Bild: Mehr als nur ein Traum: fempop bieten Musikerinnen eine Chance sich, zu zeigen., Durch die Nacht Symbolbild: bena

EVENTREIHE. Im Herbst 2019 kam im Zug nach Köln vier Studentinnen die Idee eine female und non- binary Konzertreihe zu starten. Aus dieser Idee wurde nun Realität.

In den Top 20 der aktuellen Charts sind aktuell vier Frauen vertreten. Ganze  sieben, wenn man die Features dazu zählt. Unter die Top fünf hat es keine von ihnen geschafft. Von den Sieben ist keine Woman of Colour oder eine Newcomerin. Auch die Festivalseason startet in wenigen Monaten und Frauen scheinen dort mehr als unterrepräsentiert zu sein.
Aber liegt es daran, dass es so wenig Künstlerinnen im Musikgeschäft gibt? Oder eher an der männlichen Dominanz? Was haben die Hörer*innen damit zu tun? Anna, Meike, Jule und Jessi sind die Macherinnen der Konzertreihe  fem_pop. Dort veranstalten sie seit letztem Jahr Gigs mit female und non binary Künstler*innen in Düsseldorf. Die Idee dafür hatte Anna im Herbst 2019 spontan auf einer Zugfahrt nach Köln. Kurz danach hat sich fem_pop gegründet und veranstaltet Konzerte im zakk oder im FFT in Düsseldorf. Aber auch die Vier wissen, dass es ohne männlichen Support nicht geht: „Feminismus und Pop sind auch 2020 noch wichtige Themen in unserer Stadt – das merkt man zum Beispiel daran, dass viele Schlüsselfiguren im Musikbereich noch männlich besetzt sind. Auch als Veranstalterinnen einer feministischen Konzertreihe sind wir meistens auf die Unterstützung männlicher Gatekeeper angewiesen“ sagt Anna. Denn ganz ohne männliche Hife geht es nicht. Sie sehe aber auch, dass sich gerade total viel bewege, das Bewusstsein für das Thema steige und sie froh seien, ein Teil davon zu sein. Dabei ist ihnen wichtig, dass sie das buchen, was ihnen gefällt – ein kleinlich geplantes Konzept haben die Vier nicht. Anna fügt an, „wir entscheiden immer alle zusammen, wen wir als Act für unsere Shows einladen. Zudem achten wir darauf, ein bisschen Abwechslung in unser Booking zu bringen.“
Das vielfältige Line-Up zeigt sich nicht nur in der Musik, sondern auch bei den Künstler*innen. Denn ihnen sei sehr wichtig, auch lokale Künstler*innen zu fördern, die als Support dazu geholt werden. Dennoch ist ihnen klar, dass dies nur ein Anfang ist, denn auch Frauen stellen keine homogene Gruppe dar.
„Je nach gesellschaftlicher Herkunft, Hautfarbe, Attraktivität und so weiter werden ihnen unterschiedliche Fähigkeiten zugeschrieben und Plätze in der Gesellschaft zugewiesen“, so Anna. Zwar würde aktuell viel über Sexismus in der Musikindustrie gesprochen – doch Rassismuserfahrungen Schwarzer Musiker*innen und Musiker*innen of Colour seien in diesem Diskurs kaum vertreten und Frauen of Colour würden in der Musikindustrie auch auf „exotische“ Figuren reduziert. Aus der Sicht der Macherinnen sei noch viel Nachdenken und Handeln notwendig. Darüber hinaus sei es für Transfrauen oder nicht-binäre Menschen im Musikgeschäft nicht einfach, sichtbar zu werden. Auch wenn in diesem Bereich etwas Bewegung herrscht, sind vor allem Frauen mit Behinderung am wenigsten in der Musik vertreten.

Die Männerdominanz in dieser Szene lässt sich aber nicht so leicht revolutionieren:
„Einerseits ist das ein strukturelles Problem der Musikindustrie. Andererseits sind hier auch die Musikhörer*innen selbst gefragt“, erzählt Anna. Man müsse aktiv weiblichen und nicht-binären Künstler*innen, Produzent*innen und Songschreiber*innen mehr Raum geben und sie fördern. Aber auch die Hörgewohnheiten müssten hinterfragt werden: „Was höre ich eigentlich gerne und wieso? Und vielleicht auch: Wieso finde ich ,Männerstimmen‘ besser?“,
so Anna abschließend.

 :Abena Appiah

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