Kommentar. Seit März hostet Spotify ein von EinProzent, einem zentralen Netzwerk der „neuen“ Rechten in Deutschland und Österreich, gestartetes Format, in dem Verschwörungstheorien und Rassismus verbreitet werden.
Spotify macht iTunes schon länger den Platz an der Spitze was Podcast-Anbieter:innen angeht streitig, nicht erst seit sie sich mit The Joe Rogan Experience den größten Podcast der Welt sichern konnten. Dieser fiel zwar nicht immer positiv auf, besonders was seine Wahl an Gästen angeht, das ist jedoch nichts gegen manch anderes, was man auf Spotify findet. Trotz großer Kritik, finden sich nämlich immer noch Podcasts auf der Plattform die rassistische, antisemitische Inhalte und Verschwörungstheorien verbreiten.
Seit März gibt es einen Podcast des Netzwerks EinProzent, in welchem das Thema Corona besprochen wird. Seit 2016 gibt es diese Initiative, die gern „die Interessen der Deutschen“ vertreten würde, aber vor allem dadurch bekannt wurde, dass sie hinter vielen Aktionen der „neuen“ Rechten in Deutschland steht. So sind die Schlüsselpersonen dieser Szene Götz Kubitschek, Jürgen Elsässer und der Verleger und Burschenschaftler Philip Stein hier aktiv. Dass sie Verbindungen zur neofaschistischen Identitären Bewegung hat, streiten ihre Mitglieder gern ab, vor Gericht konnten sie es bisher jedoch nicht glaubhaft machen. Aus diesen Kreisen nun also ein Podcast, in dem unter anderem Björn Höcke zu Gast ist und frei von der Leber weg über „Regierungspropaganda“ verbreitende „Systemmedien“ redet. Frei zugänglich auch für Menschen, die den Hintergrund vielleicht nicht kennen und in der aktuellen, unsicheren Zeit anfälliger sein können für solche Erzählungen. Spotify scheint kein großes Problem damit zu haben, mit extrem Rechten Inhalten Geld zu verdienen und ihnen eine Plattform zu geben. Zumindest bisher üben sie sich in Stille bezüglich dieser Situation. Da wirken Lippenbekenntnisse zu Bewegungen für mehr soziale Gerechtigkeit und #BlackLivesMatter etwas hohl. Auch Jan Böhmermann, dessen Podcast Fest & Flauschig mit Oli Schulz ebenfalls eine Produktion von Spotify ist, hat bisher wohl zwischen Witzen über Hunde essende Chinesen keine Zeit gefunden sich zu dem Thema zu äußern. Ein bisschen mehr Fest & Flauschig und etwas weniger Blut & Ehre würde Spotify trotzdem gut tun.
:Jan-Krischan Spohr
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