Bild: Zwischen Liebe und Hass: Partner- Innen​wahl aus rein wirtschaftlichen Motiven macht nicht ausnahmslos glücklich. , Iwan Lomow will eine Frau, aber die Bullenwiese auch Foto: alx

„Lieben, lachen und es lassen“ hieß es am Freitag im Musischen Zentrum. Unter der Regie von Sebastian Bös inszenierten Michael Georgi, Lea Ger­stenkorn und Georgios Pavlidis Anton Tschechows Werk „Der Heiratsantrag“. Charaktere am Rande der Vernunft und ZuschauerInnen mittendrin. Am Ende blieb vom Original nur ein Gerüst, erweitert um zeitgemäße Interpretationen.

An zwei Abenden erkundeten BesucherInnen die Mechanismen der Liebe. Frei interpretiert zeigte das Stück von 1888 die Zurückdrängung des freien Willens Ende des 19. Jahrhunderts.

Zwar will Iwan Lomow Natalia als Frau nehmen, doch große Zugeständnisse möchte er dafür aber nicht hinnehmen. Es entbrennt Streit, erst um ein Stück Land, später um die Qualität von Jagdhunden. Das junge Glück findet keine Ruhe, der Konkurrenzkampf ist stets stärker. Sinnentleerte Interventionen des Vaters und die Hysterie der Tochter tragen weiter zur Absurdität der Situation bei und überspitzt das ohnehin als untypisch komisch geltende Werk. Statt eines weißen Fracks tritt Iwan Lomow im pinken Einteiler auf, statt verbalem Austausch werden Menschen zu Tieren, Rettungswagen, Requisiten. Die Situation erklärt sich von selbst, wenn auch mit gedanklichen Verzögerungen. Schließlich wird der väterliche Segen erteilt, „Champagner!“ lauthals eingefordert und die Verlobung gefeiert. Die Lichter gehen aus, im Original ist dies der Schluss eines „Scherz(es) in einem Akt“. Auf der Studiobühne beginnt die frei geschaffene Inszenierung.

Transformation in die Gegenwart

Knapp 100 Jahre nach der Uraufführung kommt den dargestellten Werten natürlich eine andere Bedeutung zu. Partnerwahl ist vermeintlich nicht mehr von wirtschaftlichen Erwägungen bestimmt, sie ist individualisiert. Doch wie haben sich die Kriterien verändert, nach denen wir das passende Gegenstück finden? Mit dieser modernen Neuauflage und lauten, sich verausgabenden Darstellern, versuchte man auf der Studiobühne eine Antwort zu finden. Die BesucherInnen waren begeistert. Ob sie ein neues Bild von Amors Plänen haben, bleibt abzuwarten.

:ksz

 

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