Rassistische und sexistische Gefahr für die Campus-Kultur oder doch nur Freiraum zur Selbstentfaltung Zurückgebliebener? Nach Einschätzung der Bochumer Burschenschaften als harmlose und zu tolerierende Refugien für Bierliebhaber, fragte :bsz-Reporter Benjamin Trilling bei Heidelberger Studis nach, wie es um die dortigen Burschis bestellt ist.

In Heidelberg sind die Burschenschaften viel stärker in der studentischen Kultur verankert: „Es gibt starken und kontinuierlichen Protest gegen Burschenschaften. Aber es gibt eben auch die Hochschulgruppen, bei denen Verbindungsstudenten aufgestellt sind. Diese sind natürlich völlig unkritisch“, so der Heidelberger Student Thimo. Mit der Normannia gibt es dort eine Burschenschaft, die direkte Verbindungen zur Nazi-Szene hat: So sei Christian Schaar, ihr „alter Herr“, Vorsitzender der Jungen Landsmannschaft gewesen, als diese den damals größten Nazi-Aufmarsch in Dresden angemeldet hatte. Zudem ist Schaars Frau Sängerin der Band Eichenlaub, die in ihren Songs gerne den NSU-Terror glorifiziert. Ihr Bandkollege war zugleich Mitglied einer Jenaer Burschenschaft und des Thüringer Heimatschutzes. Das sind nur wenige Beispiele für die Strukturen: „Es ist allgemein ruhiger geworden in der Verbindungsszene in Heidelberg. Der kontinuierliche Gegenwind hat sicherlich seinen Teil dazu beigetragen. Früher ist die Normannia mit antisemitischen Flugblättern in die Öffentlichkeit gegangen und es gab auch ein höheres Aggressionspotential bei Burschis allgemein. Heute versuchen sie es ab und zu noch, aber halten sich nach außen doch eher bedeckt. Wir versuchen auch dafür zu sorgen, dass es so bleibt“, so Thimo über die aktuelle Situation.

Klare Kante gegen Burschenschaften

Sein Kommilitone Alexander Hummel, Referent für Politische Bildung des StuRa, sieht das ähnlich: „Es gab eindeutige Positionierungen zu Burschenschaften und sie wurden nicht toleriert. Von dem Service, den die Studi-Vertretung damals politischen Vereinigungen an der Uni bereitgestellt hat, wurden Verbindungen explizit ausgeschlossen und Aufklärungsmaterialien – Pressemitteilungen, Flyer und ganze Reader – gegen Burschenschaften herausgegeben. Ich glaube, dass man zu dieser Politik der expliziten Ablehnung in Heidelberg wieder zurück muss.“

Doch Anlässe,gegen Burschis vorzugehen, gebe es nicht, da sie  teilweise bestens in und mit Listen arbeiten. So wurde eine Mitgliederversammlung des RCDS im Haus der Normannia abgehalten. Trotzdem sei es falsch, gegenüber Burschis „schnell zu einer falschen Toleranz zu neigen“: „ich finde es nachvollziehbar, studentische Verbindungen für harmlose Folklore-Vereine zu halten, obwohl sie wissen, dass es darunter auch Nazis und sehr weit Rechte gibt. Diese Ansicht ist aber völlig falsch“, so Thimo. „Es sollte nicht vergessen werden, dass studentische Verbindungen auf reaktionäre und antidemokratische Denkweisen und Politik ausgerichtet sind, auch wenn sie  versuchen, sich als unpolitisch zu gebären. Ganz egal, ob die einzelnen Mitglieder jetzt durch besonders rassistisches oder sexistisches Verhalten auffallen oder nicht.“

 

2 comments

  1. Rechte Burschen? Gibts in Heidelberg, aber doch nicht in Bochum!
    Wie geht das in der selben Ausgabe:

    „Nach unserer Einschätzung der Bochumer Burschenschaften als harmlose und zu tolerierende Refugien für Bierliebhaber…“

    Und hier in einem anderen Artikel derselben Ausgabe – http://bszonline.de/node/2454 habt – habt ihr aufgedeckt, dass der VDSt Breslau-Bochum, der auch auf der Teilnehmerliste der Blaupause steht, „Raum für Rechtsaußen“, konkret für die vom Verfassungsschutz beobachtete „Identiäre Bewegung“ bietet.

    So harmlos hört sich das für mich nicht an. Zu wenig interne Kommunikation oder will man einfach den Persilschein, den man den Bochumer Verbindungen in der letzten und vorletzten Ausgabe ausgestellt hat nicht wieder zurückziehen?

  2. Welch eine Hetze!
    Zur Normannia in Heidelberg: Diese Burschenschaft hat also einen (!) Alten Herren, der Vorsitzender einer rechten Vereinigung war und dessen Frau (!) Sängerin einer – seit 15 Jahren toten! – Band war. Und was soll das beweisen?!

    Echt, warum druckt ihr solch einen konstruierten Mist ab?

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