Es ist nicht alles Gold, was glänzt: TED-Talks, das sind meist Vorträge von Fachleuten, die zu verschiedensten Themen lebendige Präsentationen im Rahmen von bis zu 18 Minuten halten. „Ideas worth spreading“ ist der Leitsatz der sogenannten TED-Konferenzen, die es seit 2009 auch in Deutschland gibt. Bill Clinton, Jamie Oliver oder Al Gore sind einige von vielen, die Ihr auf Ted.com oder Youtube.com finden könnt und welche euch dort ihre Ideen vorstellen wollen. Neben dem Hauptevent der „TED“ gibt es die „TEDx“ Konferenzen. Das „x“ steht für die Franchise-Variante dieses Formats und dadurch kann es überall und halbwegs unabhängig einen TEDx-Talk geben, solange bestimmte Auflagen eingehalten werden. Durch die liberale Haltung bei der Vergabe der Lizenzen kamen jedoch neben den Qualifizierten auch fragwürdige Leute auf die Plattform.
Play. Ein an Sprudelwasser erinnernder Jingle ertönt, der Leitsatz und das rote Markenzeichen erscheint: TED – Ideas worth spreading. Kurz darauf geht es auch schon los. Er ist mir sofort sympathisch. Wer? Geoffrey Canada. Er redet über Bildung und der Titel des Videos heißt „Our failing schools. Enough is enough!“. Sein Vortragsstil ist aktiv und er bezieht sein Publikum passiv mit ein. Er scheint ganz genau zu wissen was er sagen wird und wie er es sagen wird, weil alle seine Pointen sitzen. „Ich weiß nichts von eine Finanzklippe, aber gibt es ein Bildungsklippe, über die wir in genau diesem Augenblick gehen.“ Geoffrey Canadas TED-Talk ist einer von vielen guten und zeigt wie man Inhalte und Kritik in einer öffentliche Reden gut verpacken kann.
Die Kunst der Rede
Er wirkt authentisch und vertrauenswürdig. So geht es zumindest mir, auch wenn ich keine Ahnung davon hatte, wer er eigentlich ist, außer ein Typ in einem schicken Anzug und mit Brille. Nirgendwo wurde zuvor auf YouTube angezeigt, dass er der Präsident und CEO der „Harlem Children´s Zone“ war, welche sich für eine bessere Bildung von jungen Menschen in Harlem einsetzt. Genau das ist eines der Kernprobleme für den/die ZuschauerIn, denn dieseR hat in der Regel keine Ahnung, wer ihm/ihr 18 Minuten Thesen und Ideen um den Kopf wirft, die auch noch schön und mit einer roten Schleife verpackt sind. Die regulären TED-Talks brauchen um ihren Ruf nicht zu fürchten, weil meist bekannte Fachleute wie der Philosoph Daniel Dennett oder prominente Persönlichkeiten wie Bill Gates oder Larry Page Redner sind. Anders ist es da bei den TEDx-Talks.
Kritik aus Stanford
So zum Beispiel Randy Powell, der einen Vortrag auf dem TEDxCharlotte Talk (TEDx + Veranstaltungsort) hielt und dafür laut Harvard Business Review eine Vernichtende Kritik von Stanford Professor Jay Wacker erhielt: „Er würfelt die Begriffe einfach wild durcheinander. Entweder ist er verrückt, ein auf Ruhm oder Geld hoffender Scharlatan, oder er hat sich auf TED einen Sokal-Hoax erlaubt. Ich wette, es sind die ersten beiden Varianten – zu gleichen Teilen.“ (Der US-Physiker Alan Sokal hatte 1996 aus Fachbegriffen einen bewusst unsinnigen Text zusammengeschrieben, den er unbeanstandet in einer akademischen Zeitschrift veröffentlichen konnte) Ein weiteres Beispiel ist die TEDxValenciaWoman-Konferenz. Grade diese wurde von vielen Seiten wie etwa „the verge“ als pseudowissenschaftlich verdammt – und das nicht zuletzt wegen der Themen und dem Abschluss des Events. Auf der Agenda standen Themen wie Kristalltheraphie, ägyptische Psychoaromatheraphie und zum Abschluss soll nach Aussage des Magazins die Veranstaltung mit Mantras und Gesängen für die griechische Göttin Gaia beendet worden sein.
Durch solche Vorfälle verlieren die ZuschauerInnen das Vertrauen zum Format und daher gibt es einen starken Bedarf an Weiterentwicklung. Die Lizenzen sollten nicht zu jedem Thema herausgegeben werden, die Auswahl von RednerInnen und die Beschreibung eben dieser innerhalb der Videos muss eingeführt werden, damit auch Videos von anderen Plattformen ohne weiteres empfohlen werden können. Denn genau darum geht es ja: Ideas worth spreading.
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