Bild: Studieren mit Beeinträchtigung

Ein Studium kann Menschen mit Beeinträchtigung vor eine besondere Herausforderung stellen. Was ist das BZI und welche Serviceange- bote gibt es für beeinträchtigte Studierende?

Wer durch eine Beeinträchtigung oder eine chronische Erkrankung im Studi- um zusätzlich belastet ist, kann Hilfe erfahren. Dafür ist unter anderem das Beratungszentrum zur Inklusion Behinderter (BZI) zuständig. Manche Beeinträchtigungen  sind sofort für andere erkennen – zum Beispiel, wenn jemand im  Rollstuhl  sitzt.

Viele Erkrankungen sind jedoch nicht sichtbar.Dazu zählen Multiple Sklerose, Diabetes, Erkrankungen des Herzens und auch psychische Erkrankungen wie Depressionen. Für alle diese Studierenden bietet die RUB Nachteil- sausgleiche an. Das BZI berät hinsichtlich dieser.

Welche Angebote gibt es an der RUB für beeinträchtigte Stu- dierende? Die Universitätsbibliothek bietet einen Bringdienst für schwer zugängliche Bücher an. DesWeiteren finden die Studierenden auf Ebene 0 und auf Ebene 2/Bereich 2 barrierefreie Computerar- beitsplätze mit elektrisch höhenverstellbaren Schreibtischen. Auf Nachfrage kann auch die Sprachausgabensoftware JAWS mit Kopfhörern genutzt werden.

Im BZI befinden sich weitere barrierefreie Arbeitsplätze, welche IT.Services betreut. IT.Services sind auch diejenigen, an die man sich für den Nachteilsausgleich bei Klausuren wenden kann. Studierende mit eingeschränkter oder fehlender Sehkraft gelangen an wissenschaftliche Hörbücher über die Universitätsbibliothek in Dortmund. Die Bestände sind in der SehKOn-Datenbank dieser Bibliothek einzusehen. Über die Datenbank können auchHörbücher anderer Bibliotheken bestellt werden.

Auch in der Mensa gibt es Angebote. Ein Unterstützungsdienst kann beim Trans- port von Tabletts helfen. Alternativ gibt es für beeinträchtigte Studierende die Möglichkeit, mit Hilfe eines Tablettwagens das Essen selbstständig zum Tisch zu transportieren.

Wer in die Nähe der RUB ziehen möchte, kann sich an das AKAFÖ wenden, um Wohnheimplätze zu finden, die für Studierende mit körperlicher Beeinträchtigung geeignet sind.

Um das Finden von barrierefreien Wegen zu erleichtern, gibtes einen Campusplan für Rollstuhlfahrende; außerdem sind Behindertenparkplätze an der RUB vorhanden: https://www.ruhr-uni-bochum.de/anreise/rollstuhlfahrende.html

Der Hochschulsport möchte ebenfalls inklusiv sein. Es gibt ein vielfältiges Angebot, unter dem beeinträchtigte Studierende auch eine passende Sportart finden können. Für weitere Informationen steht das Servicebüro des Hochschulsports zur Verfügung.

Wer gerade das Studium an der RUB anfängt und gerne persönliche Unterstützung erhalten würde, kann an dem neuen Peer-Mentoring-Programm P2P-Mentoring teilnehmen. Das Programm vermittelt erfahrene Studierende, die ähnliche Herausforderungen zu bewältigen haben, und die Studieninteressierten oder Erstis mit Beeinträchtigung zeigen, wie sie ihr Studium mit Beeinträchtigung und/oder Erkrankung gestalten können

:Alissa Wolters


Wenn Du einen Therapieplatz suchst, dann kannst Du da am besten die Telefonnummer 116117 (Ärzt:innennotfallnummer) anrufen. Dort kann man dringende Termine für Psychothe- rapie erhalten. Um genau zu sein, kriegt man dann von einer:m Psycholog:in ein Erstgespräch verordnet. In diesem Gespräch muss man dann erzählen, was so bei einem los ist und die Psychotherapeut:innen füllen dann ein PTV 11-Formular aus (laut Kassenärzlicher Bundesvereinigung ist das Formular „zur individuellen Patienteninformation im Rahmen der Psycho-therapeutischen Sprechstunde übersichtlicher gestaltet und in drei Bereiche unterteilt, die die Patientinnen und Patienten bei der Beantwortung folgender Fragen unterstützen sollen: Was habe ich?,Was ist zu tun?, Wie geht es weiter?”), in dem steht, ob man dringend eine Psychotherapie braucht, doch eher eine Klinik besuchen sollte oder die Therapie noch warten kann. Es wird quasi eine Verdachtsdiagnose ausgestellt. Je nachdem, wie wohl sich Betroffene damit fühlen, können sie sich die Diagnose auch von der jeweiligen Hausärzt:in beziehungsweise vom jeweiligen Hausarzt ausstellen lassen.

