Bild: Die Spartaner und die Rechten: Lenard Suermann erklärt die Zusammenhänge. , Bahnhof Langendreer: Vortrag über die Identitäre Bewegung Foto: lor

Zu fetziger Musik springen die jungen Menschen in einem Clip über Leitern auf das Brandenburger Tor. Innerhalb von wenigen Augenblicken zerren sie ein Banner hervor, gut lesbar darauf: „Identitäre Bewegung“. Ebendiese Gruppierung hat zuletzt in Bochum-Langendreer Aufkleber mit ihrem Logo verteilt. Lenard Suermann von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus klärte im Bahnhof Langendreer vergangene Woche auf. 

Unter der Identitären Bewegung (IB) versteht man eine Gruppierung, die sich seit 2014 als Verein formiert und unter dem Aspekt des Ethnopluralismus neurechtes Gedankengut propagiert. Bei diesem Ethnopluralismus ist die Devise: „Ein jedes Volk gehört in sein eigenes Land.“ Oder wie Lenard Suermann, der Dozent des Abends vor einem gut gefüllten Publikum des Studios 108 im Bahnhof Langendreer, erklärte: „Ethnopluralisten haben kein Problem mit Ausländern … im Ausland“. Wer zur IB gehöre, ist nicht klar. Das Einzige, was als sicher gelte: Es sind die Jungen, die in dieser Spielart des Rechtsextremismus im Namen des Ethnopluralismus gegen Einwanderung und die angebliche Islamisierung vorgehen. Wie im Namen impliziert, spielt vor allem die Identität eine wichtige Rolle: „Identität ist kein neuer Begriff der Rechten, aber nun funktioniert der Begriff als Label. Sie sind sich nicht einig, was diese Identität genau meint. Aber es ist ein gemeinsamer Konsensbegriff.“ Die Arten des Protests sind vielfältig: Demonstrationen wie 2016 in Berlin mit 150 Teilnehmenden (angemeldet waren 400), Besetzungen von Gebäuden oder symbolische Raumaneignungen durch Aufkleber wie in Bochum. 

Aus dem Westen

Suermann selbst ist Teil des Teams der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus, das in NRW Beratung und Qualifizierung sowie eine Vernetzung von AktivistInnen und Recherche bietet. Die Szene beobachte er schon länger. Entstanden sind die Identitären in Frankreich, wo sie unter dem Namen „L’Unité Radicale“ 2002 nach einem misslungenen Anschlag auf Jacques Chirac verboten wurden. Es folgten mehrere Neugründungen bis 2012. Seitdem sind sie als „La Génération Identitaire“ bekannt, veranstalten Kongresse, zu denen auch ausländische SympathisantInnen eingeladen werden. Über Österreich, wo die Gruppe mutmaßlich in Verbindung mit der FPÖ stehen soll, schwappte die Welle nach Deutschland weiter.

Sparta 

Ihr Erkennungszeichen ist der Popkultur entnommen: Der griechische Buchstabe Lambda in schwarz auf gelbem Grund, wie die Schilde der Spartaner im 2006 erschienenen Film „300“, in dem eine Gruppe für ihr Volk den Märtyrertod stirbt. Laut Suermann bezeichnend für das Selbstverständnis der rechten Gruppierung. Durch den Einbezug der Popkultur versuchen die Identitären, sich der Gesellschaft anzunähern und den Vorwurf des Rechtsextremismus von sich zu weisen. Nichtsdestotrotz stehen diese seit Sommer 2016 unter Beobachtung des Bundesverfassungsschutzes, NRW beobachtet die Aktionsform bereits seit 2015. 

:Andrea Lorenz

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