Am 18. Juli 2025 fand erneut zum Semesterende die studentische Werkschau der Theaterwissenschaft und Szenischen Forschung im Blue Square statt – das Podest. Ab 16 Uhr erwartete die Besuchenden Programm, Getränke, Snacks, Impressionen und gleichgesinnte Gesprächspartner:innen.

Los ging es mit dem Dokumentarfilm „Onkel Rudi“ von Katharina Fröhlich um 16:15 Uhr in Studio 3. Die Künstlerin selbst sagt über ihr Werk, dass sie sich darin mit ihrer Familiengeschichte in der NS-Zeit auseinandersetzt, da ihr Großonkel früh freiwillig zur Deutschen Luftwaffe ging und im Spanischen Bürgerkrieg Kriegsverbrechen beging. Gegenüber von Studio 3 konnte man sich die ganze Veranstaltung über mit Emrys Perera einen Timeslot buchen – zum Vorlesen. Weiter ging es im Zeitplan um 17:45 Uhr im Studio 5 mit Alyssa Leuschner und ihren „Vienna Diaries“, in denen sie ihr Auslandssemester in Wien rekapituliert. Sie kündigte ihre Lesung als „emotionale Achterbahnfahrt zwischen Höhen und Tiefen“ an, und das waren ihre Erfahrungen auch: die komplette Gefühlspalette zwischen Ekel, Trauer, Aufregung und Inspiration. Chaos und Unerwartetes, Alltagsanekdoten, Probleme, Vanillesirup zu finden. Sich im teuren Wien ohne das Benutzen der ekligen WG-Küche versorgen, von fremden Mitbewohnern angebaggert werden. Mangelernährung, Stress, emotionale Belastung, der Tod vom Opa in Deutschland und das Hin- und Herfliegen.

Die beim Podest ebenfalls gezeigte interaktive und erprobende Darbietung „On/Off“ von F* Kemmether war aufgeteilt in zwei Timeslots: Beim ersten Teil um 18:30 in Studio 3 wurden die Partizipierenden im abgedunkelten Raum dazu aufgefordert, mit der Künstlerin zu interagieren, die ihre Augen verbunden hatte. In der Beschreibung des Projekts hieß es, „dabei den Prozessen des Begegnens nachzugehen, zu zweit und in der Gruppe. Begegnungen, die solcherart womöglich nur in der merkwürdig ´fremden Nähe´ einer öffentlichen Veranstaltung zustande kommen können.“ Mit einem starken Kontrast zur Dunkelheit und Stille ging es um 19 Uhr in Studio 5 weiter: Vor voll belegten Plätzen zeigte uns Kerem „Bolano“ Gülan seine Darbietung von Tanzperformances zu verschiedenen Songs von Michael Jackson, inklusive passender Verkleidung und kurzen Satzeinschüben zwischen den Songs, die von einem kleinen Jungen erzählen, der lieber tanzen als Hausaufgaben machen wollte, der unter der Dusche tagträumte, der weitertanzte, immer wieder, auch als es ihm schlecht ging.

In „Wir. Unangenehm!“ Von Selma und Flynn, das um 20:10 Uhr in Studio 3 stattfand, wurden die Zuschauenden ebenfalls eingebunden und aufgefordert, den beiden Künstler:innen auf Zettel zu schreiben, was sie bestimmt oft hören. Damit sollten bewusst Schubladendenken, Klischees, Beleidigungen und Vorurteile entlarvt und entlockt werden, um danach gemeinsam darüber nachzudenken – in bewusst erzeugter unangenehmer Atmosphäre, in der Selma und Flynn spontan, sarkastisch und humorvoll auf die Aussagen antworteten und sie oft in einem Eimer Wasser „ertränkten“.

Was auf Etage 5 noch zu entdecken war, waren Gemälde von Elisavet Kenanoglou und eine Gedichtwand von Alyssa Leuschner, an der partizipativ an gemeinschaftlichen Gedichten mitgewirkt werden konnte. Auf Etage 3 lief der Kurzfilm „Apfelkuchen“ von Judith Grytzka – dokumentarisch und experimentell, in dem unter anderem Alltag, Rituale und das elterliche Zuhause gezeigt werden, und das vermeintlich Banale thematisiert und sichtbar wird im Kontext von Fürsorge, Vergänglichkeit und Zugehörigkeit – Was bleibt, wenn Handlungen vorbei sind? Die Künstlerin zeigt das Zuhause als Spur von Nähe, Erinnerung und Zustand. Wie immer wurden beim Podest auch ein Buffet mit Snacks und kostenlose Getränke angeboten – und die angeregte Stimmung zeigte, dass die Werkschau immer wieder ein kurzweiliges und interessantes Event ist, um das Semester abzuschließen und bekannte Gesichter noch einmal zu sehen.

:Maja Hoffmann

0 comments

You must be logged in to post a comment.