Mit wuchtig-rauchiger Stimme bringt Jaana alias Jennifer Schareina bereits seit 2007 Retro-Rock in die Clubs. War das Repertoire der Essenerin anfangs noch eher folkig, ist es in den letzten Jahren mehr vom Rock der 60er und 70er geprägt. Zweimal gewann Jaana mit ihrem Mix aus eigenen, zuweilen ein wenig düsteren Songs sowie Cover-Beiträgen die monatlich stattfindende Newcomer-OpenStage im „Subrosa“ in der Dortmunder Nordstadt. Wichtige musikalische Vorbilder sind Janis Joplin und Deep Purple. Mit ihrer niemals fehlenden roten Blume im Haar trägt Jaana mehr als nur einen Hauch 68er-Spirit in die Musikszene der Gegenwart. Zudem tourt sie mit ihrer gleichnamigen dreiköpfigen Band, die ebenfalls 2007 gegründet wurde, durchs Revier.
Nach wechselnden Besetzungen in den ersten Jahren rockt Jaana seit 2012 mit Adrian Klawitter am Bass sowie Jonas Deicke an den Drums quer durchs Ruhrgebiet. Zuweilen greift die E-Gitarre spielende Frontfrau, deren Paradestück „Glory Box“ von Portishead ist, auch zur Querflöte: So erinnern die Querflötenpassagen in Songs wie „Stranger in the Desert“ streckenweise ein wenig an Jethro Tull als einziger international renommierter Rockband, die der „Western concert flute“ eine zentrale Rolle zukommen lässt – mit dem feinen Unterschied, dass bei Jaana hier und da orientalische Klänge durchschimmern. Neben dem 60er- und 70er-Rock als wichtigster Inspirationsquelle experimentiert die Band neuerdings auch mit Elektro-Elementen, die auch auf der sich aktuell in Produktion befindlichen CD zu hören sein werden. Zudem ist Jaana bekannt für ihre von Blues-Elementen geprägten Session-Einlagen, von denen es bei Live-Performances eine Menge zu hören gibt. „Wir haben ein paar Riffs, über die wir immer wieder improvisieren, um auf der Bühne etwas mehr Freiheit zu schaffen“, verrät Jennifer Schareina der :bsz. Und ein wenig schimmert auch die Aura der großen Freiheit von Woodstock durch, wenn Jaana richtig loslegt.
Früh inspirierte Multikünstlerin
Die künstlerischen Weichen wurden bereits sehr früh gestellt: „Musik gemacht habe ich schon als Achtjährige, als ich zur Freude meiner Eltern auf der Whiskey-Büchse meines Vaters rumschlug und dabei rumbrüllte“, berichtet Jennifer mit einem Lächeln auf den Lippen und fügt hinzu: „Richtig los ging es bei mir dann mit 16, nachdem wir von der Schule eine Orchester-AG hatten und einer eine E-Gitarre mitbrachte. Ich schnappte mir dann sofort die alte Gitarre meiner Mutter und stand dafür morgens sogar früher auf, damit ich vor der Schule noch etwas üben konnte.“ Bevor die Musik zum ‚Hauptding‘ wurde, war Jennifer Schareina jedoch auf anderen Feldern der Kunst aktiv und absolvierte ein Design-Studium: „Eigentlich komme ich aus dem rein künstlerischen Bereich – ich male von klein auf, Naturstudien und Surreales; Design studiert habe ich nur, weil mich die Kunstakademie nicht wollte und ich erst mit 16 angefangen habe, Gitarre zu spielen, weshalb auch die Aufnahmeprüfung zum Musikstudium nicht infrage kam“, skizziert Jennifer ihren Werdegang. „Während des Studiums habe ich dann aber immer mehr Musik gemacht, bis ich schließlich zu singen begann und auf die Bühne ging.“ Hinzu kommt seit einiger Zeit die Literatur, bei der Grotesken und Horror-Kurzgeschichten im Fokus stehen und sogar schon ein Roman-Manuskript in der Mache ist. „Mehr Spaß als Malen macht es mir mittlerweile; die Musik ist aber klar die Nummer eins.“
Flowerpower als künstlerisch-politisches Statement
Am Sound der 68er fasziniert Jaana vor allem „die Freiheit, die die Hippie-Bewegung vermittelt, die Liebe zum Experimentieren, dass damals noch nicht alles so perfekt sein musste.“ Doch auch wenn es um die prekäre ökonomische Situation von KünstlerInnen in der gegenwärtigen Gesellschaft geht, hat Jennifer Schareina eine konkrete politische Utopie: „Bedingungsloses Grundeinkommen. Generell sollten alternative Lebensstile zudem vom Staat toleriert werden. Was KünstlerInnen und MusikerInnen betrifft, sollte der ideelle Wert der Kunst und Musik mehr geschätzt und allem Kreativen – übrigens auch der Forschung – mehr Freiraum gegeben werden, ohne dass Geld ständig eine Rolle spielt.“ Dies ist momentan aber leider sehr stark der Fall: „Solistin bin ich derzeit nur als Straßenmusikerin.“ Für die zukünftige Entwicklung hat die Band Priorität. „In Zukunft werden verstärkt auch Elektroelemente bei uns zu finden sein. Wie wir das live umsetzen, überlegen wir noch.“
Die derzeit im Studio eingespielte CD mit dem Arbeitstitel „Back to the Roots“ wird voraussichtlich ab Herbst erhältlich sein. Wer Jaana samt Band erstmal live sehen möchte, sollte sich zumindest einen der folgenden Termine vormerken:
11. April: Musikertreff Stennert, Auf dem Stennert 10, Herne: Support von Blackstone Edge (britischer Folkrock), Einlass: 19.00 Uhr.
12. April: Musikertreff Ruhr Abend, Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, Bochum: Diverse Künstler, Eintritt 7 (ermäßigt 5) Euro, Beginn: 20.00 Uhr.
13. April: Klapsmühle, Mühlenstr. 6, Castrop-Rauxel, Jaana, Eintritt frei, Beginn: 21.00 Uhr.
Website: www.jaana-redflower.de
Soundcloud: https://soundcloud.com/jaana-redflower
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