Aufreißer mit Freilandeiern im Wolfstraum

„XXS“ – Der Name war beim Dortmunder Kurzfilmfestival im Cinestar Programm. Keiner der eingereichten Beiträge der Nachwuchsfilmer und -filmerinnen dauerte länger als 20 Minuten. Gut 500 Zuschauer und Zuschauerinnen verfolgten das Spektakel.

Eine hochkarätige Jury, u.a. besetzt mit Star-Regisseur Jan Henrik Stahlberg und Schauspieler Johnny Müller, bewertete zehn Filme mit einer Länge von je sechs bis zwanzig Minuten. 146 Werke waren eingereicht worden. Die Themen reichten dabei von neoliberaler Scheinwirtschaftlichkeit in „Outsourcing“ über die ganz persönliche Einstellung zu Lebensmitteln in „Freilandeier“ bis hin zu zarten Liebesbanden in „Nachts ist es dunkel“.
Strahlende Siegerin nach über vier Stunden Vorstellung und Jury-Beratung war am Ende die bayerische Filmemacherin Maria-Anna Rimpfl mit ihrem Beitrag „Wolfstraum“.
Idealistische
Filmemacherin
Der XXS-Preis ist mit 1 500 Euro dotiert. „Das ist der erste Preis, den ich bekomme, für den es auch Geld gibt“, freute sich Rimpfl. Kein Wunder: Für die Realisierung von „Wolfstraum“ sparte sie teilweise sogar an Lebensmitteln, wie sie im bsz-Gespräch bekannte. Der zweite Platz und 1000 Euro Preisgeld ging an den Animationsfilm „Freilandeier“ von Daniel Faigle. Für „Der Aufreißer“ konnte sich Steffen Weinert über 500 Euro und den Publikumspreis freuen.
Mutter oder nur Möchtegern?
Mitorganisatorin Sarah Harder lobte den Sieger-Beitrag mit seiner „einfühlsamen Art, ein schwieriges Thema anzupacken“. Im 15 Minuten langen „Wolfstraum“ wünscht sich die junge Protagonistin ein Kind. Der Film zeigt sie dabei weitgehend bei einer Flucht durch den Wald, wobei für die Zuschauer unklar bleibt, ob sie nun schon ein Baby hat, eines bekommt oder bekommen wird.
„Für die relativ geringe Vorlaufzeit sind wir absolut zufrieden mit dem Festival“, resümierte Harder am Ende. „Sowohl die Zuschauerresonanz als auch der Ablauf waren klasse.“ Nach den Vorstellungen und Siegerehrungen im CineStar schloss sich eine After-Show-Party in der Underground-Disco „Versteck“ in Dortmund-Brackel an, die bis in die frühen Morgenstunden dauerte.
„Das Festival soll jungen Filmschaffenden und unentdeckten Talenten eine Plattform bieten, ihre Werke einem größeren Publikum zu zeigen und gleichzeitig wichtige Kontakte zur deutschen Filmbranche zu knüpfen“, erklärte Harder.

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Wie man selbst Märchen verfälschen kann

Am vergangenen Donnerstag, dem 15. November, startete in den deutschen Kinos der lang ersehnte Motion-Capture-Film „Beowulf“ mit Angelina Jolie, Anthony Hopkins und John Malkovich.

