Wer hat Angst vorm autistischen Mann? Während ADHS das soziale Stigma durch Aufklärung immer mehr aufbrechen konnte, zieht Autismus langsamer hinterher. Eltern erzittern vor Furcht bei dem Gedanken, ihr Kind könne autistisch sein. Ist es das wirklich, so sind SIE die wahren Opfer, ein solches Kind ist so schwer zu erziehen, ugh! Der Fluch bricht aber auch bei Jüngeren nicht ab; allzu oft werden klassische Autismussymptome als ADHS-Symptome oder gar „neurodiverse“ Symptome vermarktet, und Leute sprechen glücklich darauf an. Neben tatsächlich möglichen Overlaps werden Falschinformationen verbreitet, wie dass Sensorikstörungen und Rückzug in nonverbale Kommunikation indikativ für ADHS seien. Mit diesen Infos als Hauptzutat und Missverständnissen als Würze, wird online eine Neurodiversitäts-Suppe gekocht, in der sich jeder wiederfinden kann. Eine Freude für alle, die durch solchen Content Klicks kriegen, und alle, die nur Relatability suchen. So muss man sich nicht mit der bösen Diagnose „Autismus“ auseinandersetzen und kann es für sich selbst als ADHS oder, neues Buzzword, „Hochsensibilität“ abtun. Ein kleiner Lichtblick: Immerhin kann solcher Content als Anstoß zur Auseinandersetzung mit Behinderungen dienen. 

:ayem

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