Wenn Du einen Therapieplatz suchst, dann kannst Du da am besten die Telefonnummer 116117 (Ärzt:innennotfallnummer) anrufen. Dort kann man dringende Termine für Psychothe- rapie erhalten. Um genau zu sein, kriegt man dann von einer:m Psycholog:in ein Erstgespräch verordnet. In diesem Gespräch muss man dann erzählen, was so bei einem los ist und die Psychotherapeut:innen füllen dann ein PTV 11-Formular aus (laut Kassenärzlicher Bundesvereinigung ist das Formular „zur individuellen Patienteninformation im Rahmen der Psycho-therapeutischen Sprechstunde übersichtlicher gestaltet und in drei Bereiche unterteilt, die die Patientinnen und Patienten bei der Beantwortung folgender Fragen unterstützen sollen: Was habe ich?,Was ist zu tun?, Wie geht es weiter?”), in dem steht, ob man dringend eine Psychotherapie braucht, doch eher eine Klinik besuchen sollte oder die Therapie noch warten kann. Es wird quasi eine Verdachtsdiagnose ausgestellt. Je nachdem, wie wohl sich Betroffene damit fühlen, können sie sich die Diagnose auch von der jeweiligen Hausärzt:in beziehungsweise vom jeweiligen Hausarzt ausstellen lassen.

Es ist leider alles immer ziemlich bürokratisch. Damit Betroffenen da geholfen werden kann, geht man mit der Verdachtsdiagnose am besten zum sozialpsychiatrischen Dienst. Hier in Bochum istdas beim Gesundheitsamt, dort macht man ein Termin aus und trifft sich anschließend mit eine:r Sozialarbeiter:in. Nach ein paar Treffen helfen die, eine:n eigene:n Betreuer:in zu erhalten. Das alles beinhaltet einen gerichtlichen Prozess, da ist es gut, diese Hilfe der Sozialarbeiter:innen zu haben, die einen dadurch führen. Zusammengefasst, es ist so deutsch: Um Hilfe für bürokratischenKram bezüglich psychologischer Erkrankungen zu erhalten, muss man viel Bürokratisches durchlaufen, aber immerhin nicht ganz alleine.

Hilfe bei psychischen Belastungen und Erkrankungen an der RUB:

Psychologische Beratung: Hier erhaltet ihr besonders Unterstützung bei Problemen, die euer Studium behindern oder gefährden. Es können Einzel- oder Gruppengespräche ver- einbart werden undmehr. Alle Infos und Kontaktdaten um einen Termin zu vereinbaren findet ihr hier: https://studium.ruhr-uni-bochum.de/de/psychologische-studienberatung AKAFÖ Workshops: Mit „Wolle imKopf“ möchte das AKAFÖ Studierenden helfen achtsamer mit sich selbst umzugehen und psychische Gesundheit zu stärken. Ab dem 25.11.22 soll es losgehen, weitere Infos dazu könnt ihr hier lesen: https://semesterprogramm.akafoe.de/prod/veranstaltungen/Course/Overview/Index/RI-sel(Tree)l1id(1288)

:Nathalia Rodriguez

Bild: Kaputtes Bein – oh nein, kaputtes Gehirn – funktionier!

CN: In diesem Interview wird über Depression, Angststörung, Borderline Persönlichkeitsstörungund traumatischen Erlebnissen gesprochen. Um die interviewte Person vor Stigmatisierung zu schützen, wurde sie anonymisiert und ihr Name wurde geändert.
Brille, um besser sehen zu können und Lina braucht Psychotherapie, um aufstehen zu können. Wir beide haben Hilfestellungen, die es uns erleichtern, den Tag zu meistern. Unterschied: Wo „schlecht sehen“ gesellschaftlich längst basic ist, werden psychische Erkrankungen noch stark stigmatisiert. Lina ist Student:in an der RUB und teilt mit uns ihre Erfahrung,en wie es ist ihren Alltag zu balancieren.

bsz: Lina ,woran genau bist Du erkrankt und wie beeinflusst das Deinen Uni Alltag? 