Motion-Capture heißt Bewegungserfassung und bedeutet so viel, dass sich in den Studios „echte“ Schauspieler mit schicken dunklen Anzügen, auf denen viele weiße Bälle oder Lämpchen kleben, in einem gleichmäßig beleuchteten und ebenfalls mit Markierungen ausgestattetem Raum, ein wenig zum Affen machen. Denn alles, was man auch nur annähernd später im Film, sieht wird am Computer erstellt, um einen Film so fantastisch wie möglich zu machen.
Bei Beowulf ist zwar auch viel Phantasie, aber phantastisch ist der Film keineswegs. Im Gegenteil. Weder gibt es einen eindeutigen Höhepunkt, noch schafft es die Geschichte die Spannung durchgängig zu halten.
Auch ist die Geschichte schnell erzählt: Beowulf ist eine angelsächsische Heldensage aus dem 8. Jahrhundert, in der der gleichnamige Held nach Dänemark fährt, um Hrodgar, dem König der Dänen, beizustehen. Dessen Volk wird seit geraumer Zeit von einem Ungeheuer namens Grendel heimgesucht. Beowulf kommt, um es zu erschlagen. Natürlich gelingt ihm dies, doch nachts rächt sich Grendels Mutter an ihm, indem sie von seinen vierzehn Gefährten dreizehn bestialisch ermordet. Dazu muss man sagen, dass Grendels Mutter ein Seeungeheuer ist, welches sich verwandeln kann.
Beowulf beschließt Rache zu üben und sucht Grendels Mutter. Diese wohnt in einer Grotte in einem weit entfernten Wald. Dort begegnet Beowulf aber, anders als in der Originalsage, nicht einem Ungeheuer, sondern der schönsten Frau, die er je zu Gesicht bekommen hat und lässt sich verführen.
Er wird König von Dänemark, gewinnt jede Schlacht und altert als sagenumwobener und besungener Held. Bis ein Drache sein Volk vernichten will.
Eigentlich könnte man aus diesem Stoff viel machen. Allerdings setzen die Macher bei diesem Hollywoodstreifen eindeutig mehr auf Effekte, Knaller und sehr viel Lärm. Abgesehen davon, dass die Erzählung, wie oben erwähnt, massiv verfälscht wird und Grendels Mutter einer Göttin gleichkommt, ist der Film auch noch ziemlich lachhaft. Der Held macht sich meistens zum Gespött des Publikums, indem er ständig seinen Namen ausprustet und nur Anthony Hopkins und John Malkovich haben Ähnlichkeit mit sich selber. Angelina und der Rest sind zwar leicht zu erkennen, doch dafür hätte man nicht Motion-Capture benutzen müssen, sondern eine einfache Animation hätte vollkommen gereicht.
In diesem Sinne sollte man sich das Geld sparen und lieber in einen Film mit „echten“ Menschen gehen.
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Konstantinopel 1909, eine Zeit des politischen Umbruchs und der Veränderung sowohl des öffentlichen, aber auch des ganz privaten Lebens.

Die Auflösung des osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg und der Ausruf der Republik Türkei durch Kemal Atatürk beendete 1923 das Sultanat.
Peter Prange greift diese Ereignisse in seinem Roman „Der letzte Harem” auf und verbindet sie mit der Geschichte zweier Frauen. Fatima und Eliza leben mit rund 500 Sklavinnen, Dienerinnen und Ehefrauen im Harem des Sultans Abdülhamid II zusammen. Während Fatima nach der Gunst des Sultans strebt und alles daran setzt, im sozialen Netz des Harems weiter aufzusteigen, träumt Eliza von Freiheit und Liebe jenseits der Mauern des Yildiz- Palastes.
Als die Jungtürken die Macht übernehmen und den Sultan absetzen, bleiben die Frauen des Harems schutzlos zurück. Eliza und Fatima stehen nun vor ihrem größten Abenteuer, nämlich dem Leben, welches auch mal Träume in Alpträume verkehrt.
Spurensuche am Bosporus
Peter Prange begab sich für sein Buch auf eine Spurensuche am Bosporus und erschafft so ein Werk, welches sowohl einen sehr hohen, informativen, aber auch unterhaltenden Charakter hat.
„Der letzte Harem”, erzählt von Liebe, Leidenschaft und Unabhängigkeit zweier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, jedoch durch ihr gemeinsames Schicksal zusammengeführt werden. Trotz dieser kitschig – tragischen Grundlage schafft es der Roman, Themen, wie die Unterschiede zwischen Orient und Okzident, aber auch den Völkermord an den Armeniern, aufzugreifen und ihnen die nötige Ernsthaftigkeit entgegen zu bringen.
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Prange, Peter: Der letzte Harem. Droemer/Knaur. 2007
ISBN 13: 978-3-426-19657-1
22.90 Euro
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Kultur ohne Migranten

Im Rahmen des „Melez“ Festivals der Kulturen wurde eine Studie zum Verhältnis von Kultur und Menschen mit Migrationshintergrund veröffentlicht. Vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik wurden mehr als 1000 Dortmundern befragt. Daraus ergibt sich, dass die Kulturveranstaltungen im Ruhrgebiet häufig von erschreckend wenigen Menschen mit ausländischem kulturellen Hintergrund besucht werden. Im Gegensatz dazu steht das Interesse, welches größer zu sein scheint als die Nutzung. Etwa 28 Prozent der Menschem mit Migrationshintergrund haben im vergangenen halben Jahr kein Geld für Kulturveranstaltungen ausgegeben, obwohl 70 Prozent mit dem Angebot zufrieden sind. Trotzdem wünschen sie sich Verbesserungen in Eintrittspreisen und Erreichbarkeit, sowie Bezügen mit der Herkunftskultur.

