Eine kirchlich initiierte Ausstellung über Flucht zeigt die Schicksale und Geschichten von Frauen unterschiedlicher Nationalität, Generation und Religion. Ein zeitlos relevantes Thema.

„Wie meine Hoffnung überlebt hat“ ist eine seit 2019 eröffnete Wanderausstellung in Bochum und Umgebung, durchgeführt von der ehemaligen Pfarrerin und Frauenreferentin Eva-Maria Ranft. Sie ist ein Projekt der Evangelischen Erwachsenenbildung Bochum, gefördert von den Evangelischen Kirchenkreisen Bochum, Gelsenkirchen, Wattenscheid und Westfalen. Sie zeigt die persönlichen Geschichten von Frauen aus verschiedenen Generationen und Nationalitäten, die Flucht und Vertreibung erlebt haben und nun im Ruhrgebiet leben. Zur Hälfte christlich, zur Hälfte muslimisch. Von der Flucht über das Mittelmeer bis hin zur Vertreibung aus Ostpreußen sind die Geschichten unterschiedlich, doch ob als Kind, junge oder alte Frau, Muslimin oder Christin, die Erfahrungen ähneln sich und verdeutlichen Flucht als allgegenwärtiges, globales Schicksal. Die Ausstellung wurde bereits an verschiedenen Orten im Ruhrgebiet gezeigt, wie an der Evangelischen Hochschule und bis zuletzt im Bahnhof Langendreer.

Die Wanderausstellung zeigt skulpturierte Figuren der Frauen und legt Koffer aus, aus denen Banner ragen, die die Geschichten durch Zitate der Frauen erzählen. Die Biografien, Erfahrungen, Gedanken und Gefühle der Frauen werden dargestellt und in Oberthemen eingeordnet, die die vielfältigen Aspekte von Flucht sichtbar machen, wie z.B. akute Gefahr- und Notsituationen, Entwürdigung, Perspektivlosigkeit, Trauma, das Fremdsein und Nichtverstehen, was ihnen dennoch Kraft und Hoffnung gegeben hat und wer geholfen hat. Die Frauen wurden interviewt, Dolmetscherinnen wurden hierfür engagiert. Alle Texte und Informationen sind auf Deutsch, Arabisch, Lingála und Englisch lesbar. Die Ausstellung ist emotional, berührend, intim und persönlich. Sie zeigt, wie Hoffnung auch in Krisen überlebt und wie Frauen sich einen Neuanfang erkämpfen, doch sie macht vor allem deutlich, dass Schicksale Geflüchteter steinig und hart sind, dass viel Armut, Gewalt, Not und Ungerechtigkeit existiert – und möchte an die Empathie und Solidarität des Besuchenden appellieren.

Die Worte der Ausstellung selbst reflektieren die Beweggründe, Tatsachen und Absichten der Idee:

„“Dass heute Menschen wieder die Erfahrung von Flucht und Vertreibung machen müssen, ist für uns schrecklich!“ Das sagten viele deutsche Frauen in kirchlichen Gruppen angesichts der Kriegsflüchtlinge aus Syrien. Sie konnten sich gut in die

Situation hineinversetzen, da sie selbst noch im Mädchenalter während und nach dem 2. Weltkrieg flüchten mussten.“

„Die Ausstellung lädt dazu ein, die einzelnen Frauen mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen wahrzunehmen. Sie eröffnet Begegnung und Verständnis statt Konkurrenz, Solidarität und Unterstützung statt Abgrenzung.“

„Frauen auf der Flucht sind, wie die Ausstellung zeigt, besonderen Belastungen ausgesetzt: Sie fliehen vor politischer Verfolgung, Krieg, Umweltkatastrophen, Armut und Gewalt. Sie fliehen vor sexualisierter Gewalt gegen Frauen, die zu allen Zeiten ein Mittel des Krieges ist. Sie fliehen aus frauenspezifischen Gründen, wie häuslicher Gewalt, Vergewaltigung, „Ehrenmord“, Zwangsheirat oder Genitalverstümmelung. Sie fliehen als Schwangere und haben auf der Flucht oft die Verantwortung für kleine Kinder. Sie müssen in Asylunterkünften ohne schützende Privatsphäre leben, oft sind sogar Wasch- und Toilettenräume unzureichend nach Männern und Frauen getrennt.“

:Maja Hoffmann

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