Bild: Kommentar: Auflösung der GHG: Eine hochschulpolitische Bankrotterklärung

Peinlicher Abschied: die grüne Hochschulgruppe schwärmt in ihrer Stellungnahme von den guten, alten, wilden Bildungsstreik- und Hörsaal-Besetzungszeiten und jammert über die „konservative AStA-Mehrheit“, jammert über den Trend zum unpolitischen AStA, jammert über „Steigbügelhalter“-Jusos – und sagt: tschüss. Einfach nur ein Jammer!

Man muss sich das mal vorstellen: Die Partei Die Linke meckert über die viel zu konservative Merkel-Ära und zieht daraus den Schluss, sich aufzulösen. Oder die Syriza-Regierung ließe verkünden: „Die Troika ist böse, deswegen gehen wir.“ Einen solchen Abschied hat nun die GHG hingelegt. Leider!

Für die hochschulpolitischen Akteure an der RUB, die sich ausgemalt haben, bei der nächsten StuPa-Wahl den AStA stellen zu können, erscheint die Auflösung der GHG ein schwerer Schlag zu sein: die bisherigen  GHG-WählerInnen müssten schon allesamt ihr Kreuzchen bei Linke Liste (LiLi), Liste Bier und Co machen, damit eine linke AStA-Koalition realistisch ist.

Und was ist mit den Studierenden? Studentische Initiativen, die dem bestehenden System mehr als ein Amen abringen, bekommen keine Räumlichkeiten, Partys sind zu gefährlich, der Regelstudienzeit-Drill stresst immer mehr und auch die Situation Teilzeit-Beschäftigter ist nach wie vor prekär – vor diesem Hintergrund erscheint es umso bedauerlicher, wenn hochschulpolitische Kräfte, die zumindest ein emanzipatorisches Potential versprechen, verschwinden.

Außer exklusives Linke-Szene-Denken nichts zu bieten

Trotzdem trägt die GHG auch selbst Schuld: Wer nicht genug kritische und emanzipatorische Perspektiven einbringt, es verpennt, gegen  die Studi-Ticket-Verteuerungen zu mobilisieren, stattdessen lieber eine vermeintliche AfD-Infiltration bei der NAWI herauf beschwört, gegen Einzelpersonen stichelt und über unpolitische Studis, die einen unpolitischen „Service“-AStA wählen, jammert, auf dass sich die Studierenden irgendwann politisieren, der muss sich eingestehen, viel falsch gemacht zu haben. Das ist ganz exklusives Linke-Szene-Denken, mit dem man zuletzt auch immer weniger Studierende erreichen konnte. Die GHG hat nun zumindest die Konsequenz gezogen, sich zu verabschieden. „Auf den Trümmern das Paradies“ lautet die sentimentale Überschrift ihrer Stellungnahme. Viele Trümmer. Ja! Aber wo ist das Paradies? Es bleibt wohl das Geheimnis der GHG.

:Benjamin Trilling

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