Bild: Equality – das bedeutet auch geschlechtsneutrale Sprache., Wie, was Sprache? Bild: bena

Gleichstellung. Die Universität in Kassel setzt im Sinne der Lehrfreiheit bei ihren Studierenden auf geschlechtsneutrale Sprache. Doch wie sieht es an der Ruhr-Universität aus und was meinen die Spracherhalter:innen dazu?

Als Leser:in dieses Blattes seid Ihr das Gendern gewohnt. In Hausarbeiten zählt meist das generische Maskulinum als die „ordentliche Norm“. Diese ungeschriebene Regel ist an einer Uni gebrochen. Denn an der Hochschule in Kassel können Dozierende in ihren Seminaren diese Normierung ändern. Hierfür bezieht die Universität sich auf das Hessische Gleichberechtigungsgesetz. Denn dort steht geschrieben: „Rechts- und Verwaltungsvorschriften sollen die Gleichstellung von Frauen und Männern sprachlich zum Ausdruck bringen. Dies gilt auch für den dienstlichen Schriftverkehr“ (HGlG §1, Absatz 2). Aus diesem Grund wurde in der Geschäftsordnung der Zentralverwaltung festgehalten, dass „auf eine differenzierte, vorurteils- sowie diskriminierungsfreie Sprache […] zu achten“ und „eine gendersensible und inklusive Sprache umzusetzen“ sei. Für einige Studierende gilt dies als neue Reglung, denn der Fachbereich der Gesellschaftswissenschaften hat die geschlechtergerechte Sprache übernommen. Ist es möglich, dass dies in die Benotung eingehen kann? Ja, denn den Lehrenden steht es frei, die neue Reglung zu verwenden. Jedoch müssen sie am Anfang der jeweiligen Veranstaltung die Bewertungskriterien deutlich kommunizieren und den Studierenden Informationsmaterial zur Verfügung stellen. Bei der Benotung von Prüfungsleistungen ohne gendergerechte Sprache, obwohl es kommuniziert wurde, sollte es sich im Bereich der Verhältnismäßigkeit abspielen und sich nicht auf die Endnote dramatisch auswirken.

Auch Dozentin Barbara Bollig, vom Lehrstuhl Germanistik an der Ruhr-Universität meint: „In der Germanistik ist das noch sehr Dozierendenabhängig, wie viel Entgegenkommen und Verständnis Studierende für eine inklusiv geschriebene Arbeit bekommen.“ Sie kenne Dozierende, die einer Arbeit mit gendergerechter Sprache zustimmen, jedoch müssen die Studierenden darauf achten, dies nur an Stellen anzuwenden, wo es auch hingehöre. So gebe es dann Punktabzüge, wenn beispielsweise in der Primärliteratur von Männern gesprochen würde, aber trotzdem gegendert werden würde. „Man könne es wie mit dem Zitationssystem vergleichen, das können die Kolleg:innen auch selbst entscheiden und eine Handreichung geben.“ Dies scheint vor allem auch bei der inklusiven Schreibweise ein wichtiger Faktor zu sein, fügte Bollig an. In der Theaterwissenschaft ist so etwas schon vorhanden. So sprach Barbra Bollig an, dass es dort in der Fachstudienordnung schon festgelegt wurde, dass Arbeiten im inklusiven Duktus geschrieben werden sollen. Doch während die einen diesen Wandel begrüßen, werden auch Stimmen laut, die dies nicht unterstützen. So bekräftigt der „Verein Deutsche Sprache“ die Kritiker:innen für eine inklusive Sprache an der Universität. Der Verein stellt sich konsequent gegen das Gendern und bezieht sich darauf, dass das grammatische Geschlecht handelt, da die inklusive Sprache nicht nur Frauen in den Fokus heben würde, sondern auch geschlechtsneutrale Menschen unsichtbar machen würde. Zudem würden männliche Personen nicht wirklich angesprochen werden, da diese in ihrer Bezeichnung beschnitten würden.
Die Uni Kassel und vereinzelte Fachschaften unserer Universität bleiben jedoch ihrer Linie treu, die Sprache am Campus und in der Wissenschaft inklusiver zu gestalten.

:Abena Appiah

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