Kommentar. Alice Weidel und Tino Chrupalla sind die Spitzenkandidat:innen für die Alternative für Deutschland, das ging aus der Mitgliederbefragung hervor.Alle etwa 32.000 Parteimitglieder der AfD konnten seit dem 17. März online ihr Spitzenduo wählen, diese Möglichkeit haben rund 15.000 davon genutzt, was einer Beteiligung von fast 50 Prozent entspricht. Ganze 71,03 Prozent stimmten davon (also etwa ein Drittel aller Parteimitglieder) für das Duo Weidel und Chrupalla ab. Diese sind Fraktionschefin und Co-Parteichef ihrer Partei. Mittlerweile kann man sich auf der Homepage der AfD ihr aktuelles, zirka 200 Seiten langes Parteiprogramm durchlesen. Womit und mit wem genau geht die Partei in den Wahlkampf?
Alice Weidel ist den meisten ein Begriff, da sie seit 2015 im Bundesvorstand und seit 2017 Fraktionsvorsitzende der AfD ist. Sie hat Volks- und Betriebswirtschaftslehre studiert, als Analystin für Goldman Sachs gearbeitet und ist seit 2013 selbstständige Unternehmensberaterin.
Tino Chrupalla ist gelernter Maler- und Lackierermeister und führt seinen eigenen Betrieb. Seit 2015 ist er in der AfD, 2017 wurde er bereits einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Bundestagsfraktion und seit 2019 ist er mit Jörg Meuthen die Doppelspitze der AfD.
Nun zu ihrem Wahlprogramm. Was soll ich sagen? Es sind 206 Seiten mit 21 einzelnen Kapiteln der Angstmacherei gepaart mit dystopischen Prognosen, deren Rettung die AfD sei. Dazu kommen wissenschaftliche Falschbehauptungen und Schlussfolgerungen von Prinzipien, die ausschließlich „Deutsche“ bevorzugen, deren Vorfahren deutsch sind, die alle überall altdeutsch reden, die den Islam und alle/s Dazugehörige/n nicht mögen, die mehr als 1,5 Kinder kriegen, auf das biologische Geschlecht pochen und Flüchtlinge Frontex überlassen wollen. Aber werden wir konkreter.
In Kapitel 19 Seite 175 steht: „Es ist bis heute nicht nachgewiesen, dass der Mensch, insbesondere die Industrie, für den Wandel des Klimas maßgeblich verantwortlich ist. Die jüngste Erwärmung liegt im Bereich natürlicher Klimaschwankungen, …“, was laut etwa 97 Prozent der daran Forschenden nicht stimmt. Sie sagen in ihren Kernforderungen zur Klimapolitik, dass „das Klima per se nicht schutzfähig ist“. Klar wollen sie dann auch aus dem Pariser Klimaabkommen austreten.
In Kapitel 8 geht es um die Innere Sicherheit. Das erste Unterkapitel „Linke Gewalt entschieden bekämpfen“ beinhaltet, was der Titel verspricht. Danach kommt „Wirksame Bekämpfung der Ausländerkriminalität“, wo zum Beispiel die „Wiedereinführung der zwingenden Ausweisung auch schon bei geringfügiger Kriminalität“ gefordert wird. Über rechte Gewalt oder einfach Gewalt und allgemeine Kriminalität wird nicht geredet, scheinbar gibt es da keine Probleme.
Kapitel 9 heißt ohne Witz „Islam“. Hieraus stammt Folgendes: „Die Verleihung des Status als Körperschaft öffentlichen Rechts an islamische Organisationen lehnen wir ab“, „Imame sollen sich zu unserer Verfassung bekennen und möglichst in deutscher Sprache predigen“ oder „Die islamtheologischen Lehrstühle an deutschen Universitäten sind abzuschaffen“. Auch sollte der konfessionsgebundene Religionsunterricht nicht den Islam unterrichten. Aber die „AfD steht uneingeschränkt zur Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit nach Art. 4 Grundgesetz“. Dann ist ja alles klar.
Selbst, wenn man die Flüchtlings-, Migrations- und Asylpolitik außen vorlässt, findet man viel zu viele Totschlagargumente, dieser Partei keinerlei Verantwortung zu überlassen. Und zwei der Totschlagargumente gegen diese Partei bilden nun deren Spitzenduo.
:Lukas Simon Quentin
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