Bild: Symbolbild, cc0

Mit seinem sechsten Studioalbum beweist Benito Antonio Martínez Ocasio (Bad Bunny) erneut, warum er einer der prägendsten Künstler unserer Zeit ist. „Debí Tirar Más Fotos“ verbindet Tradition mit Moderne, Kultur mit Kritik und lässt seine Fans tanzen – und gleichzeitig nachdenken.   

Das Album, das pünktlich zum Día de Reyes (Dreikönigstag) veröffentlicht wurde, ist ein musikalisches und kulturelles Kaleidoskop. Dieses musikalische Stück stellt Bad Bunnys Heimat Puerto Rico in den Mittelpunkt. Es erzählt von seinen Wurzeln, seiner Geschichte und seinen Menschen. Schon der Titeltrack „DtMF“ zeigt, wie Bad Bunny universelle Gefühle von Nostalgie und Verlust mit persönlichen Reflexionen verbindet – über vergangene Lieben, verlorene Momente und seine Sehnsucht nach der Heimat. Von der ersten Note an gelingt es ihm, Emotionen greifbar zu machen und die Hörer:innen in seinen Bann zu ziehen. Die Schönheit und die Wehmut eines vergangenen Momentes  sind irgendwie spürbar. 

Doch „Debí Tirar Más Fotos“ ist weit mehr als eine nostalgische Rückschau. Der Künstler, der sich selbst als „Conejo Malo“ (böser Hase) bezeichnet, erweist sich erneut als Meister darin, die musikalische Vergangenheit Puerto Ricos mit modernen Sounds zu verweben. Salsa-Samples wie in NUEVAYoL oder die bomba- und plena-inspirierten Klänge von CAFé CON RON holen traditionelle Genres in die Gegenwart. Besonders beeindruckend ist die Zusammenarbeit mit Künstler:innen wie RaiNao, Chuwi und den Pleneros de la Cresta, die für authentische Klänge sorgen und das kulturelle Erbe Puerto Ricos zelebrieren.   

Ein echtes Highlight des Albums ist der Song LO QUE LE PASÓ A HAWAii (Was mit Hawaii passiert ist). In diesem Track thematisiert Bad Bunny nicht nur die koloniale Vergangenheit Puerto Ricos, sondern prangert auch den Verlust kultureller Identität an. Mit der Zeile „No quiero que pase contigo lo que pasó a Hawaii“ (Ich will nicht, dass mit dir passiert, was mit Hawaii passiert ist) macht er deutlich, wie sehr ihn die Gentrifizierung und die Veränderungen in seiner Heimat bewegen. Auch in dem Song „Turista“ beleuchtet Bad Bunny die Folgen von Kolonialismus und Massentourismus. Ein begleitender Kurzfilm dazu soll die Gentrifizierung in Puerto Rico visuell greifbar machen. Hier zeigt sich der Künstler von seiner engagierten Seite, der nicht nur für Unterhaltung sorgt, sondern sich auch für soziale Gerechtigkeit einsetzt.   

Dass Bad Bunny all dies auf einem Karrierehöhepunkt tut – als globaler Superstar mit über 46 Millionen Social-Media-Followern und unzähligen Spotify-Rekorden – macht das Album umso bemerkenswerter. Es ist eine Liebeserklärung an Puerto Rico, die gleichzeitig weltweit Resonanz findet – auch in Deutschland. Europäische Fans sehnen sich seit Jahren danach, dass Benito nach Europa kommt, doch der Künstler zeigt sich diesbezüglich verhalten. Für ihn steht im Sommer eine Resdiency in Puerto Rico fest. Dort tritt er mehrere Wochen auf mit dem kleinenExtra, das in den ersten Wochen nur Menschen aus dem Land auf seine Konzerte können und das zu lokal bezahlbaren Preisen. Fans aus der Welt können hoffen, dass sich die Residency auch für sie öffnen wird, mit dem schönen, aber auch teuren Manko nach Pietro Rico reisen zu müssen. Doch wenn ich jetzt mal die Kostenbrille absetze, können wir sein Engagement für das Land schätzen und die damit verbundene finanzielle Stärkung. Natürlich nur, wenn es nicht zum Massentourismus führt!   

Bad Bunny beweist mit Debí Tirar Más Fotos, dass Musik nicht nur für TikTok gemacht ist.  Dieses Album ist ein genre- und generationsübergreifendes Kunststück. Es zeigt uns, dass es okay ist nostalgisch zu sein und sich gemeinsam zu erinnern. Aber! wir sollten die Momente im Hier und Jetzt nicht verpassen. Es hat einen Vibe, der zum Tanzen und Nachdenken einlädt. Und dabei ist es egal, ob man Spanisch kann oder nicht. Bad Bunny selbst sagte erst kürzlich dasselbe. Denn dieses Album ist für Puerto Ricaner:innen. Das heißt nicht, dass wir es nicht verstehen können! Viele Menschen insbesondere mit Zuwanderungsgeschichte fühlen sich gesehen. Sie teilen ihre Erinnerungen an ihre Heimat, Verwandten auf Social Media. Hiermit hat Bad Bunny einen Trend des Wertschätzens der Zeit und des Festhaltens dieser geschaffen. Ja, ich weiß das ist nicht neu! Aber in Zeiten des politischen Wirrwarrs ist es ein wohliges Gefühl.  Te júro!   

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