Kommentar. Erneute Lockdowns in zwei Landkreisen in NRW. Schuld daran ist ein Ausbruch in einem Schlachthof, der Clemens Tönnies gehört.
Das öffentliche Leben nimmt langsam wieder normale Züge an. Dauerhaft kann das nur funktionieren, indem weiterhin klare Maßnahmen getroffen werden um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Eine bereits getroffene Maßnahme ist die Möglichkeit, einen auf Landkreise beschränkten Lockdown dann wieder zu verordnen, wenn die Fälle dort die Grenze 50 pro 100.000 Einwohner überschreiten. Genau das ist nun in zwei Fällen in NRW passiert. In den Kreisen Warendorf und Gütersloh gelten seit dem 24. Juni wieder verschärfte Maßnahmen. Und warum? Weil es über 1.500 bestätigte Corona-Fälle in einem Schlachtbetrieb in Rheda-Wiedenbrück gibt. Dieser Schlachthof gehört dem allseits bekannten und beliebten Clemens „Afrikaner machen zu viele Kinder“ Tönnies, Milliardär, Schalke-Funktionär, Cum-Ex-Profiteur, geübter Bezahler von Bußgeldern des Bundeskartellamtes und nun auch derjenige, den viele dafür verantwortlich machen, dass es in den beiden Landkreisen einen erneuten Lockdown geben musste. Infiziert sind mittlerweile auch mindestens 75 Personen außerhalb der Belegschaft, wie durch die nun verstärkt durchgeführten freiwilligen Tests festgestellt wurde.
Bereits vorher haben sich Schlachthöfe zu dem Corona-Hotspot Nummer eins etabliert. Wegen eines Ausbruchs in Coesfeld wurden die Lockerungen dort dann um eine Woche nach hinten verschoben, und Kontrollen der Hygienestandards angekündigt. Tönnies sah dadurch seine Branche unter Generalverdacht gestellt. Offenbar hatte er gute Gründe für seine Probleme mit diesen Maßnahmen, wie der Ausbruch in seinem Schlachtbetrieb zeigt. Aber wer hätte damit rechnen können, dass es während einer Pandemie auch ganz pragmatische Gründe gibt, warum es eine schlechte Idee ist, hunderte Arbeiter:innen – größtenteils aus Rumänien und Bulgarien – auf engstem Raum auf ihrem Arbeitsplatz und in ihren Unterkünften zusammenzupferchen. Natürlich neben den ganzen moralischen Bedenken, die man bei solch ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen haben sollte. Aber da hat unser Wohlstand ja erst mal Vorrang, und wenn dann so etwas wie jetzt passiert, machen wir einfach die Arbeiter dafür verantwortlich und sperren sie in umzäunten Häusern ein, die wir von schwer bewaffneten Polizisten bewachen lassen. Wie die Nahrungsmittel und so kriegen, dass schauen wir dann später, ist ja auch nicht so wichtig. Durch das Fleisch besteht übrigens kein Ansteckungsrisiko, also gönnt Euch beim nächsten Grillen gern wieder den billigsten Klumpen Tier, den Ihr im Kühlregal finden konntet. Alles andere wäre ja auch undankbar, dann hätten sich die Arbeiter:innen ja ganz umsonst mit einer potentiell tödlichen Lungenkrankheit angesteckt.
Ganz schlimm war es natürlich als die Ordnungsämter dann angefangen haben die, scheinbar auch sehr fehlerhaft zusammengestellten, Adresslisten der Subunternehmen abzuarbeiten, und ihnen aufgefallen ist, dass teilweise niemand anzutreffen war. Habt bestimmt auch schon in den Medien mitbekommen, dass dann Nachbarn behaupteten, die Tönnies-Mitarbeiter:innen seien in den Urlaub gefahren. Das wird im Artikel dann meist noch hinterfragt, aber erst mal gern ohne Einordnung in die Überschrift geschrieben. Wer schon mal deutschen Polizist:innen oder Mitarbeiter:innen dabei zuhören durfte wie sie Englisch sprechen, kann sich sicher auch vorstellen wie gut die Kommunikation mit den Tönnies-Mitarbeiter:innen vonstatten ging – Dolmetscher:innen waren wohl kaum bis garnicht anwesend.
:Jan-Krishan Spohr
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