„Dafür sollte man sich die Ausbildung gönnen“

Er sieht aus wie Nirvanas Kurt Cobain, bearbeitet die Violine aber höchst einfühlsam. Der gebürtige Aachener und Wahl-New-Yorker David Garrett hat sich in den letzten Jahren zu einer Art „Popstar” an der Geige entwickelt.

In vielen asiatischen Ländern rangiert sein aktuelles Crossover-Album „Virtuoso” ganz oben in den Charts. Mit der bsz sprach der 25-Jährige über Möglichkeiten der Klassik zwischen Mozart und Morriocone.

bsz: Sie kommen gerade von einer großen Promotion-Tour in Asien zurück – dort sind Sie die Nummer Eins in den Charts. Wie fühlt man sich als Superstar?

David Garrett: (lacht) Gar nicht. Ich habe nicht viel von dem Hype mitbekommen, der in China oder Japan von mir gemacht wurde. Meistens wurde ich erst richtig erfolgreich, nachdem ich Konzerte in den jeweiligen Ländern gespielt hatte. Der ganze Boom kam erst, als ich schon weitergezogen war. Wobei es mich natürlich schon ein bisschen stolz macht…

Nach längerer Zeit kommen Sie nun wieder nach Deutschland. Kommen da „Heimatgefühle“ auf?

Ja und Nein. Heimat ist ein schwieriger Begriff. New York ist das eigentlich inzwischen. Dort bin ich musikalisch und persönlich gereift, es ist meine Lieblingsstadt. Aber klar ist es auch immer wieder toll, nach Deutschland zurück zu kehren, wo mich immer noch viele Leute kennen. Im Konzert in Dortmund etwa waren vor einiger Zeit viele meiner alten Weggefährten. Mit denen habe ich immer noch regelmäßigen Mailkontakt.

Ihnen werden immer wieder außergewöhnliche Leistungen bescheinigt. Wie wichtig war dafür die hochkarätige Ausbildung bei Itzhak Pearlman an der Juillard-Schule?

Schwer zu sagen. Ich bin sehr früh angefangen, typischerweise in der Musikschule. Aber das war natürlich nicht sehr substanziell. Daher war es wichtig, dass ich die Musik lesen lernte. In New York habe ich die Regeln der Musik gelernt, die Musikgeschichte, das Komponieren und Dirigieren. Alles, was vorher intuitiv funktionieren musste, wurde dann auch theorethisch gefüllt. Dafür sollte man sich schon die vier Jahre Ausbildung gönnen.

Nachdem Sie vorher rein klassische Konzerte gaben, mischen Sie nun auf ihrem neuen Album die Stile. Ist das ihre Wendung zum Pop?

Nein, ich versuche weiterhin, jeden Komponisten so gut wie möglich zu vertreten. Auch wenn der James Hetfield heißt (Metallica-Frontmann, d.V.). Das ist schließlich die Aufgabe eines Interpreten. Aber diese Crossover-Geschichte gibt mir die Möglichkeit, auch eigene Sachen zu spielen, zu experimentieren. Trotzdem bleiben aber 90 Prozent meiner Konzerte klassisch.

Darf ein klassischer Musiker bei Stefan Raab spielen?

Ich hoffe, und ich freue mich, dass ich das durfte. Ich versuche, der klassischen Musik jede Möglichkeit zur öffentlichen Darstellung zu eröffnen. Sie hat es verdient.

 Ihre Plattenfirma bezeichnet Sie als „Beckham der Violine“, andere sehen in Ihnen eine Art männliche Vanessa Mae. Was trifft eher zu?

Wenn ich eins aussuchen muss, würde ich Beckham nehmen. Der überzeugt ja auf seinem Gebiet auch durch Leistung, nicht nur durch hübsches Aussehen. Mit Vanessa möchte ich mich ungern vergleichen. Die hat die klassische Musik komplett hinter sich gelassen. Das könnte ich nicht.

Was erwartet die Hörer auf ihrer nächsten Tour? Viel Crossover, wie auf dem neuen Album?

Klar, denn das möchte ich natürlich jetzt präsentieren. Meine Zuschauer brauchen zwar keinen Dresscode, aber ich bin weiterhin der Tradition nicht abgeneigt. Beethoven und Mozart werden bei mir nicht komisch, auch wenn ich sie nicht im Anzug spiele. Ich möchte ihnen nur neue Aspekte abverlangen.

