Bild: Symbolbild, Kunst die bewegt Bild: bena

In einer Zeit der Identitätskultur fragen wir uns, was ist Kunst und wer bestimmt darüber? Der Film Borga zeigt, dass ein Zuhören und Miteinander die Geschichte des Protagonisten authentisch erzählen lassen, ohne dass ein typisches Fremdbild entsteht. 

Am Donnerstag war es so weit: Westafrikanisches Flair fand in die Kinos Deutschlands. In alle? Nicht ganz! Das Projekt von York-Fabian Raabe scheint ein Pilotprojekt zu sein: Kann ein Film, der nicht aus der klassischen europäischen und weißen Perspektive erzählt wird, an den Kinokassen ein Erfolg werden? Oder bleibt dieser ein Geheimtipp für Kinofans, die sich auf neue Erzählperspektiven einlassen?  
Kojo möchte seinen Traum erfüllen, wir treffen ihn das erste Mal auf einem Elektroschrottplatz in Ghana, wo er Elektroschrott verbrennt, um sich die kleinen Dinge des Lebens kaufen zu können. Doch sein großer Traum ist ein anderer: Er möchte mit Wohlstand seiner Familie helfen, mehr noch, als Zweitgeborener möchte er die Anerkennung seines Vaters und seiner Familie gewinnen. Er möchte seiner Familie ein besseres Leben ermöglichen! Dieser Traum wird durch eine Begegnung mit einem Borga geformt. Er strahlt Wohlstand, ein gutes Leben und Macht aus! Genau das möchte Kojo auch. Während sein großer Bruder Kofi das Familienerbe weitertragen soll, ist seine Perspektive eine andere. 

Aus diesem Grund wagt er den Schritt, als er die Möglichkeit bekommt und macht sich auf den Weg nach Europa. Ein Weg, der sich über fünf Jahre zieht und aus der romantischen Vorstellung des weltoffenen besseren Europas scheint ein Albtraum zu werden. Ihm wird klar, dass das Leben des Borgas mehr Mythos als Traum ist. Borga haben mitgeholfen, die Illusion zu kreieren, dass die westliche Welt der Ort ist, wo jeder hinmuss. Und sie waren sehr präsent, so Eugene Boateng, der Kojo spielt, zu Deutschlandfunk Kultur. Denn die Familie empfängt ihn nicht unbedingt mit offenen Armen. Kojo wird bewusst, dass die Werte, die für ihn Familie bedeuten, nicht mehr dieselben sind.  

Borga ist ein Film der 70 Prozent auf Twi ist. Das sorgt dafür, dass sich die Zuschauer:innen auf die Sprache einlassen müssen und wollen. Ich als Mensch mit direktem Bezug zu Ghana, habe viele Charaktere wiedererkannt, die in dem Film gezeigt wurden. Dies spiegelt auch den Einfluss von Hauptdarsteller Boateng wider. Aber auch der Cast konnte mit deutsch-westafrikanischen Schauspielern glänzen wie Thelma Buabeng, Jerry Kwarteng, Ibrahima Sanogo oder Prince Kuhlmann. Gestützt wurden diese authentischen Leistungen mit ghanaischen Schauspielern wie Lydia Forson oder Adjetey Anang.  Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur fügt Boateng an: „Das ist das, was am wichtigsten ist. Die Menschen, um die es geht, müssen sprechen können. York und ich haben etwas kreieren können, weil wir uns zuhören und weil wir voneinander lernen.“  

Borga ist eine Geschichte nach dem Motto vom Tellerwäscher zum Millionär, jedoch trügt dieser Schein! Hier geht es um eine reale Geschichte und nicht den ganz großen Traum, der sich erfüllt und alle sind glücklich. Das Wunschdenken des großartigen Europas wird kritisch dargestellt und das ist wichtig! Zudem wird auch darauf hingewiesen, dass Ghana der Elektroschrottplatz der Welt ist und dass sich Menschen ohne Möglichkeiten schnell auf die schiefe Bahn locken lassen! Der Film bleibt die meiste Zeit unsynchronisiert und zeigt authentische Bilder des Heimatlandes der Protagonist:innen. Es gibt dem:der Zuschauenden den Raum, sich auf die Kultur einzulassen und den Vibe der westafrikanischen Lebenskultur einzunehmen, die sich sehr ambivalent zeigt. Wer die Möglichkeit hat, diesen Film im Kino zu sehen, sollte dies tun, denn es öffnet ein Tor zur künstlerischen und kulturellen Vielfalt! 

              :Abena Appiah

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