaften Musik untermalt. Das ganze Szenario ist märchenhaft und düster, kindlich und intelligent zugleich. Hauptfigur ist ein Junge, der in einem comichaften Dieselpunk-Postrevolutionsrussland nach und nach immer mehr ausgefallene elektrisierende Entdeckungen macht und damit Rätsel lösen und Feinde besiegen muss.

Die jungen EntwicklerInnen von Rain Games aus Norwegen zeigen mit diesem Spiel, dass gute Grafik nicht immer 3D-HD heißt und dass Innovation und Kreativität mehr sind als ein neuer Deathmatch-Modus.

Rain Games: „Teslagrad“, 2013für Windows, MacOS und Linux, ab 2014 für Wii U und PS4, Erhältlich über Steam und Desura, 8,99 Euro

 

Weitere Rezensionen in :bsz-Ausgabe 982: Uri Bülbül: "Anatomie des Verrats"; Nathan Myhrvold, Maxime Bilet: „Modernist Cuisine at Home

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