Mozart trifft Morriocone?

Genau, so könnte man es sagen. Das gefällt mir.

Das Interview führte bp
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Bücher, die der DVD-Player nicht liest

Bald geht er los, der diesjährige Run auf Kaufhäuser, Plattenläden und Buchhandlungen. Wem noch die nötige Inspiration fehlt, dem sei im Folgenden vielleicht geholfen.

Spannung, Spaß und Überraschung, dabei intellektuell und unterhaltsam? Wie wäre es dann zum Beispiel zur Abwechslung mal wieder mit einem Buch? Im Land der Dichter und Denker wird schon lange nicht mehr soviel gelesen, wie es zu früheren Zeiten einmal der Fall war.
Und wer’s nicht glaubt, kommt auch (nicht) in den Himmel. Der Glaube allein kann Berge versetzen, das behauptet zumindest die Theorie einer gängigen Redewendung. Nur eine Worthülse? Oft genug hat selbiger nämlich versagt. Die Anden, der Brocken und auch die Sierra Nevada stehen immer noch auf ein und demselben schönen Fleckchen Erde. Fazit: der Glaube hat also unrecht. Er macht, dass Menschen sich in die Luft sprengen, auf S-Bahnen surfen, wenn sie kein Meer vor der Tür haben oder noch schlimmer: zu viele Horoskope lesen.
Um dieses Phänomen näher zu beleuchten, ist der Comedian Dieter Nuhr um die Welt gereist: In Asien, Nord- und Südamerika sowie Europa sucht er nach dem eigentlichen Sinn des Lebens neben der Nahrungsaufnahme und –ausscheidung und sonstigem unnützen Massenkonsum. Er beweist nach „Gibt es intelligentes Leben?“ in seinem neuesten Werk „Wer’s glaubt, wird selig“ einmal mehr, dass Comedy und Intellektuelles sich grandios ergänzen können. Dabei versuchte er zunächst heraus zu finden, woran Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hinergründen überhaupt glauben, um dies im Weiteren näher zu beleuchten und mit einer gehörigen Portion (Un)Sinn zu verfeinern. Antworten waren schnell gefunden: Neben Wiedergeburt und alternativen Energien vertrauen die Menschen fatalerweise auch auf plastische Chirurgie und auf die Börsenkurse.
Laut dem Comedian erfüllt sein Buch zwei elementare Zwecke: Erstens: Es soll einen Überblick darüber verschaffen, warum und an was die Menschen in der modernen Gesellschaft heutzutage überhaupt glauben. Zweitens soll es im gleichen Zug eine Antwort auf die Frage geben, warum ebendiese Menschen ihren Glauben nicht gleich als Humbug erkennen!
Nuhr kommt zu dem Schluss, dass Religionen und Verschwörungstheorien als Glaubensträger ausgedient haben. Wenn man wirklich an etwas glauben möchte, dann doch am Ehesten die Wettervorhersage. Denn hier lässt sich äußerst schnell überprüfen, ob wir daneben geglaubt haben oder nicht. Schließlich möchte niemand dumm sterben. Wer’s glaubt, wird eben selig…
Zahlreiche Farbfotografien mit urkomischen Bildunterschriften runden die erkenntnisreiche Lektüre ab und lockern die leichte Kost zusätzlich auf. Kurzum: eine leichte, lustige Lektüre, wissenschaftliche Erkenntnisse, gepaart mit komischen Elementen, gekonnt pointiert.
Für eher auditiv und/oder visuell veranlagte Menschen bietet sich anstatt der Lektüre eine zwerchfellerschütternde Alternative: entweder die Hörbuchvariante oder mindestens ein Showticket, denn der Comedian ist ab Beginn 2008 wieder auf Tour im Ruhrpott unterwegs.
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„Wer‘s glaubt, wird selig“ von Dieter Nuhr
Rowohlt-Verlag; ISBN: 978-3499622847

Voll idiotisch

Endlich mal ein Buch über einen verzweifelten Single-Mann. Das klingt vielversprechend.

