Bild: Das Ruhrmuseum in Essen, welches 2010 eröffnet wurde :Steven Schöpper

2010 bewarb sich Essen stellvertretend für das ganze Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt Europas. Der Regionalverband Ruhr (RVR), hatte dieses Projekt von Anfang an als eine Möglichkeit geplant, zu zeigen, was das Ruhrgebiet zu bieten hat. Zurückgebliebene Industrieregion? Mag sein, aber hier gibt es auch noch so viel mehr. Wie wir uns damals präsentiert haben, will ich Euch hier zeigen.

Ich bin ausm Pott, hier komm ich wech und ich bin stolz drauf! Meine Liebe für das Ruhrgebiet wurde unter anderem durch meinen Vater geweckt, der mir schon früh unsere Industriekultur gezeigt und mich samstags zum Fußball mitgenommen hatte – Auf Schalke natürlich. Ich wohne in einem Bergmannshaus gegenüber einer der unzähligen umfunktionierten Zechen, welche man überall hier findet. Mir wurde also diese Identität quasi in die Wiege gelegt. Einen großen Anteil an meiner Liebe für die Region und die Menschen hier, kommt aber auch von dem Projekt Ruhr 2010. Ein Projekt des RVR, um sich von der Europäischen Union den Titel Kulturhauptstadt geben zu lassen.

Mit Fördergeldern und Spenden wurde ein Projekt zusammengestellt, welches allen Besucher:innen zeigen sollte: Wir können mehr als Kohle und Fußball. Was nämlich weniger Beachtung gefunden hat, waren zum Beispiel die unzähligen Shows; ob Theater, Kino oder Musical, welche 2010 hier stattgefunden haben. Ob im Schauspielhaus Bochum oder auf unzähligen Open Air Bühnen, die Kunst des Schauspiels ist Teil der Identität des Ruhrgebiets. Auch der Film und das Kino sind untrennbar von der Geschichte dieser Region, so ist es nicht verwunderlich, dass einige der am längsten dauerhaft bestehenden Theater und „Lichtspielhäuser“ sich hier im Ruhrgebiet befinden. Im Jahr, in dem wir das Kulturzentrum Europas waren, war es nur logisch diesen Teil dieser Identität zu feiern.

Es gab aber auch viele Projekte, die sich rund um den Bergbau drehten; Kohle, Stahl und Maloche! So gab es die Schachtzeichen, gelbe mit Gas gefühlte, Ballons, welche überall da waren, wo sich früher der Eingang für einen Bergschacht befunden hat. Über 300 dieser Ballons markierten für einige Wochen den Strukturwandel für alle. Denn die meisten standen nicht bei einem Förderturm, sondern auf Parkplätzen, in Waldstücken oder in Wohnsiedlungen.

Auch sahen wir 2010 die Eröffnung des Ruhrmuseums Essen – eines Museums, das wie kaum ein anderes für das Ruhrgebiet steht. Aber auch das Bergbau-Museum nahm eine besondere Rolle ein: Es war das größte Besucherzentrum im Ruhrgebiet und empfing Millionen von Besucher:innen, die sich hier über das Programm der Kulturhauptstadt informieren konnten.

Ein weiteres sehr interessantes Projekt war die Sperrung der A40, dort wurden dann Tische und Stühle aufgebaut und ein Picknick veranstaltet. Die A40 steht für das Ruhrgebiet wie kaum ein anderes Stück Infrastruktur. Sie so zu nutzen und Menschen mal anders zu verbinden, war ein schönes Zeichen für diese Region. Der Ruf des Ruhrgebiets ist schließlich geprägt von dem Satz „Arm aber Ehrlich“ oder „Arm aber herzlich“. Ein solches Projekt, um also den Zusammenhalt und die Gemeinschaft zu feiern, war den Veranstaler:innen sehr wichtig. Allgemein stärkte Ruhr 2010 das Gemeinschaftsgefühl des Ruhrgebiets, man kommt halt nicht einfach aus Essen oder Dortmund, sondern aus dem Pott. Das ist eine Sachen, die auch noch 15 Jahre später geblieben ist; das Bewusstsein dieser Region. Aber was sonst noch?

Erst einmal die Route der Industriekultur, welche eine Strecke durch das ganze Ruhrgebiet markiert und auf dessen Weg alle Industriedenkmäler liegen. Die Strecke ist so geplant, dass man sie theoretisch mit dem Fahrrad oder mit dem Auto abfahren kann. Dies ist aber nur ein Beispiel für das Sichtbare; das nicht-Sichtbare ist aber der Abschluss des Strukturwandels der Region. Von einer ehemaligen Industrieregion zu einer boomenden Kultur-Metropole, die unglaublich viel zu bieten hat. So viele Theater, Museen oder Landschaftsdenkmäler findet man selten wo anders in Deutschland und hier sind sie auf nur einem Fleck versammelt. Das Ruhrgebiet ist mit über fünf Millionen Einwohner:innen eines der größten Ballungszentren in Europa und dementsprechend groß ist hier auch die Vielfalt. Das Ruhrgebiet ist bunt, auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sehen kann. So war dieses ganze Jahr der Kulturhauptstadt insgesamt ein Segen für das Ruhrgebiet, nur deswegen konnte auch dem Kulturangebot hier die Aufmerksamkeit zuteilwerden, die es jetzt immer noch hat. So besteht vieles davon auch heute noch und sorgt weiter dafür, dass dieses wunderschöne Fleckchen Erde so pulsierend mit Leben gefüllt ist. In diesem Sinne: Glück Auf!

:Steven Schöpper

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