Bild: Schreibt mal garstig, mal heiter, aber immer schön: Schreiberin und Leserin Lea Streisand., Inklusive Lesung am Dienstag ist für alle da Foto: Sascha Bachmann

Inklusion fängt nicht erst bei Rollstuhlrampen an und hört nicht schon bei Inklusions-Schulklassen auf. Ganz dem Gedanken verpflichtet, dass zu einem richtigen Miteinander eben auch das Miteinander-Spaß-Haben gehört, startet die Interessengemeinschaft behinderter und nichtbehinderter Studierender (IbS) mit einer Kooperation mit dem Kulturbüro boSKop ins Sommersemester: Im Rahmen der Reihe [Lit:Lounge] kommen der Autor Jan-Uwe Fitz und die Autorin Lea Streisand am 29. April ins KulturCafé und zeigen, dass Literatur von allen genossen werden kann. Berührungsängste sind da nicht angebracht, Unterhaltung ist für alle da!

Lea Streisand ist Schriftstellerin und, wie sie es nennt, „Selbstgeschriebenesvorleserin“ aus Berlin. In der dortigen Liveliteraturszene machte sie sich schnell einen Namen als Slampoetin oder namentlich in den Lesebühnen „Rakete 2000“ und „Hamset nich kleina?“. Überregionale Bekanntheit erlangte sie als taz-Kolumnistin, Buchveröffentlichungen kann sie selbstverständlich auch vorweisen.

Der „Taubenvergrämer“ Jan-Uwe Fitz ist ebenfalls oft in Berlin anzutreffen. Sein Gram scheint sich jedoch nicht nur auf die Ratten der Lüfte zu entladen. Auf seinem Twitteraccount, der fast 50.000 Follower hat, schildert er Szenen von herrlich misanthropischer Absurdität: „‚Lehnen Sie Menschen auch so stark ab wie ich?‘  – ‚Nur die, die ich kenne. Den Rest finde ich total dufte.‘“ Seine sozialen Ängste brachten ihn in eine Nervenklinik, doch wie der Aufenthalt ihn noch mehr verstörte, schildert er in seinem ersten Roman „Entschuldigen Sie meine Störung“. Sein Zweitling „Wenn ich was kann, dann nichts dafür“ erschien letztes Jahr.

Es ist normal, verschieden zu sein

Mit diesem Duo setzen die VeranstalterInnen der Lesung „Lesestörung? [Lit:Lounge] feat. Inklusiv!“ bewusst Zeichen. Es geht nämlich darum, auf Studierende und generell Menschen mit Beeinträchtigungen, die nicht sichtbar sind, wie eben sozialen Ängsten, aufmerksam zu machen. Dies kann man vielleicht als ideellen Oberbau für diesen einen Leseabend ansehen. Das ganze Konzept hat jedoch ein viel tiefer gehendes Fundament.

Hauke Hoth von der IbS erklärt: „Mit der am kommenden Dienstag stattfindenden Lesung möchten wir der Öffentlichkeit ein weiteres Mal zeigen, dass Inklusion nicht nur auf bestimmte Bereiche wie zum Beispiel – im Moment in aller Munde – auf das Thema Schule und Bildung beschränkt werden kann, sondern dass Inklusion ebenso im kulturellen Bereich stattfindet und stattfinden muss.“ Und er fügt hinzu: „Schließlich bedeutet Inklusion ja soviel wie ‚Vielfalt‘.“ Laura-Monica Oprea, ebenfalls von der IbS, stimmt ihm da zu: „Ich finde das Zitat von Richard von Weizsäcker passend: ‚Es ist normal, verschieden zu sein‘. Da ist das Wort ‚Inklusion‘ überflüssig.“

Leider bereitet diese Verschiedenheit vielen immer noch Probleme oder zumindest Unbehagen. Obwohl sich die meisten Menschen für Inklusion aussprechen, herrschen immer noch gewisse Berührungsängste: „Verunsicherung hemmt Vielfalt. Und wenn mal einiges falsch am Laufen ist, da hilft nur Humor in jeder Lebenslage“, erzählt Oprea. Menschen, die gemeinsam lachen, gemeinsam Spaß haben, kommen einander näher: „Die Barrieren im Kopf werden damit bei vielen überwunden.“

Heavy Metal, happy Miteinander

Bereits im Dezember vergangenen Jahres konnte die IbS den Heimorgel-Rocker Mambo Kurt für ein Benefizkonzert ins KulturCafé holen, um zu zeigen, dass beim Heavy Metal (und seine ironische Gedudel-Hommage) die Frage nach behindert/nichtbehindert überhaupt keine Rolle spielt.
Am Dienstag nun gibt es weniger einen Angriff auf die Nackenmuskeln, sondern vielmehr aufs Zwerchfell. Die Lesereihe [Lit:Lounge] des Akafö-Kulturbüros boSKop begann ursprünglich mit dem Konzept „Dozenten lesen Lieblingswerke“, hat sich aber mittlerweile neuen Lesenden geöffnet, wie eben dieses Mal dem Berliner und der Berlinerin. Insgesamt sorgt boSKop für eine Bereicherung der Kultur auf und um den Campus der Ruhr-Uni. Umso besser, wenn da nebenbei für eine gute Sache geworben werden kann. Diese Veranstaltung unterstützt das Kulturbüro finanziell, erklärt Annemarie Nitz von boSKop, „aber natürlich auch mit Rat und Tat.“ Obwohl sich auch bei der IbS sowohl Menschen mit als auch ohne Behinderung engagieren, zeigt diese Kooperation doch zusätzlich, dass eine solche Zusammenarbeit wie selbstverständlich funktionieren kann.

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