Content-Note: In diesem Kommentar geht es um die Körperverletzung, die sich am 20. Juli am Campus der Ruhr-Uni Bochum ereignet hat.
Auch wenn unsere Stimmung mehr nach Sonderausgabe ist, sehen wir unsere Pflicht als studentisches journalistisches Medium über die Vorkommnisse am GA-Gebäude zu berichten. Dennoch ist dies ein Kommentar und beinhaltet den Einfluss der eigenen Meinung der Autorin. Der Kommentar wurde zur Klarheit der Leserschaft am 31.07.2022 geschrieben, um den Stand der Aktualität einzuordnen.
Stellt euch vor, ihr kommt von der Toilette und werdet von einem Mann plötzlich angegriffen. Beleidigungen und Schläge prasseln auf euch ein. Genauer gesagt: Verletzte er sie, indem er ihren Kopf gegen die Wand schlug und sie in den Unterleib trat, sodass sie zu Boden fiel. Die Polizei spricht von leichten Verletzungen und auch der Vorwurf einer rassistischen Äußerung wurde von offiziellen Seiten der RUB veröffentlicht. Den wenig freundlichen Worten: „Geh zurück in dein Land!“ durfte sich die Geschädigte aussetzen. Dieser Fall ist auf so vielen Ebenen traumatisierend und augenöffnend zugleich. In diesem Hassverbrechen zeigt sich: Rassismus und Misogynie, aber auch, dass der Hafen des Wissens kein sicherer Ort für mehrfach Diskriminierte ist. Insbesondere in Coronazeiten, wo der Campus manchmal einem Gespensterhaus gleichen könnte. Da ist das Mindeste, dass die Uni der Studentin zur Seite steht, so heißt es von Prorektorin für Diversität, Inklusion und Talententwicklung Prof. Dr. Isolde Karle: „Wir stehen der Studentin bedingungslos zur Seite und sorgen für umfassende Hilfe in Form von psychologischer und juristischer Begleitung. Wir haben ihr auch Kinderbetreuungsmöglichkeiten angeboten, damit sie sich nochmals in ärztliche Behandlung begeben kann“. Zusätzlich wurden die Sicherheitsmaßnahmen am Campus erhöht. Und die Präsenz des Wachdienstes deutlich verstärkt. Das klingt alles schön und gut, aber am Ende bleibt die Angst. Die Angst die FLINTA* eh schon hatten, wenn sie in zwielichtigen Etagen auf verdunkelte Toiletten gehen mussten oder eben den dunklen Weg vom GB bis zur U-Bahn laufen mussten. Das Unwohlsein am Campus ist nicht neu, es wurde durch diese Tat nur wieder verschärft. Da ist es mehr als schade, dass ein Projekt wie „Unser Campus“, welches Präventionsmaßnahmen für die Sicherheit von FLINTA* erarbeitet, wohl Geschichte ist. Die Stimmen waren immer laut und machten auf Missstände aufmerksam. Doch auch hier muss es erst wieder eskalieren, damit was passiert. Dass die Studentin wahrscheinlich mit dem Campus mehr Negatives verbinden wird als den schönen Unialltag, scheint das nötige Soll, das gezahlt werden muss. Der Uni hat es immer gereicht, Kampagnen mit viel Inhalt, aber wenig Aktion zu gestalten. Als mehrfach diskriminierte Person zerreißt es mir das Herz, lesen zu müssen, dass das Schlimmste, was ich mir hätte vorstellen können, am Campus passiert ist. Mehr noch zu wissen, wenn ich eine Stunde früher mein Seminar gehabt hätte, dann hätte ich das sein können, macht mich immer noch fertig! So geht es im Übrigen oftmals migrantischen Menschen oder FLINTA* nach diskriminierenden Angriffen. Sie fühlen sich unsicher! Also Uni, wenn wir ein offensichtliches *externes und internes* Rassismusproblem haben, dann wird es mit cuten Postern und Sprüchen nicht reichen. Schafft endlich Sicherheit für die, die es brauchen.
Falls ihr am 20. Juli zwischen 9.40 und 10.30 Uhr im GA-Gebäude wart, möchten wir dazu aufrufen, dass ihr euch bei der Polizei meldet, wenn ihr etwas
mitbekommen habt.Die offizielle Beschreibung des Täters laut der Polizei:
„Der Täter wird wie folgt beschrieben: 40 bis 45 Jahre alt, 1,80 m groß, stabile Statur (dicker Bauch), kurze lichte Haare (Haarkranz) sowie blau-grüne Augen. Er sprach akzentfreies Deutsch. Bekleidet war er mit einem weißen Poloshirt, einer kurzen dunklen Hose und dunklen „sportlichen“ Schuhen.
Die Kriminalpolizei nimmt Zeugenhinweise unter 0234 909-4505 oder -4441 (Kriminalwache) entgegen.“
:Abena Appiah
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