Jetzt mal Hand aufs Herz: Eindrucksvoll ist sie doch, unsere Uni. Nicht eindrucksvoll schön, aber so groß! Wo sieht man sonst einen Gebäudekomplex aus einem Guss von dieser Größe? Und das Wort Komplex passt hier ganz besonders: Die vielen Ebenen, die Brücken, Unterführungen, Parkhäuser, das ist nicht nur komplex, das ist kompliziert. Wer die RUB mal von Süden gesehen hat, wie sie sich über das Tal erhebt wie eine Trutzburg des Wissens, erstarrt für einen kurzen Moment in Ehrfurcht – bis ihm einfällt, wie sie aus der Nähe aussieht. Ist das nun eines Denkmals würdig? Auf jeden Fall!
Was ist nun ein Denkmal? Die meisten Kommilitonen und Kommilitoninnen, denen ich erzähle, dass die RUB kürzlich als Baudenkmal eingetragen wurde, gucken mich zunächst ungläubig bis belustigt an. „Was, dieses hässliche Betonmonster?“ Warum gehen die Menschen davon aus, dass Baudenkmäler „schön“ sein müssen?
Baudenkmäler erzählen uns Geschichten aus der Zeit, in der sie gebaut wurden und den Tagen und Jahren bis in unsere Gegenwart. Die Ruhr-Uni erzählt uns von schier grenzenlosem Machbarkeitsoptimismus, mit dem man solche Megaprojekte innerhalb von nur zwei Jahren planen konnte. Das Ruhrgebiet wurde für die Zukunft, eine Zukunft ohne Kohle, bereit gemacht.
Das meiste, was wir im Geschichtsunterricht lernen, ist auch nicht schön, im Gegenteil. Dennoch ist es wichtig, dass wir davon wissen. Und dass wir die Zeugnisse der Vergangenheit bewahren. In diesem Sinne könnte man von der RUB eher als Mahnmal statt von Denkmal sprechen. Doch dann bleibt immer noch die Frage nach dem Schönen.
Fort mit dem Schnörkelschrott!
Wenn es nach mir ginge, könnte man jede einzelne Barockkirche und überhaupt jedes einzelne Stück Barock aus der Welt verbannen. Dieses schwülstige, überladene, kitschige Imponiergehabe aus einer genauso schwülstigen Zeit, das die Spitzen-Ästhetik der Gotik negierte – da wird mir schlecht! Es soll aber Leute geben (und das nicht zu knapp), die finden sowas schön. Weil sich nun so trefflich über Geschmack streiten lässt, ist es richtig, dass die RUB jetzt auch geschützt ist.
:Marek Firlej
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