Wie aufregend! Endlich geht es los! Du bist jetzt Bildungselite! Okay, bisher gehörst Du nur zum Nachwuchs, der all seine geistige Arbeitskraft, zahlreichen synaptischen Verbindungen und letztendlich einen Teil seines Lebenswillens dem System opfert, das Mittel zum Zweck ist. Mach Dir nichts vor: Durch Deine universitäre Ausbildung gibst Du Dich der Logik des kapitalistischen Verwertungssystems hin. Und genau deswegen ist die Regelstudienzeit ab Deiner Unterschrift unter dem Immatrikulationsbogen Dein höchstes Lebensziel der nächsten drei Jahre.
Das Leben ist kein Ponyhof und die Universität kein Zuckerschlecken. Oder mach einfach das Beste aus der letzten Zeit, die Du in Freiheit verbringen kannst. Studieren ist auch immer ein bisschen Party, ein bisschen Rebellion und ein bisschen Verrücktsein. Denn eines steht mit dem Beginn Deines Studiums tatsächlich fest: Mit dem Abschlusszeugnis in der Hand geht es wirklich ums Ganze. Dann wird es ernst und dann sind die fetten Jahre ganz vorbei.                

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Elektro- und Hybridautos sind bei niedrigem Tempo sehr leise und können leicht von FußgängerInnen und RadfahrerInnen überhört werden. Dies macht einen Unfall viel wahrscheinlicher. Deshalb müssen sie alle ab Mitte kommenden Jahres mit einem Warngeräuschgenerator ausgestattet sein. An sich schon eine paradoxe Sache, wenn man solch geräuscharme Motoren auf diese Weise aufrüsten muss. Sorgen mache ich mir jedoch um die Richtung, in die die künstlichen Töne gehen können. Vor allem, wenn man sich das Beispiel der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa anhört. Das sich für mich nach einem startenden „TIE fighter“ anhört und mich einen wortwörtlichen Krieg der Sterne auf den Straßen befürchten lässt. Dazu kommen dann noch die Firmen, die alle eigene Soundmodelle als Alleinstellungsmerkmal möchten: Porsche möchte zum Beispiel emotional klingen. Doch man kann nur auf die Fähigkeit der zuständigen SounddesignerInnen hoffen, dass nächstes Jahr kein Proll mit über 60 Sachen und Zirkusmusik durch die Innenstadt rast.  

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Die SPD wurde schon wieder totgesagt, daher schwor man sich Erneuerung. Gewiss mit Altlasten wie Olaf-„keine Polizeigewalt“-Scholz und Andrea-„in die-Fresse“-Nahles, aber Erneuerung hört sich trotzdem hip an. Dass nur 11 Prozent ihrer Mitglieder unter 35 Jahre alt sind, geschenkt. Blutjung in den Abgrund. Kurt Tucholsky erkannte einst: „Wie rasch altern doch die Leute in der SPD –! Wenn sie dreißig sind, sind sie vierzig; wenn sie vierzig sind, sind sie fünfzig, und im Handumdrehn ist der Realpolitiker fertig.“ Dass der Terminus Realpolitiker noch geradezu großzügig mit dem ehemaligen Bollwerk der ArbeiterInnenklasse verfährt, sei dahingestellt. 

Aber genug der schlechten Worte, schauen wir auf die Errungenschaften des „Ja“ zur kleinsten Großen Koalition: keine. Neben einem grauenhaften Koalitionsvertrag haben die GenossInnen die AfD zur größten Oppositionspartei gemacht. SozialdemokratInnen wie Herbert Wehner wussten noch, wie man mit Nazis im Bundestag umzugehen hat, die Düffeldoffel der erneuerten SPD wissen von nichts außer vom Machterhalt.               

:juma

Mittlerweile sollte „Bitcoin“ jedem ein Begriff sein. Diese gehypte digitale Währung, deren Marktwert heute den aller anderen übertrifft. Insbesondere für ihre Sicherheit ist sie bekannt, jedoch nicht für ihre katastrophale Umweltbilanz. Das gesamte Bitcoin-Netzwerk verbraucht bereits jetzt mehr Energie als Peru oder Hongkong. Der Markt wird momentan vor allem von chinesischen Minern dominiert, die das Gros der Coins mit schmutzigem Kohlestrom herstellen. Pariser Klimaziele Adé. Die chinesische Regierung zieht nicht mehr mit und tritt auf die Bremse. Doch jetzt ist Island im Visier der Miner, denn dort gibt es billigen Ökostrom und im Sommer muss nicht extra gekühlt werden. Doch dieses gelobte Land könnte binnen weniger Jahre schon zu klein für die Miner werden. So veranschlagt der Stromversorger HS Orka 840 Gigawattstunden nur für Mining dieses Jahr – im Gegensatz dazu nur 700 für die Privathaushalte. Müssen die IsländerInnen bald ihr Stromparadies für das weitgehend steuerfreie und wenig Jobs bringende Mining aufgeben? Und wohin soll dann weiter expandiert werden?                   