Es ist leider alles immer ziemlich bürokratisch. Damit Betroffenen da geholfen werden kann, geht man mit der Verdachtsdiagnose am besten zum sozialpsychiatrischen Dienst. Hier in Bochum istdas beim Gesundheitsamt, dort macht man ein Termin aus und trifft sich anschließend mit eine:r Sozialarbeiter:in. Nach ein paar Treffen helfen die, eine:n eigene:n Betreuer:in zu erhalten. Das alles beinhaltet einen gerichtlichen Prozess, da ist es gut, diese Hilfe der Sozialarbeiter:innen zu haben, die einen dadurch führen. Zusammengefasst, es ist so deutsch: Um Hilfe für bürokratischenKram bezüglich psychologischer Erkrankungen zu erhalten, muss man viel Bürokratisches durchlaufen, aber immerhin nicht ganz alleine.

Hilfe bei psychischen Belastungen und Erkrankungen an der RUB:

Psychologische Beratung: Hier erhaltet ihr besonders Unterstützung bei Problemen, die euer Studium behindern oder gefährden. Es können Einzel- oder Gruppengespräche ver- einbart werden undmehr. Alle Infos und Kontaktdaten um einen Termin zu vereinbaren findet ihr hier: https://studium.ruhr-uni-bochum.de/de/psychologische-studienberatung AKAFÖ Workshops: Mit „Wolle imKopf“ möchte das AKAFÖ Studierenden helfen achtsamer mit sich selbst umzugehen und psychische Gesundheit zu stärken. Ab dem 25.11.22 soll es losgehen, weitere Infos dazu könnt ihr hier lesen: https://semesterprogramm.akafoe.de/prod/veranstaltungen/Course/Overview/Index/RI-sel(Tree)l1id(1288)

:Nathalia Rodriguez

Bild: Kaputtes Bein – oh nein, kaputtes Gehirn – funktionier!

CN: In diesem Interview wird über Depression, Angststörung, Borderline Persönlichkeitsstörungund traumatischen Erlebnissen gesprochen. Um die interviewte Person vor Stigmatisierung zu schützen, wurde sie anonymisiert und ihr Name wurde geändert.
Brille, um besser sehen zu können und Lina braucht Psychotherapie, um aufstehen zu können. Wir beide haben Hilfestellungen, die es uns erleichtern, den Tag zu meistern. Unterschied: Wo „schlecht sehen“ gesellschaftlich längst basic ist, werden psychische Erkrankungen noch stark stigmatisiert. Lina ist Student:in an der RUB und teilt mit uns ihre Erfahrung,en wie es ist ihren Alltag zu balancieren.

bsz: Lina ,woran genau bist Du erkrankt und wie beeinflusst das Deinen Uni Alltag? 

Lina: Depression, Angstattacken – ich habe halt eine Borderline Persönlichkeitsstö- rung, in der ich so mentale Breakdowns erlebe. Die können verschiedene Ausprägun- gen haben. Emotionale Instabilität ist auch Teil davon. Das bedeutet, dass meine Stim- mung sich schnell ändert,schneller als bei anderen. Aus diesen Stimmungszuständen komme ich auch schwerer wieder raus und das dauert länger. Zum Teil brauche ich dann einen Tag, um mich zu regulieren. Da istdann keine Kapazität mehr für Unikram. Meine psychische Erkrankung hat das Ausmaß einer seelischen Behinderung, weswe- gen ich einen Schwerbehindertenausweis habe und nur bedingt arbeitsfähig bin.

Welchen Herausforderungen musst Du Dich stellen?

