Kolonialgewalt. Das Massaker von Paris, welches wohl 200 Menschen das Leben kostete, jährte sich am vergangen Sonntag erneut. Doch erst seit einigen Jahren wird sich überhaupt daran erinnert.
Der Algerienkrieg näherte sich langsam seinem Ende, als am 17. Oktober 1962 eine große Demonstration für die Unabhängigkeit Algeriens in Paris stattfand. Zu dieser Zeit gab es bereits seit einigen Wochen eine nächtliche Ausgangssperre für Franzosen algerischer Herkunft in der Stadt und den umliegenden Gebieten. Die Demonstration blieb friedlich, trotzdem erteilte der damalige Polizeipräfekt einen Schießbefehl. Auch wenn die Polizei von nur drei Toten sprach, wurden mindestens 200 Menschen in Folge dieses Befehls erschossen, erschlagen oder – wie Zeitzeugen vermuten – in der Seine ertränkt. Doch lange wurden diese Tatsachen totgeschwiegen. Der Polizeipräfekt wurde 1998 verurteilt, jedoch nicht wegen des Schießbefehls, sondern wegen seiner Zeit als Kollaborateur mit der faschistischen Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg. Denn alle Verbrechen, die von Franzosen in diesem Krieg begangen wurden, fielen unter eine kurz nach Kriegsende beschlossene Generalamnestie. Erst 2001 wurde eine Gedenktafel für die Opfer angebracht, durch den Bürgermeister von Paris. Die konservative Opposition boykottierte die Zeremonie. 2012 wurde das Massaker schlussendlich anerkannt, und die Regierung gedachte zum 60. Jahrestag der Ereignisse den Opfern. Dieses Jahr sprach Präsident Emmanuel Macron bei einer Gedenkzeremonie mit Angehörigen.
:Jan Krischan Spohr
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