Die meisten werden es kennen, viele sogar selbst dort gewesen sein: das Planetarium Bochum. Spätestens jetzt, zu seinem 60. Jubiläum am 6. November, sieht man vermehrt Aushänge in der Stadt Bochum verteilt. Um Euch einen tieferen Einblick zu geben, haben wir uns mit der Leiterin Prof. Dr. Susanne Hüttemeister in Kontakt gesetzt.

Googlet man das Planetarium, wird man direkt mit der eigenen Aussage „Wir zeigen das Größte“ begrüßt. Und tatsächlich kann das Planetarium mit seiner Technik angeben: Die Kuppel ist 20 Meter breit, der Planetariumsprojektor Zeiss Universarium IV ist der modernste der Welt und das 3D-Soundsystem ist ein ungemein innovatives und modernes. Auch abseits des Technischen kann das Planetarium mit täglichen Vorführungen prahlen. Von Kinder- und Familienshows bis zu Vorträgen und künstlerischen Aktionen sind allerlei vertreten. Dazu gibt es einen Podcast mit momentan 60 Beiträgen und einen Newsletter. Rundum also eine kulturelle Einrichtung, die die Stadt Bochum um einiges bereichert. Das scheint auch die Stadt Bochum so zu sehen. Jetzt gehen wir nämlich an die Anfänge des Planetariums zurück.
Diese Geschichte fängt witzigerweise im selben Jahr an, wie die der Ruhr-Universität: Beide Institute wurden im Jahr 1960 geplant und endgültig abgesegnet. Während der Bau an der Uni erst 1964 begann, öffnete das Planetarium da bereits. Das Planetarium war im Zuge des Baus mehrerer Kultureinrichtungen im und am Bochumer Stadtpark geplant worden, das Gebäude wurde von einem Architekten des Bochumer Hochbauamts entworfen. Neben technischen Neuerungen und organisatorischen Änderungen sind Teile der Einrichtung im Original erhalten geblieben. So erklärt Frau Hüttemeister uns, dass geschwungene, massive Holztische, die in der Bar und dem Café verwendet werden, aus den 60ern stammen. Zudem sind das Café und der Shop mit geschwungenen Schiebetüren ausgestattet, die von Anfang an dort stehen. Laut Frau Hüttemeister ,,würde man heute auch kaum einen Schreiner finden, der so etwas noch herstellen kann“. Dazu hat sie uns noch genau erzählt, wo der Denkmalschutz, unter dem das Planetarium seit 2005 zu Teilen steht, aufhört: an den Türen zur Kuppel, inklusive der Türklinken, deren Form man nicht verändern dürfe.

Technische Innovation inmitten von Denkmalschutz
Das innere der Kuppel und ihre Technik müssen aber kontinuierlich verbessert und ausgetauscht werden. Um darauf einzugehen, springen wir jetzt in das Jahr 2000. Da erhielt das Planetarium einen seiner Schätze: den Planetariumsprojektor Zeiss Universarium IV. Das ist der weltweit modernste Projektor. Da die Homepage nur etwas knapp davon berichtet, haben wir Frau Hüttemeister auch dazu Fragen gestellt. Erst einmal fragten wir, wie genau das Bochumer Planetarium in diesen Besitz kam. Dazu erklärte sie, dass der Projektor der zweite weltweit ausgelieferte dieser Art gewesen war, und dass man den Besitz dem Verhandlungsgeschick ihres Vorgängers, Prof. Johannes Feitzinger, und der Unterstützung der Stadt Bochum verdanken könne. Die Stadt Bochum hat diesen Vorgang nämlich mit mehreren Millionen Deutschen Mark unterstützt.
Und was macht diesen Projektor so besonders? Nicht jeder hat viel Ahnung von Technik, auf der passenden Webseite dazu wird aber vor allem auf die technischen Details der Ausrüstung eingegangen. Da half uns Frau Hüttemeister auch weiter: ,,Die optische Qualität ist schlicht nicht verbesserbar. Sie ist auch der am besten aufgelösten heutigen Videotechnik um etwa einen Faktor 100 überlegen. Das liegt daran, dass mit knapp 10.000 einzelnen Glasfasern gearbeitet wird, für jeden Stern, den man mit dem bloßen Auge unter allerbesten Bedingungen sehen kann, eine. Die entsprechenden Lichtpunkte werden durch eine extrem hochklassige Optik scharf auf der Kuppel abgebildet.“
Im Gegensatz dazu erklärte sie, dass selbst die besten konventionellen Videosysteme mehrere Pixel bräuchten, um einen Stern hell genug projizieren zu können. Grob noch einmal zusammengefasst heißt das also, dass der Projektor so stark ist, dass er alle Sterne einzeln und realitätsnah abbilden kann. So entsteht eine ganz besondere und echt aussehende Projektion im Bochumer Planetarium. So echt aussehend, dass Astronauten der Europäischen Weltraumorganisation dort ihr „Himmelstraining“ absolvieren können.

Allumfassendes kulturelles Angebot
Wie bereits erwähnt, bietet das Planetarium täglich verschiedene Veranstaltungen an. Auf die Nachfrage hin, ob Frau Hüttemeister eine Nachricht an unsere Leserschaft hätte, antwortete sie: „Die Botschaft ist immer die Vielfalt des Angebots, bei der auch für Studierende, egal, welchen konkreten Geschmack sie haben, bestimmt etwas dabei ist.“ Um diese Nachricht weiterzutragen, stellen wir noch kurz das Programm vor.
Allen voran gibt es Astronomie-Shows. In diesen wird das Universum bildlich vorgestellt. Diese gibt es täglich zu einer ganzen Bandbreite von Themen – ob man Fotos von schwarzen Löchern, Simulationen des Urknalls oder Polarlichter und Sterne sehen möchte, alles ist dabei. Wer sich auf einer wissenschaftlicheren oder tieferen Ebene über Astronomie informieren möchte, der kann auch Vorträge und Astrofotographiekurse besuchen. Der sogenannte Astronomiekurs mit Dr. Tom Fliege findet mehrmals im Jahr statt und bringt Interessierten an vier Abenden Astrofotographie bei. Auch findet bald, am 20. November, ein Vortrag zum Mond als Ziel von Raumfahrtprogrammen statt.
Wer sich kulturell bereichern möchte, kann dies im Zuge der Lesungen, Konzerte und Specials tun. So gibt es am 21.11.2024 ein Special zum Ruhrgebiet, in dem ein Komponist und Medienwissenschaftler interdisziplinäre Methoden verwendet, um Eindrücke und Daten künstlerisch zu verarbeiten. Es gibt aber auch reichlich Konzerte und Hörspiele. Thematisch passend gibt es auch weihnachtliche Konzerte.
Zu guter Letzt fragten wir Frau Hüttemeister, ob sie einen Funfact habe, den sie teilen möchte. Ihre Antwort: Jeden Freitag, um 13 Uhr, finden im Planetarium Trauungen statt. Wer da heiraten möchte, sollte aber vorausplanen: Der Terminkalender ist bereits ein Jahr im Voraus ausgebucht.

:Halima Okanovic

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