Bild: Wir wollen auch rassistisch beleidigt werden: Der deutsche Feuilleton ist auf den Wunsch nach Diskriminierungsgier gestoßen. , Whyte People Problems Bild: bena

Kommentar. Es ist mal wieder so weit, die weiße Mehrheitsgesellschaft fühlt sich benachteiligt und ich habe kein Mitleid! Gib mir bitte mehr von Deinem „Mimimimi“. 

Dear Whyte People, wir müssen reden! Und das zum wievieltesten Mal? Allein in dieser Zeitung habe ich bestimmt genug Kommentare geschrieben, die Euch darauf aufmerksam machen sollten, dass eure Privilegien ein wichtiger Faktor sind in der systematischen Unterdrückung von Schwarzen Menschen (ja, so sagen wir das mit großem „S“). Doch was seit einigen Wochen in der „Wir haben das aber so gelernt“-Bubble abgeht, ist nur noch ein Zeugnis, das auf Arbeitsverweigerung fußt. Ihr – und ja, ich sage IHR – wollt, dass wir kostenlose Bildungsarbeit machen. Euch mitnehmen und am besten Euch unsere traumatischen Geschichten erzählen. Weil ihr euch so gerne daran ergötzt und Euch freut, wenn ihr euch frei von jeder Schuld fühlen könnt. Denn so was „Könnt ihr euch gar nicht vorstellen, dass es so was noch gibt“. Mit „so was“ beschreibt ihr Menschen wie Fatina Keilani. Eine Frau, Volljuristin und der Meinung, dass „Weiß-Sein zum Makel“ wird. Mehr noch: Schwarze Journalist:innen, Künstler:innen, Autor:innen und viele mehr benutzen den Rassismus als Geschäftsmodell. So sagt sie: „Aus der Mission ’Rassismus bekämpfen’ haben einige Debattenteilnehmer zudem inzwischen ein privates Geschäftsmodell gemacht!“ Sie holt uns ab mit einer Kolumne, die mit weißen Tränen geschrieben wurde. Vorwürfe werden laut, dass unser Tagesgeschäft der Rassismus sei und dass wir ohne diesen kein Sinn im Leben hätten. Denn wir sind gierig, gierig nach Belegen. Gierig darauf, dass ihr was falsch macht. Als ob wir nichts Besseres zu tun haben. Und Frau Keilani auch nicht, denn sie schrieb noch einen Artikel! Dort wurde aus dem Geschäftsmodell ein: „Ich äußerte die Vermutung, dass die Art, wie antirassistisches Engagement derzeit läuft, nur wenigen nützt.“ Klingt weniger catchy, oder? Aber sie ist keine Rassistin, denn: „Dieser Vorwurf lässt sich aus meinem Text nicht begründen.“
Während die gute Frau sich verteidigte und davon sprach, dass sie neue Worte wie Token, Victim-Blaming und Ally lernte, mischten sich nun die ewig weißen Männer ein, denn Ihr wisst ja! Man(n) muss einfach mal was gesagt haben. Don Alphonso bot uns sogar exklusiven Content, den er als „Ein Anschlag auf die Pressefreiheit“ sah. Natürlich hinter der Paywall. Ihr  wisst ja, Rassismus ist ein Geschäftsmodell. Aber hier stellt sich die Frage für wen? Während Jasmina Kuhnke beim Volksverpetzer kostenlos eine Antwort verfasste, gibt es mittlerweile fünf Artikel darüber, wie schlimm weiße Menschen es aufgrund ihrer Privilegien haben und Frau Kuhnke als Staatsfeind Nummer eins sehen. Und als wäre das Ganze nicht schon nervig genug für Menschen, die Rassismus erfahren, hatte der WDR eine ganz tolle Idee gehabt! Laden wir einfach noch mal die eine Sendung von „Die letzte Instanz“ hoch, wo fünf weiße Menschen in Altherrenmanier darüber urteilen, ob etwas diskriminierend ist für andere oder eben nicht. Weil man nicht mit einem Shitstorm hätte rechnen können. Obwohl, das haben wir ja einkalkuliert, deswegen hatten wir die Entschuldigung auch schon parat: „Wir wussten es nicht besser, sorry, falls Ihr Euch verletzt fühlt. Wir müssen noch lernen!“
Ich muss auch lernen, aber ich bin gewillt, mich zu ändern. Aber ich will auch verstehen. Deswegen dear wyhte people: Ist es ok wenn ich Euch sage, dass hr privilegiert seid? Wie steht ihr zu dem Wort Kartoffel? Lieber gebraten oder gratiniert? Und warum wollt ihr unbedingt Rassismus erleben? Ich mein, klar könnt ihr diskriminiert werden oder xenophobisch behandelt werden aber Rassismus gegen weiße gibt’s nicht! Wenn ihr eine genaue Erklärung von einer angehenden Sprachwissenschaftlerin haben wollt klickt auf diesen Link und ihr kommt zu meiner Paywall. Mit freundlichen Grüßen,

Ein Mensch, der Rassismus erfährt.

:Abena Appiah

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