Kommentar. Welchen Technologien lassen wir Eintritt in welche Lebensbereiche?
Dass Sprachassistenten wie Alexa, Siri, Cortana und Co. ernsthafte Datenschutzproblematiken haben, ist nicht erst seit den neuesten Befunden des Horst-Görtz-Instituts, dass die Helfer:innen oft irrtümlicherweise Daten übermitteln, bekannt. Allerdings offenbaren die Forschungen der Bochumer IT-Sicherheitsexpert:innen ein weiteres Minenfeld. Denn neben den willentlichen Protokollierungen aller unserer Interaktionen mit den technischen Helfer zu Gunsten der Vermarktung weiterer Produkte, der Erstellung von Persönlichkeitsprofilen, der Übermittlung von Daten an Dritte, schleichen sich auch einfach Fehler in die Programme ein. Diese sind vielleicht nicht so heimtückisch wie bewusst eingebaute Tracking-Mechanismen – den Herstellern kann möglicherweise kein gewieftes Ausnutzen der Nutzer:innen angehängt werden, höchstens Nachlässigkeit bei der Programmierung. Doch das Gefahrenpotential durch solche Funktionsfehler ist potentiell deutlich gravierender, weil unbekannt. Das hört nicht bei fälschlich interpretierten Sprachbefehlen auf, die offensichtlichsten Gefahren liegen in Sicherheitslücken und der Gefahr, dass ungewollte Personen den virtuellen Zugang zu unseren privatesten und intimsten Räumen erlangen.
Hochkomplexe technologische Systeme erschaffen Unsicherheiten, die schlecht absehbar sind. Das Gefahrenpotential eines Messers ist bekannt: Es kann Dinge schneiden, die es nicht schneiden soll. Damit lässt sich umgehen. Man kann die Gefahr kontrollieren, indem man vorsichtig ist. Doch in die Black Box Alexa kann kein:e alltägliche:r Nutzer:in hineinblicken. Wir sollten also ständig Abwägungen treffen, welchen Technologien wir in welchen Bereichen unseres Lebens den Zugang gewähren und ob dies Bereiche sind, die so banal oder unkomplex sind, dass unvorhergesehene Probleme mit diesen Technologien, wenn überhaupt, nur geringen Schaden hinterlassen. Oder wir begrenzen die Befugnisse und potentiellen Gefahrenherde. Doch unsichere Systeme in angreifbaren Lebenssituationen sind die schlechteste Lösung.
:Stefan Moll
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