Lina: Depression, Angstattacken – ich habe halt eine Borderline Persönlichkeitsstö- rung, in der ich so mentale Breakdowns erlebe. Die können verschiedene Ausprägun- gen haben. Emotionale Instabilität ist auch Teil davon. Das bedeutet, dass meine Stim- mung sich schnell ändert,schneller als bei anderen. Aus diesen Stimmungszuständen komme ich auch schwerer wieder raus und das dauert länger. Zum Teil brauche ich dann einen Tag, um mich zu regulieren. Da istdann keine Kapazität mehr für Unikram. Meine psychische Erkrankung hat das Ausmaß einer seelischen Behinderung, weswe- gen ich einen Schwerbehindertenausweis habe und nur bedingt arbeitsfähig bin.

Welchen Herausforderungen musst Du Dich stellen?

Das ist ziemlich viel, was ich balancieren muss: Uni, finanzielle Sorgen, Haushalt, so- ziale Kontakte und die Arztbesuche, die natürlich dann auch immer anstehen. Das ist super viel undnimmt super viel Zeit und Kraft in Anspruch. Bei mir als menstruierende Person kommt hinzu, dass ich jeden Monat mindestens zwei Tage ausgeknockt bin, weil meine Behinderung durch hormonelle Schwankungen getriggert wird.

Corona, Krieg, Inflation – das hat viele Menschen, darunter auch viele Studis, über ihre psychische Belastungsgrenze gebracht: Wie war bzw. ist es für Dich?

Als die Pandemie kam, habe ich mich super verarscht gefühlt! Ich kam grad aus meiner schwer traumatischen Erfahrung und irgendwie ist bei mir dann alles den Bach runteregangen. Für mich war es eh schon schwierig mein Alltag zu strukturieren und zu bewältigen und jetzt soll ich das alles so komplettselbstverwaltet zu Hause machen? Die Uni hat einen schon bisschen Struktur gegeben.

Hast Du da irgendwelche Hilfestellung der RUB erhalten?

Die Uni hilft so symptomatisch, wie zum Beispiel mit einer Schreibhilfe oder man kann zur Studienberatung gehen, aber so das größte Problem, wie Finanzierung des Studiums mit mentaler Erkrankung, da gibt es keine Hilfen für. Ich habe dann genau dieselben Anforderungen wie jede andere Person, obwohl ich eine Behinderung habe. Da gibt es keine besondere Unter-stützung, außer man findet vielleicht eine Stiftung oder ein Stipendium oder sowas. All das ist auch wieder ein bürokratischer Aufwand. Die Professor:innen hingegen sind ziemlich wohlwollend und flexibel, in meinem Fach zumindest. Es gibt aber bestimmt auch welche die nach dem Motto „Deadline verpasst – ciao!“ handeln, aber das ist mir zum Glück noch nicht passiert.

Was würdest Du Dir wünschen, was die RUB für Menschen mit mental struggle machen soll?

Einige Dinge könnten barrierefreier sein! Gerade wenn es um Deadlines geht oder Leistungsabfragen wie Klausuren und Sonstiges. Es sollten Alternativen zur jeweiligen Leis-tungsabfrage angeboten werden und Dozierende sollten empathischer mit Behinderun- gen und Erkrankungen egal welcher Art umgehen.

Wie kümmerst Du Dich um Deine mentale Gesundheit? Wie bewältigst du das alles?

Ich bin freiwillig zweimal zur offenen Psychiatrie gegangen. Danach habe ich mit ambu- lanter Psychotherapie angefangen. Alle paar Wochen sehe ich meine Psychiaterin und habe eine Betreuerin, die mir im Alltag hilft, und einen gesetzlichen Betreuer, der sich um das Ganze bürokratische kümmert. Dieses Hilfenetzwerk habe ich mir in den letzten drei Jahren aufbauen können.

Lina, danke dass Du Deine Erfahrungen mit unseren Leser:innen teilst. Magst Du Men- schen, denen es auch so wie Dir geht, noch etwas auf den Weg mitgeben?