Das ist ziemlich viel, was ich balancieren muss: Uni, finanzielle Sorgen, Haushalt, so- ziale Kontakte und die Arztbesuche, die natürlich dann auch immer anstehen. Das ist super viel undnimmt super viel Zeit und Kraft in Anspruch. Bei mir als menstruierende Person kommt hinzu, dass ich jeden Monat mindestens zwei Tage ausgeknockt bin, weil meine Behinderung durch hormonelle Schwankungen getriggert wird.

Corona, Krieg, Inflation – das hat viele Menschen, darunter auch viele Studis, über ihre psychische Belastungsgrenze gebracht: Wie war bzw. ist es für Dich?

Als die Pandemie kam, habe ich mich super verarscht gefühlt! Ich kam grad aus meiner schwer traumatischen Erfahrung und irgendwie ist bei mir dann alles den Bach runteregangen. Für mich war es eh schon schwierig mein Alltag zu strukturieren und zu bewältigen und jetzt soll ich das alles so komplettselbstverwaltet zu Hause machen? Die Uni hat einen schon bisschen Struktur gegeben.

Hast Du da irgendwelche Hilfestellung der RUB erhalten?

Die Uni hilft so symptomatisch, wie zum Beispiel mit einer Schreibhilfe oder man kann zur Studienberatung gehen, aber so das größte Problem, wie Finanzierung des Studiums mit mentaler Erkrankung, da gibt es keine Hilfen für. Ich habe dann genau dieselben Anforderungen wie jede andere Person, obwohl ich eine Behinderung habe. Da gibt es keine besondere Unter-stützung, außer man findet vielleicht eine Stiftung oder ein Stipendium oder sowas. All das ist auch wieder ein bürokratischer Aufwand. Die Professor:innen hingegen sind ziemlich wohlwollend und flexibel, in meinem Fach zumindest. Es gibt aber bestimmt auch welche die nach dem Motto „Deadline verpasst – ciao!“ handeln, aber das ist mir zum Glück noch nicht passiert.

Was würdest Du Dir wünschen, was die RUB für Menschen mit mental struggle machen soll?

Einige Dinge könnten barrierefreier sein! Gerade wenn es um Deadlines geht oder Leistungsabfragen wie Klausuren und Sonstiges. Es sollten Alternativen zur jeweiligen Leis-tungsabfrage angeboten werden und Dozierende sollten empathischer mit Behinderun- gen und Erkrankungen egal welcher Art umgehen.

Wie kümmerst Du Dich um Deine mentale Gesundheit? Wie bewältigst du das alles?

Ich bin freiwillig zweimal zur offenen Psychiatrie gegangen. Danach habe ich mit ambu- lanter Psychotherapie angefangen. Alle paar Wochen sehe ich meine Psychiaterin und habe eine Betreuerin, die mir im Alltag hilft, und einen gesetzlichen Betreuer, der sich um das Ganze bürokratische kümmert. Dieses Hilfenetzwerk habe ich mir in den letzten drei Jahren aufbauen können.

Lina, danke dass Du Deine Erfahrungen mit unseren Leser:innen teilst. Magst Du Men- schen, denen es auch so wie Dir geht, noch etwas auf den Weg mitgeben?

Es ist wirklich wichtig sich Hilfe zu suchen, auch wenn es unglaublich schwer ist! 

dieses Interview führte :Nathalia Rodriguez

Bild: Gesundheit ist das A und O Bild: CC0

Wir Menschen vernachlässigen gut und gerne unsere Gesundheit oder lassen uns von sogenannten Fitfluencern negativ beeinflussen. In der dieswöchigen Ausgabe,
die unsere Gesundheit thematisiert, gehen wir genauer darauf ein, was es damit auf sich hat, dass nur schlanke Körper in unserer Gesellschaft als gesund
gelten. Außerdem zeigen wir Euch auf, wie Ihr einen Therapieplatz in dem ganzen bürokratischen Chaos findet und erklären unsere Sicht zum Thema PoC-Therapeut:innen. Eins ist klar: Es ist nicht einfach, einen Therapieplatz
zu bekommen, geschweige denn jemanden zu finden, der die gleichen Werte und Normen vertritt wie man selbst. Außerdem teilen wir Bochums schönste Orte, um sportlich aktiv zu bleiben oder zu werden. Um gesund zu bleiben, haben wir es uns nicht nehmen lassen, ein altbewährtes Rezept in neuer Auflage für ein gesundes Immunsystem zu teilen. Denn wie es so schön heißt: An apple a day keeps the doctor away.
:Die Redaktion