Es brennt und wir sind mitten drin. Einige zeigen sich betroffen und andere machen Memes. Oder teilen sie. Der Instafeed oder die TikTok-#fyp? Ein Mix aus Spendenlinks und Brainrot, der von Social Media ins Leben zieht.
„World War III is trending“ – das ist kein schlechter Netflixtitel, sondern Realität. Politische Brandherde wie in Israel und Iran entzünden. Diplomatie wird mit Raketenstatt mit Reden geführt. Und was macht Generation Y und Z? Sie memed. Sie tanzt auf TikTok zu Sirenensounds, macht Draft-Dodger-Sketche und postet „WWIII-Uniform-Fits“. Yup, klingt kacke, aber ist so! Aber mal ehrlich? Ich kann das irgendwie nachvollziehen. Krisen sind keine Ausnahme mehr, sondern ein Dauerzustand. Und ich nenne diese Zillenials jetzt mal für diesen Kommentar nonchalant – Generation Social Media flüchtet sich in Memes. Aber wenn alles brennt, scheint es manchmal nur noch der zynische Witz über Trump zu sein. Denn der scheint auch nicht wirklich zu wissen, wie er mit der Situation umgehen soll.
Memes als Gradmesser des Zeitgeists? Schon irgendwie. Doch was passiert, wenn wir alles, wirklich alles, zur Pointe machen? Wenn diejenigen, die die politischen Brandherde setzen, Krieg, Klimakrise oder Kapitalismus nur noch als Stoff für Content verkaufen, damit wir das eigentliche nicht mehr wahrnehmen? I know! Lange und komplizierte Frage, aber dann wird’s gefährlich. Unser Copingmechanismus wird zum Instrument des Vertuschens. Funfact: That’s part of propaganda.
Soll ich pissed auf Menschen sein, die auf ihren Socials halbironisch Statements mit einem Spongebobbild posten: „Mein erster Weltkrieg, bisschen nervös“. Nein, denn die Psychologin in mir weiß auch, dass das nicht immer Ignoranz ist, sondern ein Reflex. Wenn die Realität grotesker ist als jede Satire, wird Satire zur Realität. Zwischen Krisen, Katastrophen und Chaos ist der Witz und der Zynismus eine Art Notausgang. Und richtige Psycholog:innen geben mir recht. Sie sprechen von einer legitimen Copingstrategie. Wer keinen Einfluss auf geopolitische Entscheidungen hat, macht sich über sie lustig. Wer keinen Glauben mehr in Institutionen hat, nimmt ihnen die letzte Würde – mit Filtern, LoFi-Beats und einem „same“-GIF. Die politische Sprache der Mächtigen ist hohl und verschachelt geworden. Neben den Haterageboomern antwortet Gen Social mit einer Sprache, die sie versteht.
Ja, Memes und Co. helfen beim Verarbeiten. Aber sie helfen auch beim Vergessen. Denn ACHTUNG! Wer das Groteske permanent ironisiert, stumpft irgendwann ab. Wer hätte das gedacht?! Was als Widerstand gegen Ohnmacht beginnt, kann zur digitalen Betäubung werden. Und das ist halt doof. Denn wenn die unterschiedlichen Bubbles alles gleichmäßig verarschen – was bleibt dann noch ernst oder ist wirklich real? Der war deep!
Ja, ich sehe hier eine Entwicklung, die unterschätzt wird: Die Mechanik von TikTok, X & Co verwandelt sogar die schlimmsten Szenen in konsumierbare Clips. Und je absurder die Realität, desto besser performt der Content. Ein Sirenensound bringt Reichweite. Ein Politiker im Greenscreen-Format wirkt für manche wie ein NPC. Die Grenze zwischen Berichterstattung und Parodie verschwimmt. Was bleibt, ist ein Memestrom aus Nachrichten, Parodien, Fiktion und Witzen und die Frage, war das echt? Die KI-Memes à la Google Veo 3 lass ich mal außen vor. Denn auch die haben sich zu Memes entwickelt.
Wir stehen an einem Punkt, an dem die digitale Ironie nicht nur eine Reaktion auf politische Hilflosigkeit ist – sondern selbst zur politischen Realität wird. Das Meme ersetzt den Aufschrei. Die Pointe ersetzt die Petition. Und wer lacht, fühlt wenigstens noch irgendwas. Aber: Wenn alles ein Witz ist, wird auch der Schrecken komisch, wenn wir verstehen, dass es ein reales Problem ist. Nein, memeable Content ist keine “Waffe”, aber er hat sich schon längst als Brandbeschleuniger der politischen Brandherde entwickelt, und die große Masse schaut eher zu, als sie zu löschen.
:bsz Autorin
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