Bild: Beziehungsfrust und Spielwut – Theatergruppe zeigt absurde Beziehungen., Studentisches Debüt „Absurde Beziehungen“ feiert am 22. Juni Premiere Foto: Spielwut
Das menschliche Miteinander nimmt manchmal merkwürdige Formen an. Das gleiche kann man über das Theater auch sagen – nicht zuletzt, weil es ja doch immer wieder um das Zwischenmenschliche geht. Die junge studentische Theatergruppe Spielwut zeigt mit ihrer Debütaufführung am 23. und 24. Juni eine Collage von „absurden Beziehungen“.
 
Zwei Menschen sitzen im selben Zugabteil. Sie haben dasselbe Ziel und denselben Ausgangspunkt. Am Ende des Tages legen sie sich in dasselbe Bett. Erst nachdem sie auch noch feststellen, dass sie eine gemeinsame Tochter haben, dämmert es ihnen: Sie sind verheiratet. Der Finger der Frau im Ohr des Mannes war der Schlüssel. Klingt absurd – ist es auch. Und es ist nur eine von fünf absurden Konstellationen zwischen Menschen, welche die erst Ende vergangenen Jahres gegründete Theatergruppe Spielwut am Wochenende präsentieren wird.
Ursprünglich wollten die vier Studentinnen und der Student ganz einfach das Thema „Beziehungen“ auf die Bühne bringen, da brachte der junge Mann im Bunde, Julian Brock, in der Vorbereitungsphase das Stichwort „Absurdes Theater“ ein. Prompt wurde beides vereint, denn absurd sind Beziehungen oft genug. „Es geht um Fehler in der Kommunikation und um Missverständnisse“, sagt Caroline Königs, die wie die anderen DarstellerInnen in einer Mehrfachrolle zu sehen sein wird. „Das kann lustig enden, aber auch ziemlich tragisch.“

Menschliches, Allzumenschliches

Nicht alle der zwischen zehn und zwanzig Minuten langen Dramenfragmente sind der Gattung des Absurden Theaters zuzuordnen. So wird der Abend eröffnet mit einem Stück, das der Feder Susanne Goldmanns entstammt. Die Studentin der Theaterwissenschaft spielt in diesem ersten Teil der Collage die Rolle der Alina. Alina ist die kleine Schwester von Anna (Caroline Königs), welche eigentlich in Leon (Julian Brock) verliebt ist, sich ihm gegenüber aber aus Angst sehr abweisend verhält. Daher steigt Leon mit Alina in die Kiste. Und während Leons Mitbewohner Lukas (Felicitas Friedrich) damit beschäftigt ist, seinen kleinen Bruder Carl (Malin Arend) aus der Depression zu befreien, verkündet Leons Affäre plötzlich, dass sie befürchtet, schwanger zu sein. Eine verwirrende Verflechtung von Personen und Beziehungen, aber nicht absurd und komisch, sondern realistisch und traurig.
Die weiteren Teile sind in der Personenkonstellation nicht so komplex, dafür werden die Charaktere in diesen Zwei-Personen-Stücken zeitweise ins Bizarre überzeichnet. Da wäre zum Beispiel die Geschichte eines lesbischen Pärchens, das irgendwie nicht so glücklich miteinander ist. Hier liegt die Tragik im konsequenten Aneinander-vorbei-Reden. Während der eine Charakter nämlich lautstark von seinen Sehnsüchten erzählt, überhört er vollkommen den stummen Schrei nach Liebe seiner Partnerin.
Oder beispielsweise die Geschichte zweier Clowns, einem euphorischen und einem traurigen. Heiter-komische Dialoge werden verstörend unterbrochen „durch schlagartig ernste Momente“, sagt Felicitas, die „Euphorische“.

Theater ist wie das Leben: ein Auf und Ab der Gefühle

„Und dann kommt das ganz, ganz ernste Finale“, kündigt sie das letzte Teilstück an. Es geht um Kindsmord, einen Ehemann, der gar keiner ist, Schuldzuweisungen und gegenseitige Anklagen. Eine Frau muss ertragen, wie auf ihren schmerzhaften Erinnerungen herumgeritten wird. Kann sie diese Belastung ertragen oder kann sie sich gar zur Wehr setzen?
Das Auf und Ab der Stimmungen sei durchaus gewollt, erklären die kreativen Theaterwissenschafts-Studentinnen Felicitas und Caroline. Die Begründung hierfür ist die Gleiche wie für die Entscheidung, statt eines längeren kompletten Stückes lieber eine Collage aus fünf Ausschnitten im Musischen Zentrum aufzuführen: Da es sich um die erste Aufführung von Spielwut handele, wolle man sich „als vielseitige SchauspielerInnen“ präsentieren, so Felicitas. Doch nicht nur auf der Bühne kann sich das Quintett beweisen. So hat Susanne Goldmann die meiste Theatererfahrung, generell aber sind bei „Absurde Beziehungen“ alle Gruppenmitglieder gleichberechtigt an der Regiearbeit beteiligt gewesen. „Wir haben dann auch schon mal bei einer Probe zwei Stunden über Requisiten diskutiert.“
Für die Zukunft hat die Gruppe auch schon Pläne. So wird das nächste Stück wahrscheinlich ein längeres, zusammenhängendes werden. Dafür sucht Spielwut allerdings noch interessierte MitstreiterInnen, insbesondere männliche Schauspieler, denn das Geschlechterverhältnis in der Gruppe ist derzeit ein wenig unausgeglichen…
 
aBsûrDe béZIehuNgèn
Eine Szenencollage
22. und 23. Juni
jeweils 19.30 Uhr
Musisches Zentrum, RUB
Eintritt frei
Kontakt/Reservierung: 
Julian.Brock@rub.de
 

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