Bild: Tragen doch nicht etwa das Theater zu Grabe? VertreterInnen der einzelnen Ensembles vor und hinter der Kulisse zu „Zombies – Es leben die Toten!“, Mit dem Semester begann die Spielzeit der Studiobühne des MZ Foto: mar

17 Veranstaltungen mit insgesamt 19 Aufführungen, neun Premieren, davon drei von ganz neuen Ensembles, insgesamt 300 Personen auf der Bühne; ganz frische, eigene Produktionen und unbekannte Klassiker; der erste RUB-ImproCup – so präsentiert sich das Programm der Studiobühne des Musischen Zentrums (MZ) im Wintersemester 2013/14. Viel Unterhaltung für wenig Geld. Wir stellen kurz vor, was der wuchtige Klotz an der Unibrücke in den nächsten Monaten für Euch bereit hält.

Zwischen der Jagd nach Credit Points und den richtigen Bafög-Formblättern stellen Studierende so einiges auf die Beine. So entstehen beispielsweise auch Theaterstücke mit Themen, die sonst selten auf die Bühne gebracht werden. „Freitagsabendsillusionen“ der Studentin Maria Sojka ist etwa ein „kleines Stück, ein Kammerspiel“, so Regisseur Simon Dapprich, das nah dran ist an der Lebensrealität der Studierenden. Fünf Studis treffen sich zum Vortrinken, geraten dabei ins Philosophieren über das Leben, die Zukunft, sich selbst und stellen fest, dass das Studium eine merkwürdige Zwischenphase zwischen Selbständigkeit und Selbstfindung ist. Die Theatergruppe Drei Pünktchen reflektiert auf der Bühne ihre eigene Situation und die des Publikums.

Projektoren als find-builder

Die meisten der Stücke, die dieses Semester auf die Bühne gebracht werden, entstammen der Feder oder vielmehr Tastatur von Studierenden der RUB. Der Schreib- und Probeprozess gestaltet sich dabei von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich. „find | build“ basiert lose auf dem stark autobiographisch geprägten, bisweilen kafkaesken Werk des Schriftstellers Robert Walser. Das Duo Joker Paranoia hat zusammen mit der Sängerin Doro Beule nach eigenen Angaben ohne Skript „erst einmal drauflosgespielt“, die Proben auf Video aufgenommen und aus dem so entstandenen Material das Drehbuch auf Goldstatus gebracht. Thema ist die Gestalt, das Motiv des Räubers, des Außenseiters, Methode ist die Auflösung der Grenzen zwischen Figur, Regisseur und Schauspieler.

Auch das „Theater der Verachteten“ spielt mit Grenzen und Möglichkeiten des Mediums Theater. Die Gruppe ToM – Theater ohne Mittel um Regisseur Nathanael Ullmann fragt bereits jetzt auf provokanten Plakaten auf dem Campus: „Die Ansagerin mag es ohne Vorspiel. Und wie magst du Theater?“ Vielleicht trifft ja eines der folgenden Elemente, die der Regisseur aufzählt, den Geschmack: „Ein wenig Rocky Horror Show, ein wenig Burlesque, ein wenig Moulin Rouge.“
Unter Anleitung der Studiobühne entsteht das Stück „W(I)E“. „Wie“ soll das präsentierte Theater sein und wie stehe ich („I“) in der Gruppe („we“)? Anhand dieser Leitfragen entsteht im Kollektiv ein „Reigen persönlicher Beiträge“.
„Sinn und Unsinn – Die homoerotischen Polyluces“ hat eine geradlinige gestufte Genese vom Text zum Stück hinter sich. Erst niedergeschrieben als Lesedrama, dann vorgelesen, dann in einer szenischen Lesung vorgestellt findet das Stück der Treibgut-Autorin und Studentin der Theaterwissenschaft Caroline Königs endlich den Weg auf die Bühne. Die Gruppe Spielwut bleibt nach dem Medley vom letzten Semester ihrer absurden Linie treu: Das Stück handelt von Homo-Tageslichtprojektoren (in der DDR Polylux genannt), die die Dorfgemeinschaft bedrohen. Glauben zumindest die Dorfbewohner. Klingt nach einem Fall für den Superhelden Rondriguez…

