Der vermeintliche Charming Boy, der den Brit:innen den Brexit brachte, den er am Ende selbst gar nicht so wirklich wollte, ist nun nach langem Hin und Her zurückgetreten. Endlich, wie einige meinen. Doch der Charakter fasziniert! Ein Mensch, der immer durchs Leben kam und das ohne Kompromisse.
Boris de Pfeffel Johnson. Blond, tabubrechend schlagfertig! Boris Johnson ist Wack. Der Charming Boy, der schon in der Schulzeit Probleme damit hatte, kritisiert zu werden. Dabei gehört die Welt doch ihm. So konnte es nicht anders sein, dass er 1983 Vorsitzender des „Male-Only Bullingdon Club“ der Oxford University wird. In dieser Zeit gab es Vorwürfe gegen den Elite-Club, dass sie sexistisch handelten, vandalisierten und gemobbt haben. Aber betroffen waren ja nur FLINTA* und arme Menschen also alles halb so wild. Deswegen konnte man es auch lustig finden, dass dieses Verhalten an den Tag gelegt wurde und Menschen sich eingeschüchtert gefühlt hatten. Boris ist ein Nepotism Baby und konnte nach seiner Hochzeit mit einer Millionenerbin ein Traineeship bei der Times bekommen. Aber so wie Bongo Boris durfte nach einem Jahr schon die Koffer packen, da er ein Zitat erfunden hatte, welches auf der Titelseite gedruckt wurde. Halb so schlimm denn durch Kontakte landete er beim The Telegraph und The Spectator als Kolumnist. Sehr nice! Denn Mr. Brexit hatte schon immer ein Problem mit der Wahrheit und machte sich die Welt widde, widde wie sie ihm gefällt. So konnte er unverblümt darüberschreiben, dass die Probleme Afrikas nur vorhanden seien, weil die Brit:innen den Kontinent verlassen haben und keine Machtstellung mehr hätten. Grundsätzlich könne man den Kolonialismus und die Ausbeutung nicht die Schuld geben. Denn die Länder hätten davon profitiert unter der Britischen Krone zu stehen. Wie anfangs erwähnt ist Boris ein golden Child, dass alles bekommt, was er will. Der kleine Junge in ihm der Leader of the World werden wollte, spielte auch in seinem Privatleben Gott. So heiratete er früh, hatte zahlreiche Affären, ließ sich scheiden, zwang eine Frau zur Abtreibung. Alles was Bongo Boris wollte, wurde zu seinem Gesetz. Was nicht immer ungestraft bleibt. Als konservativer Vize muss er seinen Platz verlassen, denn Abtreibungen gehören nicht ins Bild der Tories passen und den Vorsitz anlog. Bei The Spectator tritt er auf Druck zurück, weil er seinem Chefredakteur seinem Nachfolger sagte, dass er der Mitarbeiterin doch einfach beherzt an den Po packen sollte und sie ihres Weges schicken sollte. Boris you dirty, dirty, pig!
Aber das hält einen Boris nicht auf. Das Leben des Blond Charmingboys startet jetzt erst richtig durch. 2008 wird er Bürgermeister von London. Seine politische Karriere baute sich wie seine journalistische auf Lügen auf. Denn warum die Wahrheit erzählen, wenn es halb so lustig ist? Aber wir wissen ja: Politiker:innen, die Rationalität zugunsten populistischer Effekte aufgeben, können eine Gefahr für ein Land sein. I’m looking at you America! But anyways. Für die Brit:innen wäre und ist es wohl zu schmerzhaft zu realisieren, dass sie die EU aufgrund eines Scherzes und Machtspiels eines großen Egos verlassen haben. Denn auch wenn er auf den Zug stieg, schrieb er nicht nur über die Vorzüge des Brexit, sondern auch was passieren könnte, wenn sie wirklich die EU verlassen würden. Dort kamen auch Szenarien vor was das „Leave“ bedeuten würde, dass Großbritannien nach einem Brexit erwarten könnte. Denn Boris spekulierte darauf, dass sich das Volk knapp gegen den Brexit entscheidet und er beliebt bei den Eurogegner:innen wird und somit Top-Kandidat der Konservativen wird. Jokes on him! Der Partyboy, der Probleme mit der Wahrheit hatte brachte mit seinen europafeindlichen Lügen den Brexit, die er über Jahre hinweg in seinen Kolumnen schürte. Wollte Geflüchtete nach Afrika schicken. Machte Partys, während andere im Lockdown waren, wusste nie was von irgendwelchen sexuellen Übergriffen und spielte den Humble Boy für das „niedere Volk“. BUT! Er ist ein Richboy, der auf Krampf alles bekommen hat, was er wollte. Keine Gesetze gelten für ihn nicht wirklich. Ein Mensch, der besser Selbstmarketing als Politik beherrscht gepaart mit Lügen und schein – der Blonde Houdini eben.
ABER es war auch nicht alles schlecht unter Boris Johnson! Er hat die Leihfahrräder und ein neues Doppeldeckermodell nach London gebracht. Thumbs Up, Boris. In diesem Sinne GET BORIS DONE!
:Abena Appiah
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