Der Optionalbereich – eine Option die nicht ganz so optional ist, wie sie sich zunächst anhört. Einen Freudentanz habe ich jedenfalls nicht aufgeführt, als ich zum ersten Mal meine ganzen Kurse wählen musste. Dabei ist das Glas doch auch halb voll, statt halb leer, wenn man ein bisschen seinen Blickwinkel ändert.
Ich studiere nun schon eine ganze Weile und mit jedem neuen Wintersemester, das anbricht, werde ich an meine Anfänge an der Ruhr-Universität Bochum erinnert. Die Unsicherheit bei der Kurswahl und die vielen ungeklärten Fragen. Was genau ist ein Modul, wie viele Seminare sind zu viele Seminare und warum muss ich jetzt auch noch um den Optionalbereich kümmern? Dafür habe ich aber nicht unterschrieben gehabt…
Der Optionalbereich hat mich besonders in den ersten Semestern viel beschäftigt und genervt. Wir wurden irgendwie nicht richtig warm miteinander. Und ich war empört. Schließlich musste ich jetzt auch noch was wählen, was ich gar nicht wollte – auf die Punkte konnte ich ja schlecht verzichten. Dabei hatte ich gar keine Lust darauf und wollte es einfach schnell hinter mich bringen. Kommiliton:innen erzählten mir ähnliche Eindrücke. Ich denke, an dieser Stelle hört man auch ein bisschen heraus, dass ich dieser ungewollten Option nicht gerade mit Begeisterung entgegentrat. Der Optionalbereich war für mich eben kein Gewinn, sondern viel mehr eine Belastung. Er gehörte halt ab jetzt dazu und ich wusste nicht so richtig, was ich damit anfangen soll. Schade eigentlich, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht das wahre Potenzial dahinter erfassen konnte. Ich wollte mir nicht vorstellen, dass die zusätzliche Auswahl an Kursen eine Bereicherung sein könnte. Das Ganze als gute Möglichkeit zu sehen, fiel mir schwer.
Erstmal musste ich mich jedoch auf ein Profil festlegen. Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass wir acht Stück davon zur Auswahl haben. Freie Studien, Forschung, International, Lehramt, Praxis, Sprachen, Wissensvermittlung oder Zukunft – das sind einige. Auf die einzelnen Profile werde ich allerdings nicht weiter eingehen. In unserer letzten Ersti-Ausgabe für das Wintersemester 2024/2025 haben wir Euch bereits eine ausführliche Übersicht mit den Profilen und ihren Inhalten und Schwerpunkten zusammengestellt. Wenn Ihr noch keine Auswahl getroffen habt und unschlüssig seid, könnt Ihr dort vorbeischauen. Der Optionalbereich selbst hat auch eine Webseite, auf der Ihr Euch durch die unterschiedlichen Profile durchklicken könnt: https://optio.ruhr-uni-bochum.de/index.php/profile/. Da das Semester bereits angefangen hat, sind einige Anmeldefristen schon ausgelaufen. Manchmal hat man aber auch die Möglichkeit nachzurücken, wenn sich andere Teilnehmer abmelden. Lasst Euch also nicht zu lange Zeit, wenn Ihr überlegt, noch einen Kurs zu wählen. Bei manchen Kursen läuft die Anmeldung außerdem noch und ansonsten heißt es doch so schön: Probieren geht über Studieren. Hier findet Ihr eine Übersicht des Optionalbereichs vom 5. Oktober: https://optio.ruhr-uni-bochum.de/wp-content/uploads/2024/10/Neu-Freie-Plaetze-Optionalbereich-WiSe-24-25.pdf. Viele Kurse kehren auch im nächsten Semester zurück, seid also nicht allzu traurig, wenn es mal nicht klappt.
Da ich in meiner Wahl der Kurse relativ flexibel sein wollte, kam mir das Profil Freie Studien wie gerufen. Ich musste mich an keine bestimmte Richtung binden und konnte frei aussuchen, ob ich mich jetzt gerade lieber Spanisch lernen oder mich doch eher mit Grundlagen der Existenzgründung beschäftigen möchte. Ich wollte auf jeden Fall möglichst schnell die Punkte zusammensammeln und den Optionalbereich hinter mir lassen. Also entschied ich mich dazu, möglichst Kurse zu wählen, die meiner Meinung nach schnell (und ohne Hausarbeit) abgeschlossen werden konnten. Am besten wäre es natürlich, wenn sie nur ein Semester lang dauern würden. Ich entschied mich für Japanische Geschichte, Koreanische Geschichte und Archäologie, aber sind wir mal ehrlich: Wirklich durchdacht war das nicht. Ich bekam zwar einen interessanten Einblick in Bereiche, etwas anfangen konnte ich mit dem neuen Wissen aber nicht. Und die Geschichtsstunden raubten mir spätestens in der Klausurenphase den letzten Nerv, als ich dann alles auswendig lernen musste. Bei der Erinnerung daran läuft es mir kalt den Rücken runter.
Generell traf ich meine Wahl eher sporadisch, schon fast wahllos, und ich machte mir keine Gedanken dazu, ob mir meine Wahl später wirklich nützlich sein würde – später, wenn ich die Uni abgeschlossen habe und mich richtig auf dem Arbeitsmarkt umsehe. Aber irgendwie schien mein Kompass nicht recht zu funktionieren und ich orientierte mich ein bisschen an Norden vorbei. Ich will sagen: Ich hätte mehr danach gehen müssen, was mir in Zukunft nützlich sein könnte. Die Chance dafür nutzen, mir Kompetenzen und zusätzliche Auszeichnungen anzueignen, die mir später weiterhelfen und bessere Aussichten ermöglichen würden.
Selbstverständlich belegte ich auch Module, die mich wirklich interessierten, wie zum Beispiel eine Schreibwerkstatt, in der man das kreative Schreiben übt, – und das ist gut so. Spaß ist schließlich wichtig, vor allem, wenn man etwas lernen möchte und sich nicht von Sitzung zu Sitzung quälen will. Mit den Semestern, die vorbeizogen, wurde mir allerdings einiges klar. Durchhetzen und den vermeintlich weniger aufwendigen Weg nehmen, ist nicht immer die effizienteste (und einfachste) Lösung. Es lohnt sich, auch mal in den sauren Apfel zu beißen und sich für „Data Literacy – Grundlagen für das Überleben in der Datenwelt“ oder sowas zu entscheiden, ehrlich. Durch den Optionalbereich habt Ihr zum Beispiel auch die Möglichkeit, Euch das Nachhaltigkeitszertifikat ausstellen zu lassen (wenn Ihr mehr darüber erfahren wollt, schaut in Ausgabe 1413 vorbei). Wir hoffen, Euch damit gedanklich einen Schritt weiter gebracht zu haben.
:Alina Nougmanov
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