Bild: Thomas von Steinaeckers „Die Verteidigung des Paradieses“

Nach einer Klimakatastrophe sind die Deutschen die neuen Geflüchteten: Thomas von Steinaeckers Roman fragt philosophisch nach der Würde des Menschen in einer postapokalyptischen Welt.

Ausgebrannte Autos, Rauch- und Nebelschwaden und zerstörte Landschaften – das hollywoodsche Bild-Repertoire der Postapokalypse erfreut sich aktuell größter Beliebtheit: Von der Zombie-Invasion in Blockbustern oder TV-Serien bis hin zu dystopischen Entwürfen in der Belletristik. Daran knüpft auch Thomas von Steinaeckers „Die Verteidigung des Paradieses“ an.

Nach dem Super-GAU in Deutschland lebt eine sechsköpfige Gruppe in einem Refugium auf einer Berchtesgadener Alm. Drinnen setzen die Überlebenden auf Selbstversorgung. Über die zerstörte Außenwelt wissen sie bis auf Vermutungen nichts. Gibt es noch Zivilisation nach der großen Katastrophe? Etwa jenseits der deutschen  Grenzen? Als ihnen die Verpflegung ausgeht, machen sie sich auf den Weg Richtung Frankreich.

Literatur-Highlight 2016

Im Mittelpunkt steht der 15-jährige Heinz, der die Rolle des Chronisten und damit auch des Erzählers einnimmt, nachdem ihm ein Tagebuch geschenkt wird. Er ist damit der Bewahrer bereits vergessener „foxy Altwörter“: Begriffe wie Heldentat, Ehrgefühl – oder Würde. Dass die Ausgangslage verdreht ist, dass die Deutschen die Geflüchtete sind, die Zuflucht, das Paradies suchen, gerät dabei zur Folie philosophischer Fragen: Was tun, wenn die gewohnte Zivilisation zusammenbricht? Und was ist überhaupt noch der Mensch in einer solchen hoffnungslosen, unmenschlichen Welt?

Es sind keine neuen Fragen. Aber diese vor dem Hintergrund der aktuellen „Flüchtlingskrise“ zu stellen, macht von Steinaeckers abenteuerlichen, postapokalyptischen Roman zu einem der Highlights des Literaturjahres 2016.

:Benjamin Trilling 

Thomas von 
Steinaecker:
„Die Verteidigung des Paradieses“
S.Fischer-Verlag, 416 Seiten, 24,99 Euro 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

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