Bild: Plädoyers für eine tote Sprache: (von links) Klaus-Peter Wegera, Wolfgang Dieter Lebek, Franz Lebsanft, Martina Häcker, Moderator Klaus Rosen., Akademie der Wissenschaften: „Auf Latein kann an der Uni nicht verzichtet werden“ Foto: AWK NRW

Jahrelang kämpften die Fachschaften gegen den Latinumszwang für Studierende, die Lehrer oder Lehrerin werden wollen. Ende letzten Jahres gelang der Durchbruch: Die Reform der LehrerInnenausbildung in NRW will die Lateinpflicht für FremdsprachenlehrerInnen abschaffen. Die Akademie der Wissenschaften und Künste NRW (AWK NRW), der auch 24 Bochumer WissenschaftlerInnen angehören, sieht damit das Fremdsprachenstudium auf ein „unvertretbar tiefes Niveau“ gesunken und diskutierte am 8. September öffentlich über dieses Thema.

Die Klasse für Geisteswissenschaften der AWK hält am Latein fest. Altphilologe Wolfgang Dieter Lebek (Uni Köln) präsentierte eine Studie, derzufolge Studierende (egal welcher Fachrichtung) Texte besser verstehen würden, wenn sie über Lateinkenntnisse verfügten. Ähnliches sei auch an amerikanischen Unizugangstests zu beobachten.

Der RUB-Germanist Klaus-Peter Wegera zeigte die Wichtigkeit dieser alten Sprache für das Deutsche und seine Geschichte auf, während die Anglistikprofessorin Martina Häcker die Wichtigkeit von Lateinkenntnissen für die Produktion von englischen Texten hervorhob.
Moritz Fastabend, Referent für Hochschulpolitik des RUB-AStAs, findet die Argumentation ziemlich einseitig. Der :bsz erklärt er: „Das Sprach- und Leseverständnis lässt sich auch wunderbar durch das Erlernen einer anderen Sprache trainieren.“ Er findet es „arg unkreativ“, die lateinische Sprache als „Allheilmittel“ zu begreifen.

Latein als Qualitätsmerkmal?

Für Franz Lebsanft, Romanist von der Uni Bonn, schälte sich auf der Veranstaltung unter anderem Folgendes deutlich heraus:

Zum Einen solle das Latinum besser an die Lehramtsfächer angepasst werden.

Zum Anderen habe die Politik dafür zu sorgen, dass den Studierenden durch das Latinum keine Nachteile, etwa beim Bafög, entstehen. Lebsanft, der über die Verbindung der heutigen romanischen Sprachen zu ihren Wurzeln informierte, bringt es auf den Punkt: „Die Politik ist gefordert, dies anzuerkennen, statt auf Qualität zu verzichten, weil das für sie billiger ist.“

Rund 150 BesucherInnen hatten sich in den Düsseldorfer Akademieräumen eingefunden, um den Vorträgen der drei Philologie-Professoren und einer -Professorin zuzuhören und mitzudiskutieren. Das Publikum bestand aus LehrerInnen, WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen; zwar waren auch Studierende dabei, doch hätte sich Lebsanft gewünscht, dass „betroffene Studierende in größerer Zahl den Weg in die AWK gefunden hätten.“

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