Initiative. Zwei Doktorinnen der RUB gründeten ein Netzwerk, um für Menschen mit Care-Verpflichtung einzutreten. Dieses wendet sich nun an den Rektor.
Am Montag, dem 26. April 2021 wurde dem Rektor der RUB ein offener Brief vom noch jungen statusgruppenübergreifenden Eltern Netzwerk RUB vorgelegt. Dieser wurde bis zur Abgabe von etwa 480 Menschen – Studierenden, Techniker:innen über Verwaltende bis hin zu Dozierenden und Professor:innen – unterzeichnet. Anlass dieses offenen Briefes ist die Situation von Mitarbeitenden jeglicher Art und Studierenden mit Care-Verpflichtungen. Das bedeutet einfach, dass man sich um mindestens einen anderen Menschen aus jeglichen Gründen kümmert. Also zum Beispiel Eltern, die sich um ihre Kinder kümmern oder jemand, der:die einen oder mehrere Elternteile pflegt.
In dem offenen Brief wird zu Beginn erklärt, dass der Betrieb der RUB, der trotz vieler Widrigkeiten aufrechterhalten wurde, nicht von irgendwoher komme. Vielmehr sei es die Leistung der Mitarbeitenden, die sich „völlig verausgaben“. Ein Teil dieser Angestellten finde sich zusätzlich in dem Dauerzustand der Doppelbelastung zwischen Erwerbsarbeit und Care- Arbeit wieder. Es heißt zwar Dauerbelastung, doch sei Kontinuität nicht gegeben. Erklärt wird das dadurch, dass der Pandemie geschuldet die Betreuung in Kindertagesstätten und Schulen oder „private und familiäre Unterstützungsnetzwerke“ langfristig nicht am Stück aufrechterhalten werden könnten. Das erschwere nicht nur die berufliche Tätigkeit, sondern auch die Care-Arbeit, denn „wir selbst haben keine Ruhepausen, geschweige denn Erholung, mehr“, heißt es im Brief. Dies gehe auch an den Kindern nicht spurlos vorbei.
Worauf zielt der offene Brief nun ab? Es wird dankbar erwähnt, wie die Universität sich dafür einsetze, Familienaufgaben und das Arbeiten an der Universität zu vereinbaren. Darüber hinaus sei klar, dass alle in einer Ausnahmesituation seien und daher „Einschränkungen hinnehmen müssen“. Nur wünschen sich die Unterzeichnenden einen Dialog, in dem lösungsorientiert etwas erarbeitet wird, wodurch sich eine Entlastung für die Studierenden und Mitarbeitenden der RUB mit Care-Verpflichtungen ergibt.
Den offenen Brief und die dazugehörige Liste der Unterzeichnenden findet Ihr unter diesem Link: ruhr-uni-bochum.de/elternnetzwerk/OffenerBrief.html.
Mit den Initiatorinnen Jun.-Prof. Dr. Juliane Czierpka und Dr. Marcella Woud wurde zu diesem Thema ein Interview am 24.04.2021 geführt. Beide sind Eltern von Kindern, die im Kindertagesstättenalter sind.
In dem Gespräch wurde angesprochen, dass man als Lehrende Person mit Care-Verpflichtung weder die Studierenden noch die eigenen Kinder vernachlässigen will, also leide am ehesten die eigene wissenschaftliche Karriere darunter, in der man mit Menschen konkurriert, die vielleicht keine Care-Verpflichtung haben. In der Regel hat man dabei einen befristeten Vertrag und die Sorge sei da, von den Kolleg:innen abgehängt zu werden. Aber auch die unbefristeten Mitarbeitenden mit Care-Verpflichtung hätten kurzfristig gesehen die gleichen Probleme, nur dass langfristig die Stelle nicht in Gefahr sei.
Beide gingen sehr differenziert an die Situation heran und betonten, dass die Uni ein komplexes System sei, in dem man nicht an einer Stellschraube drehen kann, ohne dass es Auswirkungen auf andere haben kann. Also dürfe man jetzt nicht für diese Generation den Druck rausnehmen, indem man Maßnahmen ergreift, die die darauffolgende Generation negativ beeinflusst, aber nichts tun sei auch keine Lösung.
:Lukas Simon Quentin
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