Auf den ersten Seiten des Buches kann man sich darüber amüsieren, wie Roman-Held Simon Peters, ein T-Punkt-Angestellter, der seinen Job hasst, in einem bekannten schwedischen Möbelhaus einen „Single-Sessel“ kauft und sich tierisch aufregt: Nicht nur der Service lässt zu wünschen übrig, auch die Regalnummer (30C) bleibt in seinem Gedächtnis haften wie ein lästiger Ohrwurm und begleitet ihn und den Leser durch das ganze Buch.
Simons Leben dreht sich um seine drei Freunde, von denen man nicht weiß, ob er sie nun liebt oder hasst. Wahrscheinlich ist ihm dies selber auch nicht ganz klar. Und so schafft er es, im Laufe der Zeit seine Freunde Flik, Paula und Phil in den Wahnsinn zu treiben: seinem Freund Phil beschert er beispielsweise eine Bestellung zulasten dessen Kreditkarte, und seinem Freund Flik zerstört er die Beziehung.
Aber nicht nur seine Freunde, sondern auch er selbst bleibt von diesem Wahnsinn nicht verschont. Er verliebt sich in Marcia, die Milch aufschäumende Angestellte einer bekannten amerikanischen Café-Kette. Diese stellt sich allerdings beim ersten gemeinsamen Date als kaltschnäuzige „Proll-Tussi“ heraus. Damit nicht genug. Ihre „Viel-Muskel-wenig-Hirn“-Freunde setzen dem ganzen noch das Sahnehäubchen auf, indem sie ihn mit ihren Fäusten in die Schranken weisen.
Seine verzweifelten Versuche eine Frau abzubekommen und der gute Rat seiner besten Freundin Paula veranlassen Simon dazu, seinen Urlaub in einem Single-Club zu verbringen. Doch auch dieses Projekt ist zum Scheitern verurteilt. Die einzige Chance, mit einer Frau im Bett zu landen, versaut er sich: Um bei dem Date nicht gleich aufs Ganze zu gehen, befriedigt er sich selbst. Dreimal. Kein Wunder also, dass sein „kleiner Freund“ ihm da den Dienst verweigert.
Durchweg fragt man sich also: „Wie kann man nur so dämlich sein?!“ Nach der Lektüre des Buches kann man sich dann noch den Film zum Buch mit Oliver Pocher in der Hauptrolle antun. Schlimmer kann es ja nicht mehr kommen.
Enttäuscht wird der Zuschauer zunächst einmal dadurch, dass der Freund Phil in dem Film überhaupt nicht vorkommt. Auch sind einige Szenen aus dem Buch verändert oder weggelassen worden, auf die man sich, allein aufgrund der enormen Peinlichkeit, schon gefreut hatte. Mann muss zum Beispiel leider ganz auf das homosexuell geprägte Fitnessstudio verzichten, in dem Simon beim Trainieren leider zu intensiv an Sex gedacht hat. Sehr zur Freude seiner Zuschauer. Das hätte man gerne gesehen, aber vielleicht war das selbst Oliver Pocher zu peinlich. Er selbst distanziert sich in einem Interview übrigens von Ähnlichkeiten des Charakters mit seiner Person.
Zum Schluss zieht sich der Film wie Kaugummi. Und die Verfasserin dieser Rezension muss zu ihrer Schande (oder der Schande des Films) gestehen, dass sie eingeschlafen ist.

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Buch: Tommy Jaud: Vollidiot, Fischer-Verlag, Frankfurt, 2006, ISBN-13: 978-3596163601, Preis: 7,95 Euro.
Der Film ist in Videotheken erhältlich.
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Das Scrapbooking:
ein altmodischer Trend

Eine Möglichkeit sich besserer Zeiten zu erinnern und sie plastisch darzustellen.

