In Bochum hat es am Wahlsonntag gewittert und gestürmt. Es waren wohl Tränen der Trauer, die vom Äther fielen. Der Grund: Die AfD wurde zweitstärkste Kraft in Mecklenburg-Vorpommern. Dass diese „nur“ die Opposition bilden und der derzeitige Ministerpräsident Erwin Sellering weiterhin Mecklenburgs Mann bleiben wird, ist nur ein schwacher Trost.
Desaströses ereignet sich im Nordosten – alle etablierten Parteien verloren, nur die AfD erlebte einen Sieg mit über 20 Prozent der Stimmen. Da helfen die Beteuerungen der alten Parteien, dass nicht alles schlecht sei, auch nicht viel.
Es stimmt, Erwin Sellering, SPD-Landesvater, wird seine Stelle nicht los. Es stimmt auch, dass eine Koalition mit der AfD derzeit ausgeschlossen wird. Und vor allem stimmt es, dass die NPD nach zehn Jahren Schweriner Weg raus aus dem Landtag ist. Doch wenn man einen zweiten Blick auf diese Ergebnisse wirft, erkennt man schnell, dass doch nicht alles so okay ist, wie es im ersten Moment des Sprachewiederfindens erscheint.
Nazis nur scheinbar raus
Erstens: Allein, dass die AfD auf über 20 Prozent der WählerInnenstimmen kommen kann, zeigt, dass die PolitikerInnen es auch weiterhin nicht schaffen, ein funktionierendes Rezept gegen die AlternativenproklamatorInnen zu finden. Zweitens: Die Verführungskraft der Partei auf ehemalige BoykottwählerInnen wird ebenfalls erschreckend klar. Über 60.000 von ihnen machten sich auf, um den Urnengang zu machen. Drittens, die NPD ist raus. Der Grund ist aber nicht, dass die WählerInnen sich von lästigen Stereotypen befreien wollten. Potenzielle NPD-Wählende folgten einfach dem Aufruf diverser Parteiangehöriger, die AfD zu wählen.
Tränen weint der Bochumer Himmel noch immer. Und ich auch, wenn ich an das Verhalten der alten Parteien denke. NPD raus? Toll, da haben wir viel von. Wenn ihnen nicht bald eine Lösung einfällt, wie man den AfD-Vormarsch stoppen kann, sitzt sie dafür im Bundestag.
:Andrea Lorenz
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