Arbeitsverhältnisse. Laut Studien des DGB waren Arbeitsbedingungen an deutschen Hochschulen schon vor Corona miserabel. Besonders schlecht steht wieder einmal NRW da.
„Die Beschäftigten der Hochschulen in NRW stellen ihren Arbeitgebern ein schlechtes Zeugnis aus“, so das Fazit der Vize-Vorsitzenden des DGB NRW, Sabine Graf, aus der vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) im November vorgestellten Umfrage. 5.500 Beschäftigte in Wissenschaft, Technik und Verwaltung von 19 Hochschulen in NRW wurden für die Studie befragt, und zwar vor der Corona-Pandemie, weshalb die Ergebnisse einerseits Aussagekraft bezüglich der allgemeinen Situation im Hochschulbetrieb haben, zum anderen aber davon auszugehen ist, dass die Lage derzeit krisenbedingt noch schlechter aussieht.
So schlägt sich der hohe Anteil von Angestellten in befristeten Verträgen — bei Wissenschaftler:innen über 80 Prozent — unter anderem in Zukunfts- und Existenzängsten nieder: Rund 65 Prozent der Betroffenen macht sich demnach häufig Sorgen um die berufliche und damit soziale Zukunft. Alle Berufsgruppen machen Überstunden, wobei die Zahl der Stunden bei Wissenschaftler:innen mit befristetem Arbeitsverhältnis mit mehr als 10 Stunden pro Woche fast doppelt so hoch liegt, wie bei solchen mit unbefristetem Vertrag. Auch was die Arbeitsqualität angeht, gibt es Mängel. So scheinen die meisten zwar einen Sinn in ihrer Arbeit zu sehen, abgesehen davon fällt die Bewertung, was etwa Entwicklungsmöglichkeiten, Betriebskultur, Belastungen, Arbeitsintensivität und Einkommen angeht, deutlich negativ aus.
Die NRW-Umfrage ist Teil einer bundesweiten Studie, bei der insgesamt 11.000 Angestellte an 55 Universitäten und Fachhochschulen in ganz Deutschland befragt wurden. Auch hier zeigte sich, wie verbreitet befristete Verträge im Hochschulbereich sind: Sind es im Gesamtdurchschnitt 7,5, so stehen 78 Prozent der befragten Wissenschaftler:innen und auch 16 der Mitarbeiter:innen in Technik und Verwaltung im befristeten Verhältnis. Die DGB-Vorsitzende Elke Hannack warnt, dass sich diese prekären Arbeitsverhältnisse auf Dauer negativ auf Forschung und Wissenschaft auswirken dürften. Graf fordert sichere Arbeitsverhältnisse, bessere technische Ausstattung für die Hochschulen und mehr Personal — nicht nur für das „Schlusslicht“ NRW.
:Leon Wystrychowski
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