:gin

VW ist wieder in aller Munde: Menschenversuche haben sie gemacht – die Fieslinge! 2013 haben sie sowohl an Affen als auch an Menschen Versuche mit Stickoxiden unternommen. Durch die Medien gehen Rufe, die die fünf Jahre alte Untersuchung mit dem 

Dieselskandal vom vergangenen Jahr in Verbindung zu bringen versuchen. Die gebrandmarkte Sau wird abermals durchs Dorf getrieben. Dass die Menschen nicht eingepfercht, festgebunden oder wie die armen Äffchen in Glaskästen gesperrt und mit den Stickoxiden belästigt wurden, wird irgendwie von vielen ausgeklammert. Auch, dass die Konzentration der Strickoxide deutlich unterhalb der an vielen Arbeitsplätzen üblichen Konzentration lag, scheint irgendwie irrelevant. Wahrscheinlich ist die Konzentration höher, wenn man im Stau stehend ein Fenster öffnet. Oder mal länger an einer Kreuzung steht. Aber hey – eine kritische Nachfrage habe ich doch: Die Äffchen durften Cartoons gucken, damit sie ruhig bleiben. Durften die Studis der RWTH Aachen, an denen die Versuche gemacht wurden, das auch? 

:ken

Ein Hoch auf das Europäische Markenamt. Dank der unermüdlichen SittenwächterInnen in Alicante werden die allzu sensiblen EuropäerInnen nicht der Zumutung ausgesetzt sein, beim alltäglichen Einkauf außerhalb des DVD-Regals auf diese Abscheulichkeit mit dem obszönen Namen „Fack ju Göhte“ zu stoßen. Denn die HüterInnen von Moral und Anstand haben nun vor dem Gericht der Europäischen Union gegen Constantin Film – Schmutzfinken! – triumphiert. Diese schamlose Frivolität eines Filmtitels wird nicht als Markenname geschützt. Wo kämen wir denn da auch hin? Geschmacklos und anstößig sei er, dieser sogenannte Titel. Und eine Beleidigung noch dazu. Der Dichterfürst soll sich … nun ja … selbst beglücken? Und mit diesem Mund küsst du deine Mutter, Constantin (Film)? Pfui! Schauderhaft!

Vielleicht versucht man es beim nächsten Filmtitel lieber mit dem Wiener Wunderkind Mozart? Einen Titel liefert das Musikgenie unterdessen selbst: Leck mir den Arsch fein recht schön sauber …

:juma

Getrommelt und gepfiffen sei’s. Ruft’s von allen Dächern, schreibt es auf Banner und Tücher, der Bibel gehört ein neues Buch hinzugefügt – Donald Trump ist gesund! Ein Mann von über 70 Jahren kann sich einfache Sätze merken und wiederholen. Außerdem ist der mächtigste Mann der Welt imstande einen Löwen (das Tier mit der wunderbaren Haarpracht, das einige vor Neid orange werden lässt) von einem Nashorn und von einem Kamel zu unterscheiden. Außerdem kann der kleine Donald Buchstaben- und Zahlenreihen vorlesen und einfache gesprochene Sätze nachplappern. Wirklich betrübend ist dabei, dass er explizit seinen geistigen Zustand hat checken lassen. Noch betrübender ist, dass das unter anderem in der obenstehenden Weise getestet wurde. Selten hat mich die Gesundheit eines Menschen so traurig gemacht. Jetzt wissen wir immerhin, falls er irgendwann auf den roten Weltzerstörungsknopf drückt, weil ihn jemand eine Orange mit Toupet genannt hat, dass er im vollen Besitz seiner kognitiven Fähigkeiten war, als er maßlos überreagierte.

:ken

Im neuen Jahr wird immer alles besser. Das liegt vor allem an unseren guten Vorsätzen. Wie oft habe ich mir nicht schon vorgenommen, ein bisschen was für die Gesundheit zu tun oder mehr Bücher zu lesen. Wie viele Male ich schon am ein oder anderen Volkslauf teilnehmen wollte, kann ich gar nicht mehr sagen. Wenigstens ein Vorsatz, den ich erfüllt habe: Irgendwann aufhören, zu zählen. Im Grunde sind all unsere guten Vorsätze nämlich nur eins: fadenscheinige Entschuldigungen für unser Versagen im vergangenen Jahr. Und es tut mir leid, Euch LeserInnen hier Eure Illusionen zu rauben: Es ist durchaus unwahrscheinlich, dass irgendwelche Vorsätze nach Jahren oder gar Jahrzehnten der fast mantrischen Wiederholung endlich in die Tat umgesetzt werden. Vergesst es einfach. Tut Euch einen großen Gefallen für den 31. Dezember 2018: keine Vorsätze! 

Wo wir schon dabei sind: Tut Euch noch einen Gefallen und nehmt „keine Vorsätze“ nicht als Vorsatz mit ins vor Euch liegende Jahr, denn sonst werdet Ihr versagen. Frohes neues Jahr …

:juma