Kommentar. Hier geboren und Paradeausländerin: Eine der guten Migrantinnen, an der man sich mal ‘nen Beispiel nehmen kann, schreibt Dir nun einen Liebesbrief.
Liebe*r Leser*in,
Du fragst mich, wo ich eigentlich herkomme? Also gebürtig? Du meinst so richtig? Jaja, ich weiß schon. Mit meinem Aussehen im besten Ruhr-Deutsch sprechend, ist es für Dich komisch, wenn ich Dir sage, dass ich Deutsche bin. Und wenn ich dann eine Ode auf das Ruhrgebiet singe und Dir sage, dass die Currywurst aus dem Pott das einzig Wahre ist, dann fehlt Dir die Bestätigung, dass ich ja anders bin. Und bevor Du das akzeptierst, möchtest Du, dass ich Dir am besten meinen Stammbaum zeige. Mir ist durchaus bewusst, dass Dein Interesse nicht aus einem rassistischen Gedanken entspringt. Denn das Kompliment zu meiner „exotischen“ Hautfarbe hast Du mir ja schon längst gegeben und dass Du auch mal „Schokibabies“ haben willst. Du stocherst weiter, machst mich zum Anderen und erzählst mir, dass du viele Freund*innen wie mich hast. Du gehst Deiner Vermutung nach und nennst mir die fünf afrikanischen Länder, die Du kennst. Denn irgendwoher muss ja mein „rassiges“ Aussehen kommen. Während ich Dir eine Antwort geben möchte, dass Ich mich nicht für meine westafrikanischen Wurzeln schäme, rätselst Du schon, was mein Name für eine Beudeutung haben könnte. Und während Du meinen Namen als so außergewöhnlich empfindest, bin ich in der Heimat meines Vaters auch nur eine „Lisa Müller“.
Es freut mich sehr, dass Du mein Deutsch sowie die Aussprache als sehr gut empfindest, das schätze ich wirklich sehr. Denn ,wenn man 27 Jahre im Ruhrgebiet lebt und aufwächst, kann man das schon als ein großes Hindernis für die deutsche Sprache sehen. Auch das Grapschen in meine Afrolocken und das immer ohne zu fragen, finde ich äußerst nett und angenehm Zumal ich dann erleichtert bin, wenn Du sie doch ach so viel weicher findest, als Du und dachtest. Da Du ja davon ausgegangen bist, dass die Struktur meines Haarkleides jener Deines Intimbereichs ähnelt.
Versuche, mich doch erst einmal als Mensch zu sehen, ohne mein Deutschsein anzuzweifeln.
Liebe Grüße,
Deine nicht Schokobärin
:Abena Appiah
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