Im Bundestag wurde eine Neuregelung des Arzneimittelgesetzes, ein AMG-Änderungsantrag, verabschiedet. Seit dem Beschluss vom 11. November können Demenzerkrankte als ProbandInnen an Arzneimittelstudien teilnehmen, auch wenn sie keinen eigenen Nutzen daraus ziehen.
Für die Pharmaindustrie wurde die Hürde der Arzneimittel-Tests an Demenzerkrankten vereinfacht. Klinische Tests können unter bestimmten Bedingungen durchgeführt werden, auch wenn die Betroffenen nicht davon profitieren. Voraussetzung ist, dass zukünftig infrage kommende ProbandInnen noch im Zustand ihrer vollkommenen geistigen Kraft eine Vollmacht unterschreiben. Bisher war das Durchführen von klinischen Studien nur erlaubt, wenn PatientInnen auf eine Besserung hoffen konnten, etwa durch neue Medikamente.
Abstimmung nicht parteigebunden
Bei der Debatte um die erweiterten Möglichkeiten für Arzneimittelstudien an Demenzkranken wurde mit 358 Ja (255 CDU/103 SPD), 164 Nein und 21 Enthaltungen gestimmt. BefürworterInnen, im besonderen Karl Lauterbach (SPD) und Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) stützen sich auf das Argument, dass ohne diese Art der Studien an DemenzpatientInnen auf wichtige Erkenntnisgewinne verzichtet würde.
Kathrin Vogler von der Linkspartei und weitere GegnerInnen geben zu Bedenken, dass Demenzerkrankte nicht die geeignete Gruppe für diese Art der Grundlagenforschung seien, da dies auch an anderen ProbandInnen erfolgen könne. Rechtlich und ethisch fragwürdig war auch die im vorab geleistete Einwilligung der ProbandInnen, da im Vorfeld nicht sichtbar sei, welche Studie durchgeführt wird. „Wollen wir wirklich, dass Arzneimittel in diesem Land an Menschen getestet werden, die nicht in der Lage sind, Wesen, Bedeutung und Tragweite der Studie zu erkennen? – Nein“, so Vogler.
Demenz in Deutschland
Etwa anderthalb Millionen Demenzkranke leben derzeit in Deutschland – davon leiden wiederum zwei Drittel an der nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer benannten Krankheit. Bis 2050 wird die Zahl der Demenzkranken in Deutschland ExpertInnen zufolge auf rund drei Millionen steigen.
Mehr zu den Forschungserkenntnissen zur Früherkennung in :bsz 1087.
:Sarah Tsah
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