Zwei linke Aktivisten sind Ziel einer Hetzkampagne durch Rechtsradikale. Das Mittel: Falsche Vorwürfe des Missbrauchs. TW: Sexueller Missbrauch
Vor mittlerweile 3 Wochen teilte ein Instagram-Account ein Bild von zwei Männern. Diese wohnten in der Dortmunder Nordstadt und hätten eine Minderjährige unter Drogeneinfluss sexuell missbraucht. Menschen, die ihre Adresse kennen, sollten sich melden. Wer in Dortmund politisch aktiv ist, hat beide Gesichter wohl schon mal gesehen und war möglicherweise erst geschockt über die Vorwürfe. Doch schnell wird klar: Hier ist was faul. Joshua und Marian, die einigen durch den Podcast Übertage sicherlich ein Begriff sind, stellten schnell klar, dass an diesen Vorwürfen nichts dran sei. Zuerst gingen sie davon aus, dass es eine Aktion der besonders aus Dortmund-Dorstfeld bekannten Nazi-Szene sei. Vielmehr, so wurde schnell klar, steckt hinter der Initiative wohl eine Personengruppe aus einem kriminellen, jedoch eher migrantischen Milieu, die klare Verbindungen zu organisierten Neo-Nazis hat. Diese Hintergründe veröffentlichte kürzlich dann auch das Recherche-Kollektiv NRW (@NrwRecherche) auf Twitter.
Zuerst hofften sie, dass die Geschichte sich wegen mangelnder Verbreitung von selbst erledige, doch die Gerüchte machten ihre Runden. So berichtete Marian davon, beim Essen an der Münsterstraße von einer Personengruppe angesprochen worden zu sein, die ihn mit diesen Vorwürfen konfrontierte. Er konnte die Situation beruhigen, und sowohl den sich sammelnden Personen als auch der hinzugerufenen Polizei erklären, was es mit den Gerüchten auf sich hat. Gegen die Verbreiter der Gerüchte wurde in diesem Kontext auch Anzeige erstattet. Für Joshua und Marian sind aus dieser Situation mehrere Schlüsse zu ziehen. Zuerst dürfe man die rechtsextreme Szene in Dortmund nicht unterschätzen, auch wenn sie an Einfluss verloren hat. Außerdem müsse klar sein, dass Selbstjustiz, besonders gegen vermeintliche Kinderschänder durch einzelne Personen, nicht das Mittel gegen Missbrauch und Vergewaltigung sei. Vielmehr müssten Schutzräume und Präventionsarbeit geleistet werden und feministischer Selbstschutz sichtbarer etabliert werden. Der Großteil an sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Kinder findet in Familien und im engen sozialen Umfeld der Betroffenen statt. Die Informationslage in der Bevölkerung, sei noch viel zu schlecht, und führe zu fehlendem oder falschem Bewusstsein über tatsächliche Fälle, Täter und Betroffene. Die Kampagne, die gegen sie gestartet wurde, sehen beide aber auch als Zeichen, dass sie mit ihrer Arbeit etwas erreichen – offenbar genug, um von Dortmunder Rechtsradikalen als Gefahr wahrgenommen zu werden.
:Anonym
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