Kommentar. Bei der Youth4Climate-Konferenz in Italien tadelte Greta Thunberg in der vergangenen Woche die weltweite Klimapolitik. Ihre Rede ist ein Zeugnis des Unmuts.
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg brachte am Dienstag, dem 28.9.2021, ganz unverblümt auf den Punkt, was insbesondere jüngere Menschen von der aktuellen Herangehensweise vieler Regierungschef:innen an die Problematik des Klimawandels halten:
„Net-zero blah blah blah, climate neutral blah blah blah. This is all we hear from our so-called leaders. Words. Words that sound great but so far have led to no action. Our hopes and dreams drown in their empty words and promises.“
Leere Wörter und leere Versprechen – und das Publikum Gretas bricht in rasenden Applaus aus, welcher der Worte der jungen Fridays-For-Future-Gründerin Recht geben. Und im Gegensatz zu vielen haltlosen Aussagen und einlullenden Versprechungen der Klimapolitik, fußen Gretas Aussagen – bekanntlicherweise! – auf Fakten. Noch am 9. August dieses Jahrs veröffentlichte das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) den ersten Teil des sechsten Sachstandsberichts über naturwissenschaftliche Grundlagen (bsz:1300) und ruft verzweifelt, insofern ein im akademischen Duktus verfasster Text Verzweiflung suggerieren kann, zum sofortigen Handeln auf. JETZT! Ist die Zeit zu Handeln gekommen, sonst werden sich die Auswirkungen des Klimawandels nicht mehr eindämmen lassen. Jetzt. Und jetzt ist beinah schon zu spät, da schlittern wir auch noch an einer gewaltigen Katastrophe vorbei, denn eigentlich hätten wir schon früher handeln müssen. Mindestens vor zehn Jahren. Oder, wie Greta sagt, vor 30: „They’ve now had 30 years of blah blah blah and where has that led us?“ Aus der Rede der Schülerin spricht die gleiche Verzweiflung wie aus dem Bericht des IPCC: Sie lässt fassungslos zurück. Warum wurde nie gehandelt? Warum wird JETZT nicht gehandelt? Nicht auf einen Schlag? Und warum wird unsere Zukunft zerstört? Es hängt mir mittlerweile selbst zu den Ohren heraus, es macht mich hoffnungslos und deprimiert, aber wir können nicht oft genug darüber sprechen, dass wir – jetzt mal wirklich und wie Greta ganz unverblümt auf den Punkt gebracht – am Arsch sind, wenn die Welt weiter ihren gewohnten Gang geht. Politik ist lahm und langwierig und dreckig. Die Hoffnung, so Greta Thunberg, käme von den Menschen, nicht von der Politik. Das ist ein Aufruf an uns, trotz aller negativen Zukunftsprognosen doch weiter auf das Beste zu setzen, weiterzumachen und vor allem aktiv zu werden: Klar, die Politik macht leere Versprechen. Zu einem Teil funktioniert Politik halt so. Zwischen dieser ganzen Negativität beweist Gretas Rede jedoch mal wieder eins und das mag zwar eine offensichtliche Erkenntnis sein, aber sie hilft: Das Thema Klimawandel geht uns alle etwas an und gerade wir, die jungen Menschen, welche noch erleben werden, welche Prognosen welcher Forscher:innen nun tatsächlich eintreten, wollen etwas machen, sind wütend, sind handlungsbereit und gehen auf die Straße. Wir haben 30 Jahre blablabla hinter uns und mit Sicherheit werden wir noch einige weitere ertragen müssen, aber wir können aufatmen: der Druck auf die Regierungschef:innen unserer Welt wird immer stärker, Grüne Politik tritt immer mehr in den Vordergrund und kaum ein Land kommt bald mehr um das Thema herum. Veränderung braucht seine Zeit, auch mal erbärmliche 30 Jahre, aber wir stehen an einem Scheideweg, wir stehen an einem Punkt, an dem der Druck auf die Regierenden langsam unerträglich wird: Es wird etwas passieren.
:Rebecca Voeste
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