Nachdem die erste Uni-Woche des neuen Jahres rum ist, kommt die Zeit für etwas Kultur: Im Musischen Zentrum der RUB wird in den kommenden Tagen das Stück „gefangen“ aufgeführt. Die :bsz hat bei der studentischen Theatergruppe „Bühnendynamik“ nachgefragt, worauf Ihr Euch freuen dürft.
Ein Haus am Meer und eine Anstalt im Nirgendwo: Der Psychiater Christian Klingmann, gespielt vom Informatik-Studenten René Lehmann, hilft dem verheirateten Rafael Lindner (Sebastian Bös, Student der Szenischen Forschung) bei einer nächtlichen Autopanne. Durch Zufall übernachtet der Psychiater bei Rafael. Am nächsten Morgen trifft Rafaels Ehefrau, Sophie, die in ihrer Jugend unter einer Diktatur wohl missbraucht wurde, auf Christian im Wohnzimmer, in dem sie den Doktor erkennt, der sie grausam untersuchte und vergewaltigte. Deswegen fesselt ihn Sophie, gespielt von Camilla Szymanski, RUB Studentin der Geschichtswissenschaft, und nimmt ihn gefangen, um ihm ein Geständnis zu entlocken. „Während des Stücks muss sie sich immer wieder an den Missbrauch erinnern, da sie entweder mit ihrer Psychiaterin (gespielt von Theaterwissenschafts-Studentin Caroline Königs) spricht oder auch ihr Ehemann endlich ganz genau wissen will, was passiert ist“, erklärt Camilla die Rolle der Sophie Lindner.
Was wird hier gespielt?
Das Stück habe zwei thematische Ebenen: Einmal gehe es um die Diktatur und ihre Verarbeitung durch die Opfer, die Frage, inwieweit die Justiz geholfen habe und ob die Verbrecher der Diktatur davonkamen oder nicht. Selbstjustiz als Ansatz wird vorgestellt und kritisch hinterfragt. Andererseits gehe es um die Frage, wie weit man Menschen glauben könne. „Sophie Lindner erzählt einer Psychiaterin ihre Geschichte aus ihrer Sicht. Es wird die Frage gestellt, inwieweit man ihr vertrauen kann. Lügt sie oder nicht? Etwas stimmt nicht an ihrer Geschichte, aber wer sagt wirklich die Wahrheit?“, so Caroline über ihre Rolle. Medienwissenschafts-Studentin Britta Reichhardt spielt eine Assistentin des Direktors einer psychiatrischen Klinik. „Unklar ist allerdings, ob ich wirklich nur seine Assistentin bin, oder ob ich mich nicht auch in einem Bereich bewege, in dem ich eigentlich aufgrund meiner Position überhaupt nichts zu suchen habe“, spannt Britta den Spannungsbogen.
Paranoia, Wahrheit, Schmerz
Die Idee kam dem Informatik-Studenten und Regisseur dieses Stücks Robert Külpmann, als er den Stummfilm „Das Kabinett des Dr. Caligari“ gesehen hat. Gleichzeitig habe er Stücke von Sarah Kane und „Der Tod und das Mädchen“ von Ariel Dorfman gelesen und wollte das klassische „Sprech- und Stehtheater“ mit der Ästhetik eines alten Filmes verbinden, sie aber auch immer wieder brechen. „Deshalb habe ich verschiedene Stücke zu einem zusammengesetzt, welches sich um Wirklichkeit und Wahn, die Glaubwürdigkeit eines Menschen und Gewalt, wie sie heutzutage leider noch anzutreffen ist, dreht“, so Robert über sein Werk. Findet raus, ob Sophie verrückt ist oder das Opfer schrecklicher Gewalt.
Termintipp
Am 17. und 18. Januar um 19.30 Uhr auf der Studiobühne im Musischen Zentrum. Eintritt 4 Euro (ermäßigt 2 Euro). Reservierungen sind unter folgender E-Mail-Adresse möglich: robert.kuelpmann@rub.de
:Katharina Cygan
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