Enthüllung? Empörung? Alles Nostalgie: In Christoph Hochhäusler Polit-Thriller „Die Lügen der Sieger“ läuft der Enthüllungsjournalismus ins Leere.
Was waren das noch für Glanzzeiten, als das New Hollywood in den 1970ern so brisante Polit-Thriller heraus brachte: In Sidney Pollacks „Die drei Tage des Condor“ etwa kommt Robert Redford vor dem Hintergrund der damaligen Ölkrise den Machenschaften der CIA auf die Spur. Oder der Journalismus-Thriller „Die Unbestechlichen“ von Alan J. Pakula, in dem Redford und Dustin Hoffmann die „Watergate-Affäre“ aufdecken. Und „Die Lügen der Sieger“ ist so voll von Anspielungen und Topoi dieser Sub-Genre-Meileinsteine, dass es schon nostalgisch anmutet.
Der Enthüllungsjorunalist Fabian Groys (Florian David Fitz) arbeitet in einer Berliner Nachrichtenredaktion an einer brisanten Story über die Bundeswehr. Zusammen mit der Volontärin Nadja (Lilith Stangenberg) geht er der Sache nach. Aber nur vermeintlich.
Immer wieder werden in Szenen die Pläne einer LobbyistInnengruppe gezeigt, die im Hintergrund die Fäden einer Bundestagsabstimmung zieht. Man weiß von Anfang an ein wenig mehr als die HauptprotagonistInnen, ein geradliniger Spannungsbogen will sich nicht wirklich einstellen.
Stilsicherer Paranoiathriller
Mit seinem visuellen Spiel aus Spiegelungen, mit der er in seinem letzten Film „Unter Dir die Stadt“ noch die kühle wie abgeschottete Stimmung in der Frankfurter Finanzmetropole einfing, und Einstellungen, die offen lassen, wer gerade beobachtet oder beobachtet wird, erzeugt Hochhäusler in seinem stilsicheren Paranoia-Thriller ein permanentes Gefühl der Verunsicherung. Auch das sind Stilmittel aus den Enthüllungs-Klassikern.
Doch ihre Zeit ist vorbei. Und das reflektiert „Die Lügen der Sieger“: Es gibt keinen Zugriff mehr auf die Machenschaften der Mächtigen – erst recht nicht für die Medien. Nachdem Groys registriert, dass seine Story nicht nur für die Vertuschung anderer Staatsgeheimnisse benutzt wurde, wird in einer Montage aus Zeitungen ausspuckenden Druckereien auch eine Szene aus Richard Brooks Film „Die Maske runter“ von 1952 eingeblendet und Humphrey Bogart spricht: „That‘s the press, baby. There‘s nothing you can do about it.“ So läuft Lügenpresse. Aber empört Euch nicht.
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