Theater. Vergangenes Wochenende sammelte man sich wieder im Musischen Zentrum um Newcomer*innen und altbekannte Gesichter auf der Studiobühne zu erleben.
Dass das Musische Zentrum (MZ) ein Ort ist, um Theaterluft zu schnuppern oder sich auszuprobieren ist nichts Neues. Das Konzept, mit dem am vergangenen Wochenende gewerkelt wurde, unterschied sich dann aber doch etwas von vorherigen Veranstaltungen: sechs Stücke zum Thema Ursprung, dazwischen immer wieder Verschnaufpausen. So konnte man auch nur das Werk beschauen, an dem Freundinnen und Freunde, Bekannte oder die Verwandtschaft mitwirkten und danach die Biege machen. Glücklicherweise war das aber nicht mal der Fall! Während es beim ersten Stück etwas leerer war, weil der*die ein oder andere sich noch an den Beginn um 19 Uhr, statt 19:30 gewöhnen musste, war den Rest des Abends fast jeder Stuhl besetzt. Da die Qualität der studentischen Darbietungen immer wieder begeistert, kommt man dafür sogar ohne allerlei Bekannte oder Verwandte vorbei, wie eine Zuschauerin aus Witten bestätigte. Da möchte man nach zwei, drei Darbietung noch nicht gehen.
Umso schöner, dass es am Freitag und Samstagabend jeweils sechs Mal spannend, beziehungsweise auch amüsant oder experimentell wurde. Der Überblick: Um 19 Uhr ging es mit dem Stück „Heimatleere“ los. Aus vier Ecken wanderten die Darsteller*innen auf die Bühne und setzten einen Grundton für den Abend: „Wir sind ausgezogen, um Heimat zu finden. Denn das braucht man hier.“ Was Heimat aber genau bedeutet, mussten die vier „Heimatleeren“ erstmal an Orten wie Neuss oder Wuppertal lernen, um letzten Endes zu realisieren, dass mit dem Begriff „Heimat“ doch das ein oder andere Problem einher geht. Nach dem Stück gab es eine zehnminütige Pause, bevor es mit „Home“ und zunächst den Worten aus AnnenMayKantereits „Oft Gefragt“ losging. Dann wurde mehrsprachig über die Begrifflichkeit „Heimat“ reflektiert: „What I experience here is so different from home“. Die fünf Darsteller*innen schienen von selbsterlebten Erfahrungen zu berichten, zeigten was sie brauchen, um sich zuhause zu fühlen und kamen zu dem Schluss, dass man Zuhause im Herzen trägt und es vor allem auf die Menschen um einen herum ankommt. „Henne oder Ei?“ war sowohl Titel als auch eine der Fragen aus Aufführung Nummer drei. Das größte Ensemble an diesem Abend zeigte eine farbenfrohe Gruppendynamik über Systeme, Ursprünge, Vorurteile und Irrtümer. Das Ganze geschah assoziativ und war dabei ein spielerischer Genuss.
Nach der Halbzeit ging es amüsant weiter mit Kinderliedern, Alkohol und einem Einbruch: Das Stück „Rosi“ zeigte ein Szenario, in dem fünf Freund*innen nach der Beerdigung ihrer geliebten, titelgebenden Kindergärtnerin in den Kindergarten einbrechen, sich an vergangene Zeiten erinnern und merken, dass sie sich gar nicht so verändert haben.
In dem vorletzten Stück des Abends „Vorverurteilt!?“ wurde das Publikum direkt adressiert und beschuldigt, doch die Antwort kam aus dem Publikum zurück, wo sich ein paar der Darsteller*innen untergeschlichen hatten. Warum es zu Vorurteilen kommt, wurde anschließend verhandelt, mit Szenen aus der Dönninghaus-Metzgerei, Geschichte über das Lösen von Fesseln der Gesellschaft und Systemspringer*innen. Beim letzten Stück des Abends durfte das Publikum partizipieren. „Der Zukunftsrat“ sammelte Daten über vier Menschen und ließ die Zuschauer*innen am Ende darüber abstimmen, welche*r der vier als Retter*in der Menschheit hervorgehen sollte. Keine Sorge, die Zukunft ist gesichert! Am darauf folgenden Abend wurden die Stücke in umgekehrter Reihenfolge gespielt.
:Christian Feras Kaddoura
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