Bild: Weniger Bananen essen, die neuen Laufschuhe nicht gleich verschleißen ... oder wie war das noch mit den guten Vorsätzen?, Die Psychologie der Willenskraft – Praktische Tipps aus der Motivationsforschung Foto: kac

Weniger Rauchen, weniger Alkohol, gesünder ernähren und mehr für die Uni tun: Viele von uns versuchen es alle Jahre wieder. Warum es dann meistens doch nicht wirklich klappt, versucht die Motivationsforschung zu ergründen.

Der erste Stolperstein liegt häufig schon direkt am Anfang: Formulieren wir Vorsätze, weil wir es wirklich wollen? Oder doch eher, weil wir glauben, all diese Dinge wollen zu müssen?

Diese Frage ist zentral: Denn wer aus sich heraus (intrinsisch) motiviert ist, zieht die jeweiligen Vorhaben auch eher durch. Wer nicht aus eigenem Antrieb handelt, sondern von Außenfaktoren getrieben wird, dessen (extrinsische) Motivation fällt eher gering aus oder lässt schnell wieder nach.

Ratio vs. Emotio

Doch auch, wenn wir aus unserem tiefsten Inneren etwas wollen, fällt es uns schwer, tatsächlich danach zu handeln. Gerade bei Vorsätzen handelt es sich häufig um Verlockungen in Form von Genussmitteln oder Ablenkung. Ob wir diesen erliegen oder widerstehen, hängt von zwei Instanzen ab, die unsere Entscheidungen beeinflussen: Der rational denkende Kopf wägt Kosten und Nutzen einer Handlung ab, während es für das emotionale System um die unmittelbare Attraktivität einer Option geht.

So zeigte sich in Studien, dass kurzfristige Belohnungen trotz objektiv geringerem Wert attraktiver sind als zukünftige: Die Mehrheit der ProbandInnen entschied sich lieber für sofortige 10 Euro auf die Hand als ein Jahr auf 20 Euro zu warten.

Bizepstraining im Kopf

Da wir den subjektiven Wert einer Handlungsoption schwer ändern können – die Schokolade oder das Bier SIND einfach lecker –, liegt der Schlüssel zu eingehaltenen Vorsätzen in der Willenskraft. Der rationale Teil in uns muss trainiert werden, um immer öfter Handlungen unterdrücken zu können, die unseren langfristigen Interessen widersprechen.

Die gute Nachricht: Willensstärke ist tatsächlich wie ein Muskel – trainieren wir sie regelmäßig, wächst sie. Die schlechte: Sie ist nur begrenzt  verfügbar und von der Tagesform abhängig. Wir können uns nicht unbegrenzt selbst kontrollieren und sind vor allem unter Müdigkeit, Stress oder Hunger anfälliger für Verstöße gegen unser Vorhaben.

Die Lösung: Durch so genanntes Precommitment können wir uns selbst die Möglichkeit zum Vorsatzbruch nehmen. Indem wir präventiv unseren Handlungsspielraum einschränken, führen wir uns gar nicht in Versuchung.

:Melinda Baranyai

 

Tipps für den Alltag

• nicht zu viel vornehmen; überdenken, welche Vorsätze wir wirklich aus eigenem Antrieb heraus möchten

• Precommitment: keine Süßigkeiten/Zigaretten kaufen, Facebook im Browser blockieren /Handy ausschalten

• wenn der Drang zu sündigen kommt, dann 10–20 Minuten warten; meistens ebbt er auch wieder ab

• eigene Tagesform registrieren: nicht hungrig einkaufen gehen, nicht müde lernen wollen

• Umgebungen meiden, in denen Versuchung besteht (nicht zu den RaucherInnen stellen, nicht „auf ein Bier“ bei einer Party vorbeischauen)

• und vor allem: erfolgreiches Widerstehen von Versuchungen bewusst machen, sich loben & stolz darauf sein!

 

0 comments

You must be logged in to post a comment.