Gutes Essen, ausgelassene Stimmung und Musik, die dazu auffordert, mal so richtig das Tanzbein zu schwingen: Das Sunset Picknick auf der Halde Hoheward in Nordrhein-Westfalen lädt zum Feiern ein und verspricht den Bewohner:innen des Ruhrgebiets einen aufregenden Samstag voller Energie und Lebensfreude. Wie die Atmosphäre war und ob es sich letztendlich lohnt, unter Schweiß und Atemnot (falls Ihr genauso unsportlich seid wie ich) den bewachsenen Hügel zu erklimmen – das müsst Ihr am Ende selbst entscheiden. Ein bisschen Orientierung bekommt Ihr aber hier. 😉
Am 6. September ist auf dem großen grünen Hügel mitten in Herten mehr los als an gewöhnlichen Tagen: Stände werden aufgebaut, Grillplatten vorgeheizt und Lautsprecher eingestellt, bevor es an den letzten Soundcheck geht. Der Himmel ist klar und nahezu wolkenlos, eine leichte Brise trägt den Duft der letzten warmen Sommertage durch die Luft und erfüllt den Platz mit steigender Vorfreude und dem Klang aufgeregter Stimmen. Sonnenstrahlen wandern über den Boden und wärmen die Rücken der hölzernen Bänke und Tische.
Jedes Jahr im September wird das Sunset Picknick Festival veranstaltet und zieht Tausende Besucher:innen an, die einen Tag lang unter freiem Himmel zu elektronischer Musik tanzen und gutes Essen genießen wollen. Um 15:00 Uhr werden die Boxen angeschmissen und erst um 23:00 Uhr wieder die Stecker gezogen.
Eintrittskarten braucht es dafür nicht, denn das Fest im Grünen ist bis auf Getränke und Snacks kostenlos. Während einige zum ersten Mal den Aufstieg auf die Bergehalde aus den 1980ern wagen, ist es für viele bereits eine moderne Tradition. Man trifft sich mit Freunden und Bekannten und gemeinsam nimmt man entweder den Weg oder die Treppen hinauf, immer dem Bass und den Stimmen hinter her.
Doch Vorsicht: Für Couchpotatoes und Menschen mit wenig Ausdauer könnte der Weg nach oben zu einem Wettkampf gegen sich selbst werden, denn man kommt ordentlich ins Straucheln – besonders dann, wenn man gedenkt auf kleine Atempausen zu verzichten. Kommt man dann, nach Luft schnappend und mit Beinen wie Pudding, auf der Spitze an, kann man ruhig stolz auf sich sein. Belohnt wird man dafür am Ende mit einer atemberaubenden Aussicht über Herten und Recklinghausen, die gerade bei Sonnenuntergang einen magischen Charm versprüht. Bei dem ganzen Sauerstoff-Verlust wird einem auch ohne Alkohol ganz schwummrig.
Das Fest lebt von Vielfalt – und davon, dass sich alle Generationen willkommen fühlen. Familien mit Kindern genießen den Nachmittag auf Decken im Gras, Gruppen junger Leute feiern ausgelassen vor der Bühne und wer es ruhiger mag, sucht sich ein Plätzchen am Rand, um einfach nur der Sonne bei ihrem Lauf zuzusehen.
Für viele ist das Sunset Picknick bereits fester Bestandteil des Spätsommers und das Datum trägt schon ein Jahr im Voraus einen roten Kreis im Kalender. Aber nur weil etwas jährlich stattfindet, ist es noch längst keine Geschichte über copy and paste. Die Veranstalter:innen bemühen sich, mit neuen Konzepten und Ideen zu überzeugen. So gibt es dieses Jahr ein überarbeitetes Bezahlsystem, bei dem Ihr Geld gegen Wertmarken tauschen könnt, um es für aller Hand von Leckereien auszugeben. Ein Umtausch der Wertmarken in Euros ist jedoch nicht mehr möglich, weshalb die Devise, „weniger ist mehr“, gilt.
Wollt Ihr lieber selber etwas zum Essen oder zum Trinken mitbringen, könnt Ihr das natürlich auch tun. Achtet bloß darauf, dass Ihr keine Glasflaschen oder alkoholischen Getränke einpackt. Auch das Grillen ist aus Sicherheitsgründen auf dem Gelände untersagt.
Wie die Auswahl an Essen, ändert sich auch das Line-Up von Jahr zu Jahr und bringt bekannte als auch weniger bekannte Artists auf die Bühne. 2025 wartet das Sunset mit Künstlern wie Klanglos, Ante Perry, Man at Arms und Tiko Palmfax auf, von denen einige dem einen oder der anderen vertraut sein dürften. Ihre elektronischen Beats hallen über die Halde und bringen die Menschen zum Jubeln. Sie bewegen sich im Takt der Melodien, während bunte Lichter aufblitzen und in ihrem eigenen Tempo über die Menge hinweg tanzen. Alte Freunde treffen sich wieder, neue Bekanntschaften werden geschlossen und der Platz ist erfüllt von Gesprächen und Gelächter. Irgendwo wird gepöbelt, doch die Rangelei verliert schnell an härte und zerfließt im Gewusel der Umherstehenden.
Wenn die Sonne schließlich im Schatten des Horizonts versinkt, verwandelt sich das Gelände in ein Meer aus flackernden Lichtern und vibrierenden Klängen. Fremde liegen sich in den Armen und für einen Moment scheint das Geschehen auf der Welt eine Pause einzulegen – wie ein fröhliches Stillleben malt sich der Augenblick in die Erinnerungen der Besucher:innen und verbleibt dort, bis es im nächsten Jahr wieder zum Leben erweckt wird. Das ist der Zauber des Sunset Picknicks: ein bisschen Festival, ein bisschen Ruhrpott-Romantik und ganz viel Herz.
:Alina Nougmanov
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