Bild: Deutsche Waffen gegen kurdische Milizen: Mit Leopard 2 Panzern wie diesem verzögerten türkische Streitkräfte den kurdischen Vorstoß gegen den IS. , Maas schweigt über kurdischen Beitrag gegen den IS Bild: Raf24 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Kommentar. Der Kampf gegen den sogenannten „IS“ in Syrien ist gewonnen. Die islamistischen Kämpfer*innen wurden aus dem letzten Dorf, das sie besetzt hielten, vertrieben. Doch ein wichtiger Baustein des Sieges bleibt ungenannt.

Als am 23. März die Neuigkeit um die Welt geht, dass das Dorf al-Baghuz Fawqani in Syrien vom IS befreit wurde und die islamistische Organisation damit über keine territoriale Kontrolle im von Krieg heimgesuchten Land mehr verfügt, ist der Jubel bei den führenden Politiker*innen im Westen groß. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gedachte auf Twitter den Französischen Streitkräften und seinen internationalen Verbündeten im Kampf gegen den IS, dasselbe tat die britische Premierministerin Theresa May mit den britischen Truppen. Und auch der deutsche Außenminister Heiko Maas bejubelt in einem Tweet die „beispiellose internationale Zusammenarbeit, zu der Deutschland beigetragen hat“. Während Macron es wenigstens noch für nötig hält, die Befreier des Dorfes, die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), namentlich zu erwähnen, ist davon bei Maas nichts zu finden. Bestandteil dieser Militärallianz sind die Volksverteidigungseinheiten, kurz YPG, und deren weiblicher Ableger, die YPJ, bei denen es sich um kurdische Milizen im Norden Syriens handelt.

Zwei-Fronten Krieg

Die kurdischen Kämpfer*innen setzten ihr Leben, im Gegensatz zu den westlichen Mächten, nicht nur für außen- und weltpolitische Interessen aufs Spiel, sondern kämpften buchstäblich um ihr Überleben, um ihre Familien und ihre Heimat. Der Grund, wieso Maas über diesen Einsatz schweigt, ist in der Tatsache zu finden, dass die Kurden und Kurdinnen in Nordsyrien nicht nur vom IS bedroht wurden, sondern sich noch an einer zweiten Front wiederfanden: mit der Türkei. Der NATO-Partner Deutschlands, in dem es unter Erdogans Regime um die Lage von kurdischen Einwohner*innen schlecht bestellt ist, rückt die YPG in die Nähe der verbotenen PKK, womit sich eine Feindschaft zu den Milizen wie von selbst ergibt. Das Chaos in Syrien nutzend, holte das türkische Militär im Verlaufe des Bürgerkriegs zum Schlag gegen die kurdischen Kräfte aus. Mit dabei: Der deutsche Leopard 2 Panzer. Über 300 Modelle waren zwischen 2006 und 2011 von Deutschland aus an die Türkei geliefert worden, ohne Auflagen für einen Einsatz.
 

Deutsche Panzer gegen Kurd*innen

Prominentestes Beispiel für den Gebrauch deutscher Gerätschaften und Waffen gegen Kurd*innen in Syrien ist die Eroberung der von den YPG gehaltenen Stadt Afrin, bei der türkische Kräfte 2018 im Schatten deutscher Panzer hunderttausende kurdische Zivilist*innen aus der Stadt vertrieben. Mehrmals wurden die YPG und SDF durch diese türkischen Vorstöße dazu gezwungen, den Kampf gegen den sogenannten „IS“ zu pausieren und sich auf die Verteidigung gegen das türkische Militär zu konzentrieren. Außerdem sei hier nochmal an die Tatsache erinnert, dass zahlreiche IS-Kämpfer durch die Türkei nach Syrien einreisten … Trotz alldem nun den Sieg der YPG und SDF dreist auf die deutsche Fahne schreiben zu wollen, wie Maas es tut, obwohl deutsche Waffen eben jenem Erfolg im Weg standen, ist an Peinlichkeit und Heuchelei nicht zu überbieten. Vor allem wenn in Deutschland im Rahmen des PKK-Verbots Gerichtsverfahren gegen das Zeigen von YPG-Flaggen laufen. Der Flagge, die für den Sieg über den IS steht.                          

:Philipp Kubu

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