Darf man jetzt lachen? Mehr als einmal konnten sich die BesucherInnen des fünften Comedy Flashs am 24. November im KulturCafé das fragen. Die Stars des Abends, Dave Davis, Hany Siam, Simon Stäblein, Ususmango und auch Moderator Benaissa (Foto) übertraten mit ihrer „Ethnocomedy“ mehr als einmal die Grenzen der politischen Korrektheit – und brachten damit zum Lachen und Nachdenken.
„Bist du Thermometer oder Thermostat?“, fragte Dave Davis, Headliner des Comedy Flashs und „der Afrikaner unseres Vertrauens“, wie er sich vorstellte, das Publikum im ausverkauften KulturCafé. Bist du Opfer der Umstände, lässt du mit dir machen oder nimmst du die Dinge selbst in die Hand und schaffst dir die Umwelt, die dich glücklich macht? „Denke afrikanisch“, war Davis’ Botschaft am vergangenen Dienstag. Das heißt, denke positiv, denn: „Wenn dir die Sonne scheint aus dem Popo – hast du Licht im Dunkeln.“
Davis’ Auftritt war ein großes Plädoyer für mehr Offenheit, Freude und Glück, gespickt mit grandiosen Pointen und der ein oder anderen Kulturvergleichszote und frisch aufgebrühten Klischees. Auch der Einstieg „Ich habe noch nie auf der Bühne gestanden vor so vielen Kanacken“ tat dem keinen Abbruch, den Konsens an dem Abend war: Wir dürfen das, wir sind selbst Ausländer und Fremdenfeindlichkeit überwinden wir, indem wir über Klischees und kulturelle Unterschiede lachen.
Wenn aus Noten Nutten werden
Der Einzige ohne offensichtlichen Migrationshintergrund auf der Bühne war Simon Stäblein, der dafür über über „blonde Mädchen im FSJ“ und überhaupt die ganze Generation X spotten konnte.
Durch den Abend führte Benaissa, selbst Comedian, der seine marokkanische Herkunft und Familie pointensicher auf der Bühne zu verwerten weiß. Da bringt er die Anekdote von seinem Vater, der aufgrund seiner Herkunft die Vokale U von O nicht zu unterscheiden weiß. Das klingt anfangs nur drollig, kommt aber im Laufe seiner Erzählung zu einem Höhepunkt, als beim Elternabend Noten zu Nutten werden. Ja, auch unter der Gürtellinie ging es mehrmals her an dem Abend, das aber geschickt verpackt – und dem Publikum hat es hörbar und sichtlich großartig gefallen.
Sauber erzählt war auch der Auftritt vom stimmvariantenreichen Hany Siam. Gutes Essen ist bei Billigfliegern „nicht im Tarif“. Wohin soll denn dieses Geschäftsmodell führen, fragt sich Siam? „Überleben ist nicht im Tarif“? Was wäre wohl, wenn dieses Modell auch in anderen Lebensbereichen Schule machen würde? Und warum sind die alten Männer im Ärztezimmer keine Nazis, die statt zu nerven, den Schwarzen meiden?
Besser dämlich als Osama
Meiden tut Ususmango, der nach Hany Siam dran war, seinen richtigen Namen: „Mein Vater hat mich Osama genannt.“ Dann kann man sich ja einen dämlichen Künstlernamen aussuchen. Und auf der Bühne sich lang und ausgiebig über Eissportarten lustig machen. Es bleibt die Frage: „Wie sauber ist die Wohnung des Curlingsspielers?“
:mar
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