Menschenhoden gegen Hundeherzen

„Ich bin so müde, mein Sohn“ lautet der Titel eines Stücks, das bereits im vergangenen Semester Erfolge feierte und deshalb im November erneut zu sehen ist. Das Stück der RUB-Studentin Nina Ferreira da Costas wirft die Hauptfigur zwischen Liebe und Tod hin und her und fragt: „Wie viele Schicksalsschläge kann der Mensch eigentlich verkraften?“
Ebenfalls wieder zu sehen ist die Interpretation von Michail Bulgakows vieldeutiger Homunkulus-Novelle „Hundeherz“. Professor Preobraženskij rettet einen Straßenköter vor dem Erfrieren. Retten? Naja, auf seine Weise: Er pflanzt ihm Hypophyse und Hoden eines Kleinkriminellen ein – und rechnet nicht damit, dass der Hund den Charakter des Organspenders übernimmt und sich gegen seinen Meister wendet. Allerdings musste diese Aufführung verschoben werden. Der neue Termin wird noch bekannt gegeben.

Ohne Skript ist schnell zu schalten

Traditionell gibt es gegen Semesterende die Abschlusspräsentationen des Optionalbereichs zu sehen. Die Kurse „Schauspieltheorien im Praxistest“ und „Stimme und Klang“ haben im Februar ihr großes Finale.
Ganz neu ist hingegen der erste RUB-ImproCup, bei dem drei Improvisationstheatergruppen – Improgranti, Die Bande und Pottpourie – am ersten Tag gegeneinander antreten. Regie und Jury sind demnach Aufgaben des Publikums, denn Improvisa-tionstheater ist „Theater ohne Skript und doppelten Boden“, heißt es in der Ankündigung des Wettbewerbs. Auf den Regiestuhl darf das Publikum sich auch am zweiten Tag des Events setzen, dann allerdings improvisieren alle SchauspielerInnen zusammen. Und da dieser zweite Tag der erste Advent ist, wird „vielleicht“ das ein oder andere Türchen des Adventskalenders geöffnet werden.
Nochmals zu sehen sein wird die bühnenerfahrene Improtruppe Die Bande Ende Januar bei einer ihrer Shows. Seit 2012 haben die Schauspieler und Schauspielerinnen mit den schnellen Synapsen bereits bei vielen Gelegenheiten, wie bei der Extraschicht oder HaiLight, ihr Können unter Beweis stellen können.

Wo es doch gerade um Adventskalender ging: Am 6. Dezember verschmelzen Theater, Revue und Vorweihnachtszeit zu einem Nikolaus-Spezial, bei welchem das Programm des Semesters bunt zusammengewürfelt und präsentiert wird. Und auch hier kommt „vielleicht“ der Nikolaus vorbei.

3.11.
Joker Paranoia: find | build

9. + 10.11.
ToM – Theater ohne Mittel: Theater der Verachteten

16. + 17.11.
DreivIertelAcht: Ich bin so müde, mein Sohn.

23. + 24.11.
DreiPünktchen: Freitagsabendsillusionen

30.11. + 1.12.
Improgranti, Die Bande, Pottpourie:
RUB-ImproCup

6.12.
Nikolaus Spezial

11. + 12.1.
VER-Play: Tierra Muerta

18. + 19.1.
Spielwut: Sinn und Unsinn – Die homoerotischen Polyluces

24.1.
Die Bande: Improvisationstheater

1. + 2.2.
Studiobühne: W(I)E

4.2.
Studiobühne/Optionalbereich: Stimme und Klang

23.2.
Studiobühne/Optionalbereich:
Schauspiel

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