Es ist wirklich wichtig sich Hilfe zu suchen, auch wenn es unglaublich schwer ist! 

dieses Interview führte :Nathalia Rodriguez

Bild: Zukunft mal anders Bild :naro

Black Panther 2 Trailer, unter dem Namen „Wakanda Forever“, ist vor kurzem erschienen und Fans können es kaum noch abwarten bis Filmstart. Ganz wichtig in diesem Film ist die afrofuturistische Ebene der Ver-filmung des gleichnamigen Marvel Comics. Wie es aussieht, werden Afro- und Latinxfuturismus im Film vereint. Was genau bedeutet das eigentlich?

Afrofuturismus ist eine ästhetische Kultur, die sich größ-tenteils nachdem zweiten Weltkrieg etabliert hat. Viele Gemeinsamkeiten bestehen zum Genre der Utopie/Dystopie. Es ist das Konzept in dem das Bewusstsein des Schwarzseins einer Person, sich von der versklav-ten kolonialistischen Mentalität loslöst. Afrofuturismus ist Teil des Post-Kolonialismus und eine Dekolonisati-onsmethode. Menschen in der afrikanischen Diaspora sehen sich als Weltraumreisende und sind nicht mehr an rassistischen Strukturen gebunden. Wissenschaft-lerin Ytsasha Womack fast zusammen: ,,[Afrofuturism is] an artistic aesthetic and a framework for critical theory”. Es sei eine Kombination mit „non-Western be-liefs“ aus Elementen historischer Fiktion, Fantasy, Afro-zentrismus, magischer Realismus und Science-Fiction (SciFi). Dabei ist SciFi besonders wichtig, da Afrofutu-rismus SciFi, als Distanzgewinn von Machtstrukturen der weißenVorherrschaft benutzt. Science-Fiction in Afrofuturismus schafft ein historisches Loch „in dem all die Möglichkeiten der Veränderung“ stattfinden können, die sonst keinen Raum haben. Technologie ist auch ein wichtiger Bestandteil des Afrofuturismus, was vor allem die Zeiten des Internet Boom der 90er zeigen. Die Erschaffung virtueller Räume, Realitäten und Identitäten ging mit der Annahme einher, dass diese offen für Identitätsbildung und -zuschreibung schienen. „Mit dem Space verband sich ein starkes utopisches Moment“, dass die „erdrückende soziale Identität“ hinter sich lassen konnte. Besonders im westlichen Teil der Welt war diese Art an Selbstdarstellung im Cyberspace von großem Interesse. Mitte der 90er Jahre kam durch die Kulturszene der afrikanischen Diaspora die afrofuturistische Bewegung auf. Latinxfuturismus hat Afrofuturismus quasi als Vorbild, riesen Unterschied ist: Indigene Kultur wird hervorgehoben und Handlungsort ist der Mittel- & Südamerikanische Kontinent.  

Mit der Verfilmung des Comics  Black Panther trat Afrofuturismus weltweit auf großen Leinwänden. Es handelt vom Superhelden Black Panther alias König T‘Challa. Dieser regiert über Wakanda, welches ein fiktives afrikanisches Land ist, das nicht kolonisiert wurde und wissenschaftlich weit fortgeschrittener ist als alle anderen Nationen auf der Welt. Zudem spielt Prinzessin Shuri eine wichtige Rolle. Sie ist die jüngere Schwester des Königs und Ingenieurin der wakandi-schen Infrastruktur und des Black Panthers Equipment. Dieser Comic ist ein Beispiel für die Zentrierung des afrikanischen Kontinents und dem Möglichen Leben ohne Kolonialismus. Schwarze Menschen, insbesonde-re Schwarze Frauen, stehen auch hier im Vordergrund. In Wakanda Forever, das am 11.11.22 in den Kinos er-scheinen wird, werden Menschen erneut in eine afrofu-turistische Welt eintauchen. Neben dem Fakt, dass der legendäre Black Panther aka. Chadwick Boseman 2020 an Krebs gestorben ist und nicht mehr diese Rolle verkörpern wird, kam neue Gesichter, die Atlantean, hinzu. Meine Vermutung: Die neuen Schauspieler*innen sind Latinx mit indigenen Wurzeln, weshalb ich davon ausgehe, dass dieser Film Afro- und Latinxfuturismus kombinieren wird. Das wäre mal eine innovative Kombi von zwei Kunstformen, auf die ich sehr gespannt bin.    

:Nathalia Rodriguez