Wie es die Bezeichnung schon ahnen lässt, geht es beim „Scrapbooking“ darum, aus verschiedenen Elementen wie Fotos, Postkarten, Eintrittskarten und anderen Gegenständen des Elebens ein Buch zu basteln, welches an schöne Erlebnisse erinnert.
Diese kreative Art, sich an Vergangenes zu erinnern, ist aber nicht unbedingt eine Neuheit. Seit Jahren schreiben die Menschen ihre Gedanken und Erinnerungen in ihre Tagebücher. Schon Leonardo da Vincis Skizzen gehörten dieser Tradition an, die ersten Zitatsammlungen, auf die schon in Shakespeares Hamlet hingewiesen wird, sind am Ende des 16. Jahrhundert erschienen und schon im Jahr 1825 wurde in Großbritannien die Zeitschrift „The Scrapbook“ veröffentlicht. Am Ende des 19. Jahrhunderts waren Scrapbooks dann sogar sehr beliebt, wurden aber von der Erfindung des Fotoapparates dann schnell ins Dunkel verbannt. Heute hat sich das Scrapbooking verändert, es ist vielfältiger geworden und durch neue technische Möglichkeiten auch einfacher zu erlernen.
Besondere Lebensereignisse, wie zum Beispiel Geburtstage, Hochzeiten und Urlaube, können durch das Scrapbook wie auf einer Bühne dargestellt werden.
Die Basiswerkzeuge des „Scapbookings für Anfänger“ sind Fotos, Schere und Klebstoff. Fortgeschrittene gehen dann dazu über auch Werkzeuge wie Locher, Schere, Papier, Bleistift, Stempelkissen und verschiedene Schablonen zu benutzen. Um ein Album zu kreieren, ist es notwendig zu lernen, wie man ein Foto anordnet, ihm die richtige Farbe anpasst und es schneidet. So versteht man, warum das Scrapbooking ein Minimum an Geduld erfordert und die Vorstellungskraft und Kreativität fördert.
In unserer modernen Zeit, die von digitalen Fotoapparaten und Internet-Blogs geprägt wird, scheint sich das altmodische Scrapbooking immer mehr als Trend durchzusetzen.
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„Emilia Galotti“ im Bochumer Schauspielhaus

Jedem, der einen Deutsch-Leistungskurs in der Schule belegt hat, ist das bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti“ mal zwangsweise begegnet.

Gotthold Ephraim Lessing schrieb es gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts, womit es der Epoche der Aufklärung zuzuordnen ist. Das Hauptthema des Stückes ist, wie könnte es anders sein, die Liebe. Das bürgerliche Mädchen Emilia Galotti steht kurz vor ihrer Hochzeit mit dem Grafen Appiani, die der Prinz von Guastalla jedoch verhindern möchte, da er Emilia zu seiner Geliebten machen will. Ohne Rücksicht auf Verluste versucht sein Kammerherr Marinelli dem Wunsch des Prinzen nachzukommen und spinnt eine Intrige nach der anderen.
Überfall, Überzeugungsversuche und Mord
Appiani, der Verlobte Emilias, wird von Verbrechern auf Geheiß des Kammerherrn ermordet und Emilia mit ihrer Mutter auf das Lustschloss des Prinzens „gerettet“. Dort erkennt ihre Mutter die Intrige im Gegensatz zu ihr. Die ehemalige Geliebte des Prinzens, Orsina, erscheint wenig später auch auf dem Lustschloss, wird jedoch von dem Prinzen verwiesen und versucht Emilias Vater anzusticheln den Prinzen zu ermorden. Er jedoch legt die Zukunft des Prinzens in die Hände Gottes. Durch einen weiteren Plan des Kammerdieners soll Emilia bei dem Prinzen bleiben, bis die Hintergründe des Überfalls geklärt wären. Der Vater ist aber so besorgt um seine Tochter, dass sie sich in den Prinzen verlieben könnte und ihm verfallen, dass er es vorzieht sie zu töten. Kurz danach ist er jedoch erschüttert über sein Handeln.
Schauspielhaus
Bochum
Tina Lanik hat sich als Regisseurin „Emilia Galotti“ angenommen und es in Bochum bühnenreif gemacht. Mit spartanischen Kulissen wird viel Bewegung in das Stück gebracht und Lichteffekte unterstreichen die Handlung. Die Schauspieler mit Hanna Scheibe als Emilia Galotti sind gut verständlich und die Konflikte, die zur Entstehungszeit des Stückes zwischen Adel und Bürgertum herrschten, werden gut deutlich. Farbliche Akzente verdeutlichen die Haltungen und Handlungen der einzelnen Personen.
Am 12. Dezember um 20 Uhr habt ihr das nächste Mal die Chance Emilia Galotti zu besuchen. Zieht euch aber ja nicht zu warm an, da der Sitzbereich stark überheizt ist. Für um die sieben Euro bekommt man ermäßigt eine Karte für einen guten Sitzplatz;Â Garderobe kostet einen Euro.
Dann bleibt mir nur noch zu sagen: Viel Spaß! Mehr Infos bekommt ihr im Netz unter www.schauspielhausbochum.de .
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Die bsz und ein begeisterter Redakteur der renommierten „Aachener Nachrichten“ liefern euch im Vorgang der Mensaparty wichtige Hintergründe. Folge eins: Juli

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